Politik

Rechte Söldner in Ukraine Kiews Problem in den eigenen Reihen

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Die von der rechten Partei Swoboda bekannte Wolfsangel schmückt die Flagge des Asow-Bataillons.

(Foto: REUTERS)

Die Anschuldigungen Moskaus, dass in der Ukraine Faschisten ihr Unwesen treiben und Russen bedrohen, sind nicht völlig unbegründet. Im "Asow Bataillon" kämpfen sogar Ausländer dafür, den "weißen Mann" in dem Land zum Sieg zu führen.

Die Lage in der Ostukraine ist nicht erst seit dem Absturz von Flug MH17 schwer einschätzbar und durchsetzt von gegenseitigen Anschuldigungen zwischen Russland und dem Westen. Meldungen über rechtsextreme Kämpfer aufseiten der proukrainischen Truppen, sowohl aus dem eigenen Land als auch aus dem Ausland, sorgen zunehmend für weitere Spannungen und eine Verkomplizierung der Verhältnisse.

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Eine Puppe in Slawjansk stellt die ehemalige Premierministerin Timoschenko als Nazi dar.

(Foto: REUTERS)

So berichtet die britische BBC über einen schwedischen Scharfschützen, der mit dem sogenannten Asow-Bataillon gegen die Separatisten kämpft. Mikael Skilt sei ein ehemaliger Angehöriger der Schwedischen Armee, auf dessen Kopf mittlerweile ein Preisgeld von 5000 Euro ausgesetzt sein soll. Skilt, der nach eigenen Angaben Kommandant einer Aufklärungseinheit ist, bezeichnet sich selbst als Nationalist. Seine Ansichten gleichen jedoch eher denen eines typischen Neonazis.

"Es kommt auf die Sichtweise an", sagt Skilt auf die Frage nach seiner politischen Gesinnung. "Ich wäre ein Idiot, würde ich nicht sagen, dass ich das Überleben weißer Menschen sichern will." Seit dem Zweiten Weltkrieg sei es schwer, zu sagen, "ich bin weiß und stolz darauf". Er ist auch gegen die Durchmischung "weißer Rassen" mit Juden. Sein nächstes Vorhaben sei es, in Syrien für Präsident Assad zu kämpfen, da dieser dem "internationalen Zionismus" die Stirn biete.

"Die halten es für eine gute Sache, hier zu kämpfen"

Diese Sichtweise sei im Asow-Bataillon weit verbreitet, meint Skilt, auch wenn man generell nicht viel über Politik spreche. Einige könnten durchaus "Nationalsozialisten" sein und trügen Hakenkreuze, doch auch ein Liberaler sei in der Truppe: "Keine Ahnung, was den hierher verschlagen hat", fügt er hinzu. Angeblich seien in dem Bataillon nur einige wenige ausländische Kämpfer dabei, die zudem keine Bezahlung erhalten würden.

"Die halten es für eine gute Sache, hier zu kämpfen", erklärt Skilt. Es würden jedoch bald weitere folgen, sogar ein Anwerber sei schon unterwegs, um "entschlossene Kämpfer" aus dem Ausland zu rekrutieren. Angeblich befänden sich bereits junge Männer aus Schweden, Italien, Frankreich, Kanada und Russland in den Reihen der Truppe.

Das Asow-Battaillon ist am Asowschen Meer im Süden der Provinz Donezk in einem Strandresort stationiert, das früher angeblich der Familie des gestürzten Präsidenten Janukowitsch als Urlaubsresidenz diente. Der Kommandant des Bataillons, Andreij Biletski, ist gleichzeitig Leiter der "Sozialen Nationalen Versammlung". In einer ihrer Online-Publikationen lassen sich Ziele nachlesen wie "die Vorbereitung der Ukraine auf eine weitere Expansion und die Befreiung der weißen Rasse von der Dominanz des internationalen spekulativen Kapitals" oder "die Bestrafung ernsthafter sexueller Entartungen und Durchmischung, die zum Aussterben des weißen Mannes führen können".

Geschenk für den Kreml

Kritiker bezeichnen die Versammlung als rassistisch und gewalttätig und verweisen auf Nazi-Symbole wie "Wolfsangel" oder die "Schwarze Sonne", mit denen sich ihre Kämpfer schmücken. Die Ideologie gleicht einem Geschenk für den Kreml, der die Umsturzbewegung gegenüber Janukowitsch von Beginn an als faschistisches Machwerk ausgemacht haben wollte. Die russischsprachigen Ukrainer davor zu schützen, ist seither Russlands Begründung für seine Anteilnahme an dem Konflikt, wie beispielsweise durch die Annektierung der Halbinsel Krim.

Das ukrainische Innenministerium beteiligte sich an der Gründung und Bewaffnung des Asow-Battaillons. Ein Mitarbeiter bestreitet gegenüber der BBC jedoch jede rechtsextreme Ausrichtung der Einheit. "Es handelt sich um ukrainische Patrioten, die ihr Leben aufs Spiel setzen, während die reichen Europäer bloß davon sprechen, der Ukraine zu helfen", sagt Anton Geraschenko.

In den im Mai abgehaltenen Wahlen konnten die rechten Parteien in der Ukraine keine großen Gewinne einfahren. Eine entsprechende Haltung der Bevölkerung kann daher als unwahrscheinlich bezeichnet werden. Allerdings könnte die Bewaffnung solcher Kräfte durch den ukrainischen Staat sich mittelfristig noch als gefährliche Strategie herausstellen. Beim Kampf um die Integrität und demokratische Verfasstheit des Landes könnten sich die Rechtsextremen für Kiew durchaus noch als ähnlich gefährlich erweisen wie die prorussischen Separatisten.

Quelle: ntv.de, bwe

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