Politik

Blackwater lässt grüßen Kämpfen US-Söldner in der Ukraine?

Blackwater.JPG

Krieg als Geschäftsmodell: Auf seiner Internetseite stellt Academi (früher Blackwater) seine Dienstleistungen vor.

Es wäre ein Skandal. Während die US-Regierung den Einsatz russischer Elitesoldaten auf der Krim verurteilt, kämpfen amerikanische Söldner gegen Separatisten in der Ost-Ukraine. Noch gibt es keine Belege, aber immer mehr Indizien dafür.

Die Gerüchte halten sich hartnäckig: Seit Wochen tauchen immer wieder Berichte über amerikanische Söldner auf, die angeblich in der Ukraine gegen Separatisten kämpfen. Und langsam drohen die Gerüchte sich in Gewissheit zu verwandeln. Nachdem bisher vor allem prorussische Medien über den Einsatz von US-Söldnern berichteten, behauptet nun erstmals ein deutsches Medium, über verlässliche Belege dafür zu verfügen: die "Bild am Sonntag".

Das Blatt beruft sich auf Informationen des Bundesnachrichtendienstes (BND). Demnach sind rund 400 Mitarbeiter des amerikanischen Unternehmens Academi in der Ukraine im Einsatz. Die Männer führen laut der Zeitung schwer bewaffnete Guerillaangriffe in der Nähe der abtrünnigen Stadt Lugansk aus. Der BND äußerte sich bisher nicht zu dem Bericht. Sollte er sich bestätigen, wäre ein diplomatischer Gau, ein Skandal programmiert.

Als Moskau während der Krim-Krise russische Spezialeinheiten auf die Halbinsel schickte, ertönte im Westen noch ein Aufschrei der Empörung. Es war von einem Eingriff in die Souveränität Kiews die Rede, von aggressiver Einflussnahme. Der Vergleich hinkt zwar, Academi-Mitarbeiter sind keine Angestellten Washingtons, und doch dürfte einem Einsatz der Söldner in den abtrünnigen Regionen der Ukraine mindestens der Hauch der Doppelmoral anhaften. Und Moskau dürfte sich darin bestätigt fühlen, sich in die Angelegenheiten auf der Krim und im Osten der Ukraine einzumischen. Denn die Verbindungen des Unternehmens zum Weißen Haus in Washington sind mehr als eng und die Reputation der Söldner mehr als schlecht.

Mitarbeiter mit üblem Ruf

Academi ist das Nachfolgeunternehmen von Blackwater, das einst US-Elitesoldaten gegründet haben. Mitarbeiter waren unter anderem im Irak- und angeblich auch im Afghanistan-Krieg im Einsatz. Chef des Unternehmens ist derzeit der Ex-Brigadegeneral der US-Army, Craig Nixon.

Academi betreibt Trainingseinrichtungen in Moyock im US-Bundesstaat North Carolina, in San Diego, Kalifornien und Salem in Connecticut. Der Hauptsitz der Firma liegt in McLean im Bundesstaat Virginia. Das US-Verteidigungsministerium zählt zu den wichtigsten Auftragsgebern des Unternehmens.

Ein Skandal wäre der Einsatz nicht nur, weil die Nähe zu Washington so offensichtlich ist, sondern auch, weil die Söldner von Academi einen äußerst miesen Ruf haben. Als Academi noch Blackwater hieß und im Irakkrieg im Einsatz war, beteiligten sich Mitarbeiter nach Angaben der Enthüllungsplattform Wikileaks an Folter und Mord von Zivilisten. Als der Ruf des Unternehmens ruiniert war und Blackwater für die düsteren Seiten eines privatisierten Krieges stand, wurde das Unternehmen 2009 zunächst in XE Services umbenannt. Zwei Jahre und einige strukturelle und personelle Veränderungen später erhielt es seinen aktuellen Namen.

Academi bestritt schon im März, in der Ukraine im Einsatz zu sein. Ein "Unverantwortlicher Blogger und ein Onlinereporter" hätten "Gerüchte" verbreitet. Es handele sich um einen "sensationalistischen Versuch, Hysterie zu verbreiten", hieß es damals von dem Unternehmen. Und auch den jüngsten Bericht weist das Unternehmen zurück. Academi habe nirgendwo in der Ukraine Personal präsent oder im Einsatz, sagte Vizeunternehmenschefin Suzanne Kelly "Zeit Online". Es seien auch weder ein Einsatz noch eine Präsenz in der Ukraine geplant.

Auf der Videoplattform Youtube kursieren dagegen seit Wochen Videos, die Academi-Mitarbeiter in der Ukraine zeigen sollen. Teils in den Uniformen ukrainischer Sondereinheiten. "Bild am Sonntag" behauptet zudem, dass ausgerechnet US-Geheimdienstmitarbeiter die verdeckten Einsätze im Osten der Ukraine bestätigt hätten.

Quelle: ntv.de, ieh

ntv.de Dienste
Software
Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen