Irans Angst vor dem Filmemacher Panahi muss ins Gefängnis
16.10.2011, 17:42 Uhr
Viele Prominente protestierten gegen Panahis Verurteilung.
(Foto: REUTERS)
Eigentlich sollte Regisseur Panahi bei der Berlinale in der Jury sitzen. Doch es kommt anders. Der Iran verurteilt ihn wegen "Verstößen gegen die nationale Sicherheit". Nun bestätigt ein Berufungsgericht dieses harsche Urteil.
Fast ein Jahr lang hatte der regimekritische iranische Regisseur auf eine Wende gehofft. Darauf, dass das Urteil gegen ihn aufgehoben und er freikommen würde. Doch diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Stattdessen muss der 51-Jährige nun Medienberichten zufolge sechs Jahre lang ins Gefängnis. Seine Berufungsklage scheiterte - ein Berufungsgericht bestätigte die Haftstrafe des Filmemachers, berichteten staatliche Medien.

Panahi muss für sechs Jahre ins Gefängnis.
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Auch das 20-jährige Berufs- und Reiseverbot für Panahi wurde aufrechterhalten. Der Filmregisseur habe gegen die nationale Sicherheit verstoßen und Propagandafilme gegen die Islamische Republik gedreht, lautete das Urteil des Berufungsrichters. Das Gericht bestätigte damit die Strafe, die ein Revolutionsgericht im Dezember 2010 verhängt hatte. Der Regisseur hatte sich in der Vergangenheit wiederholt kritisch zu politischen und sozialen Entwicklungen in seiner Heimat geäußert.
Panahi gilt als einer der profiliertesten unabhängigen Filmemacher im Iran. In seinen Werken stellt er immer wieder einfache Menschen in den Mittelpunkt und erzählt von ihrem Alltag. Schon sein Debüt "Der weiße Ballon" wurde 1995 bei den Filmfestspielen in Cannes mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet. Für den einfühlsamen Fußballfilm "Offside" erhielt er 2006 in Berlin den Silbernen Bären.
In Berlin bleibt ein Stuhl frei
Nach Berlin hätte der Filmemacher auch im vergangenen Februar wieder reisen sollen: Er wurde eingeladen, Teil der zu sein. Doch kurz danach wurde das Urteil gegen ihn verhängt, und Panahi konnte nicht aus dem Iran reisen. Zahlreiche Prominente, darunter die Juryvorsitzende Isabella Rossellini, protestierten bei dem Filmfest gegen seine Verurteilung. Bei der feierlichen Eröffnung des Festivals erinnerte demonstrativ ein leerer Stuhl an ihn.

Ein leerer Stuhl auf der Berlinale.
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Doch Panahi ließ sich nicht unterkriegen. Er stand zwar unter Hausarrest, arbeitete aber weiter. So drehte er unter anderem einen Film - und ließ den, gespeichert auf einem USB-Stick, in einem Kuchen ins Ausland schmuggeln. Das 75-minütige Werk "This is not a film" ("Dies ist kein Film") wurde dann erstmals im Mai bei den Internationalen Filmfestspielen Cannes gezeigt. Die Dokumentation beobachtet Panahi in seinem Zuhause im Iran.
Er ließ damals erklären, er habe bewusst keinen politischen Film gedreht. Wahrscheinlich, um nicht noch mehr Ärger zu bekommen. Doch seine Rechnung ging nicht auf, seine Haftstrafe scheint nun unausweichlich. Grünen-Chefin Claudia Roth äußerte sich entsetzt: "Die Bestätigung des drakonischen Urteils gegen den iranischen Filmemacher Jafar Panahi ist symbolhaft für den Umgang der iranischen Staatsführung mit der Freiheit von Kunst und Kultur, ebenso wie mit den verbrieften Bürgerrechten", erklärte sie. Die iranische Justiz sei "der verlängerte Arm einer korrupten Unterdrückungsmaschinerie". "Panahis Verurteilung verfolgt allein das Ziel, die iranischen Kulturschaffenden verstummen zu lassen."
Quelle: ntv.de, Aliki Nassoufis, dpa