"Revolution ohne Guillotine" Grillo will europaweites Netz
19.04.2013, 06:48 Uhr
Grillo ist ein Fensehstar in Italien.
(Foto: dpa)
Ist das alles nur Getöne oder steckt schon mehr dahinter? Der Chef der italienischen Protestbewegung, Grillo, möchte in ganz Europa Protestgruppen zusammenschließen. Wobei schon jetzt klar ist, an welchem Vorbild sie sich orientieren sollen.
Der Chef der bei der italienischen Parlamentswahl überraschend erfolgreichen Protestbewegung Fünf Sterne, Beppe Grillo, will seinen Politikstil zum Exportschlager für ganz Europa machen. Er habe "die größte Revolution der Geschichte" geschafft, "bislang eine Revolution ohne Guillotine", sagte der 64-jährige frühere Komiker. Seine Bewegung gehe klar "über die Empörten und Occupy Wall Street" hinaus, zwei bekannte weltweite Protestgruppierungen gegen die Großfinanz.
"Wir und auch Andere sind dabei, uns in Europa zu organisieren", sagte Grillo, der in den 1980er Jahren über das italienische Fernsehen Bekanntheit erlangt hatte und dessen Bewegung bei der Parlamentswahl Ende Februar ein Viertel der Stimmen für sich verbuchen konnte. "Die Bewegungen in Spanien etwa orientieren sich an der unsrigen", fügte er hinzu. Grillo gilt seinen Anhängern als eine Art Guru, Kritiker bemängeln aber fehlende demokratische Strukturen innerhalb seiner Bewegung und werfen ihm Populismus vor.
Grillo sagte, bei den etablierten Parteien handle es sich um "Dinosaurier, die es seit 30 Jahren gibt und die das Land ruiniert haben". Dass er wegen seiner Vergangenheit als Komiker in der Presse mitunter als "Clown" bezeichnet wurde, stört ihn nicht. "Clowns rufen positive Gefühle hervor, ich war Komiker und verfüge über einen speziellen Sinn für Menschen", sagte er. Wer aber erwartet habe, dass er "Italien binnen 15 Tagen ändern" werde, und nun enttäuscht sei, hätte "uns nicht wählen dürfen".
Grillo verteidigte seine Ablehnung einer Koalition mit dem Mitte-links-Lager nach der Parlamentswahl. "Sie wollten nur unsere Stimmen, aber haben mit uns nicht über eine wirkliche Zusammenarbeit gesprochen", sagte er. Zu seiner Forderung nach einem Referendum über die Mitgliedschaft Italiens in der Eurozone führte Grillo aus, er selbst sei nicht entschieden, ob er für einen Verbleib oder einen Austritt sei. "Der Euro ist nicht Europa", sagte er. Da derzeit "alles auf Finanzspekulation" basiere, sei "ein Plan B" nötig.
Quelle: ntv.de, AFP