Katholische Initiative organisiert Referendum Kroaten verhindern Homo-Ehe
01.12.2013, 23:31 Uhr
Die Wahlbeteiligung bei der kroatischen Volksabstimmung erreichte mit rund 36 Prozent einen Minusrekord.
(Foto: picture alliance / dpa)
Mit überwältigender Mehrheit stimmen die Kroaten dafür, die christliche Ehe in der Verfassung festzuschreiben. Die Homo-Ehe steht damit völlig außer Frage. Und das in einem Land, das gerade erst in die EU aufgenommen wurde.
Die Bürger des EU-Neumitglieds Kroatien haben in einem Referendum für ein Verbot der Homo-Ehe gestimmt. Fast 66 Prozent der Wähler stimmten für eine Verfassungsänderung, wonach eine Ehe nur zwischen einem Mann und einer Frau eingegangen werden kann. Knapp 34 Prozent waren dagegen.
Das Referendum war von der konservativen Bürgerinitiative "Im Namen der Familie" angestrengt worden, die dafür 700.000 Unterschriften gesammelt hatte. Die katholische Kirche, der fast 90 Prozent der 4,2 Millionen Kroaten angehören, hatte dazu aufgerufen, für die Verfassungsänderung zu stimmen. Die Mitte-Links-Regierung lehnte die Initiative dagegen als diskriminierend ab. Sie will eingetragene Partnerschaften für homosexuelle Paare einführen und hat bereits einen Gesetzesentwurf angekündigt.
Praktisch alle großen Medien sowie prominente Künstler und Wissenschaftler hatten das Referendum als Verstoß gegen die Menschen- und Minderheitenrechte kritisiert. Die Einladung zur Jubelfeier von "Im Namen der Familie" wurde dann von allen wichtigen Zeitungen und TV-Sendern boykottiert. "Sie haben das Unmögliche geschafft und die kroatischen Medien vereinigt", schrieb "tportal.hr".
Ankündigung neuer Grabenkämpfe
Das Referendum sei "traurig und sinnlos", sagte Regierungschef Zoran Milanovic nach seiner Stimmabgabe. "Ich hoffe, dies ist das letzte Referendum über Themen, die den persönlichen Bereich der Familien betreffen, in den niemand eindringen sollte."
Tomislav Karamarko von der konservativen Oppositionspartei HDZ stimmte dagegen für die Verfassungsänderung, um "die traditionellen Werte schützen". Leider sei es dafür nötig, "etwas natürliches" in der Verfassung festzuschreiben.
Die Vorsitzende von "Im Namen der Familie", Zeljka Markic, verglich den Sieg ihrer Initiative mit dem Kampf zwischen David und Goliath, und kündigte weitere Projekte an. Dieses Mal sei es um "den Schutz der Ehe" gegangen, "nächstes Mal geht es um etwas anderes von genauso großer Wichtigkeit", rief sie ihren jubelnden Anhängern zu.
Angst vor Übergriffen
Kroatiens Homosexuelle haben in den vergangenen Jahren einige Fortschritte erzielt. Die Teilnehmer der ersten Gay Pride im Jahr 2002 waren noch von Extremisten verprügelt worden. Mittlerweile finden regelmäßig Schwulen- und Lesbenparaden in der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik statt.
2003 wurden homosexuellen Paaren die gleichen Rechte gewährt wie Heterosexuellen, die unverheiratet zusammenleben. Auch in den Medien wird Homosexualität nicht mehr so stark tabuisiert. In Zagreb demonstrierten etwa tausend Menschen gegen die Abstimmung.
Allerdings bekennen sich laut einer Umfrage nur 37 Prozent, also gut ein Drittel der kroatischen Schwulen und Lesben zu ihrer sexuellen Orientierung. 74 Prozent der Homosexuellen sind demnach Opfer von Diskriminierungen, 17 Prozent erlebten auch körperliche Angriffe.
Quelle: ntv.de, ave/AFP