Politik

Fünf Fakten zur "Überfremdung" Islamisierung Deutschlands findet nicht statt

"Wir müssen uns an Moscheen gewöhnen", sagt Innenminister de Maizière. Diese Minarette hier stehen allerdings im türkischen Belek.

"Wir müssen uns an Moscheen gewöhnen", sagt Innenminister de Maizière. Diese Minarette hier stehen allerdings im türkischen Belek.

(Foto: dpa)

Die Bundesregierung stellt den Migrationsbericht 2013 vor. Daraus ist ableitbar, was Pegida, Legida und Co nicht gerne hören werden: Die Islamisierung Deutschlands ist eine Mär. Dies belegen Fakten.

Es geht los mit Zahlen: Mehr als drei Viertel, genau 76,8 Prozent der Einwanderer nach Deutschland, stammen aus der Europäischen Union. Dieser Anteil aus dem neuen Migrationsbericht der Bundesregierung ist ein erster Indikator dafür, was Innenminister Thomas de Maizière danach im Detail erläutert und was die Faktensammlung enthält. Insgesamt kamen im Jahr 2013 gut 1,2 Millionen Zuwanderer nach Deutschland. Das ist die größte Zahl seit 20 Jahren. Ein Jahr zuvor waren es 1,08 Millionen.

Doch findet eine "Islamisierung" statt, wie die Pegida- und Legida-Organisatoren und -Demonstranten in Sachsen vermuten? Nein. Die Fakten sind so eindeutig, dass de Maizière einen Dialog mit Pegida nicht für nötig hält: "Ich habe nicht die Absicht, mit Pegida zu reden. Da stößt mich sehr vieles sehr ab, um es zurückhaltend zu sagen." Zugleich appellierte er bei der Vorstellung des Migrationsberichts an den Integrationswillen der deutschen Zivilgesellschaft. "Wir müssen uns an Moscheen gewöhnen."

Fünf Fakten zum Märchen der Islamisierung:

Erstens: Die mit Abstand meisten Zuwanderer kamen erneut aus Polen, dann folgen Rumänien, Bulgarien, Italien und Spanien. Keines dieser Länder ist muslimisch geprägt.

Zweitens: Unter den ersten 20 Herkunftsländern der Zuwanderung nach Deutschland sind nur zwei Staaten, deren Bevölkerung mehrheitlich muslimischen Glaubens ist: die Türkei und Syrien. Aus Deutschland wandern jedoch mehr Menschen in die Türkei aus, als von dort nach Deutschland kommen. Im Falle von Syrien kommen vor allem Kriegsflüchtlinge. Und die will Pegida ihrem Forderungspapier zufolge aufnehmen.

Drittens: Etwa 65 Prozent der 109.580 Asylerstanträge wurden im Jahr 2013 von Personen muslimischen Glaubens gestellt, also von rund 71.000 Menschen. Dies gibt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge an.

Viertens: In Sachsen, dem Zentrum der Pegida-Bewegung, gibt es rund vier Millionen Einwohner. Im Jahr 2013 kamen rund 11.000 Ausländer hinzu. Davon waren 5040 Asylbewerber. Legt man die 65 Prozent an, wären es 3024 Flüchtlinge muslimischen Glaubens, die Pegida eine Islamisierung des Abendlandes fürchten lässt.

Fünftens: Rund die Hälfte der Zuwanderer bleibt weniger als ein Jahr in Deutschland. Eingeschlossen in dieser Statistik sind Asylsuchende, die nicht aufgenommen wurden.

Was der Bericht auch verrät: Die Dynamik der Migration insgesamt hat sich beschleunigt. So zog es zwölf Prozent mehr Menschen aus Deutschland weg, insgesamt 800.000 Personen. Für 77 Prozent war dabei ebenfalls das europäische Ausland die Zielregion. Gegeneinander aufgerechnet gab es eine Netto-Zuwanderung von 430.000 Menschen. Das Statistische Bundesamt hat im Mikrozensus 2013 festgestellt, dass in Deutschland 6,2 Millionen Ausländer leben. Das sind 7,6 Prozent bei einer Gesamtbevölkerung von 81,1 Millionen.

Die bisher bekannten Zahlen für 2014 lassen ebenfalls nicht vermuten, dass es einen allgemeinen Trend zu muslimischer Zuwanderung gibt. Die ersten fünf Monate 2014 führten Rumänen (36.200), Polen (22.700), Italiener (15.100), Bulgaren (13.500) und Kroaten (10.800) die Zuwandererliste aus der EU an. Ins Gewicht fällt aber auch der Bürgerkrieg in Syrien: In den ersten fünf Monaten, also bis Mai 2014, waren fast 16.000 Syrer zugewandert. Diese Entwicklung dürfte sich im Rest des Jahres fortgesetzt haben, da die Zahl der Asylbewerber aus Syrien weiter stieg.

Quelle: ntv.de

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