Am AKW Brunsbüttel Löchrige Atom-Fässer entdeckt
07.03.2012, 16:29 Uhr
In diesem Fass sollte kein Atommüll mehr aufbewahrt werden.
(Foto: dpa)
Beim Umlagern von Atommüllfässern im schleswig-holsteinischen Atomkraftwerk Brunsbüttel fällt auf, dass etliche der Behälter an- oder durchgerostet sind. Den Fund macht der TÜV. Der zuständige Minister macht Betreiber Vattenfall nun Vorwürfe.
In einem Atommüllzwischenlager am AKW Brunsbüttel in Schleswig-Holstein sind stark verrostete Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Abfall entdeckt worden. Das teilte der für die Atomaufsicht zuständige Landesjustizminister Emil Schmalfuß (parteilos) mit. "Unzulässige Radioaktivität" sei nicht ausgetreten, er habe aber sämtliche Arbeiten an den Fässer verboten, da nicht ausgeschlossen werde könne, dass beim Bewegen eventuell strahlende Stoffe freigesetzt werden könnten, erklärte er.

Der für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein zuständige Justizminister Emil Schmalfuß (parteilos).
(Foto: dpa)
Für Anwohner und Mitarbeiter des Atomkraftwerks bestehe keine Gefahr, betonte Schmalfuß. Seinen Angaben nach handelt es sich um Fässer mit kontaminierten Filterharzen oder Verdampferkonzentraten aus dem Reaktorbetrieb, die zunächst in unterirdischen Lagerkavernen gesammelt wurden und deren Inhalt nun für eine Endlagerung im Schacht Konrad in Spezialcontainer umgefüllt werden soll. Prüfer des TÜV Nord hätten bei einer Routinekontrolle am 10. Januar starke Korrosion an einem leeren Fass festgestellt, bei dem der Fassmantel zerstört gewesen sei. Anschließend hätten die Behörden entdeckt, dass weitere Fässer betroffen seien.
Das Atomkraftwerk Brunsbüttel gehört den Energiekonzernen Vattenfall (66,7 Prozent) und Eon (33,3 Prozent). Vattenfall verantwortet den laufenden Betrieb. Der Konzern war wegen Störfällen in seinen schleswig-holsteinischen Meilern Brunsbüttel und Krümmel sowie einer verzögerten Informationspolitik wiederholt in die Schlagzeilen geraten. Brunsbüttel steht seit Jahren still. Es gehört zu jenen Reaktoren, die im Zuge des Atomausstiegs 2011 sofort abgeschaltet wurden.
Auch im Zusammenhang mit dem Fund korrodierter Fässer kritisierte Schmalfuß Vattenfall scharf. Nach den vorliegenden Unterlagen habe der Betreiber die Zerstörung des einen Fasses schon am 15. Dezember bemerkt, die Atomaufsicht aber nicht informiert, weil es sich nach eigener Einschätzung nicht um einen meldepflichtigen Vorfall handle. "Das mag nach den Paragraphen des Atomgesetzes vielleicht sogar richtig sein, ich halte es aber angesichts der Bedeutung des Vorfalls für zwingend erforderlich, dass die Atomaufsichtsbehörde darüber umgehend informiert wird", erklärte der Minister. Er erwarte eine Klärung.
Das Bundesumweltministerium sei über den Vorfall informiert worden, erklärte der Justizminister weiter. Alle Lager an anderen Atomreaktoren in seinem Land würden vorsichtshalber ebenfalls untersucht. Er empfehle außerdem Kontrollen in allen Atomkraftwerken bundesweit, weil auch dort Fässer zu Zeiten eingelagert wurden, als niemand damit rechnete, dass ein Endlager Jahrzehnte später immer noch nicht verfügbar sein würde.
Quelle: ntv.de, AFP