Pfingstmesse vor 200.000 Gläubigen Papst warnt vor Spaltung der Christenheit
19.05.2013, 15:11 Uhr
Im Anschluss an die Messe stürzte sich Papst Franziskus in die jubelnde Menschenmenge auf dem Petersplatz.
(Foto: REUTERS)
Die nächste Premiere für Franziskus: Vor 200.000 Gläubigen aus aller Welt feiert er seine erste Pfingstmesse als Papst. Die Zuhörer ruft er auf, neuen Dingen gegenüber immer offen zu sein. Deutlich warnt er vor einer Spaltung der christlichen Gemeinschaft.
Papst Franziskus hat Gläubige in aller Welt aufgerufen, offen für Neues zu sein. Eindringlich warnte er bei der Pfingstmesse auf dem Petersplatz in Rom vor einer "Spaltung" der christlichen Gemeinschaft. "Wenn wir Vielfalt schaffen wollen und uns in unseren Eigeninteressen einschließen, begründen wir die Spaltung", sagte der Papst vor rund 200.000 Pilgern und Geistlichen.
Er forderte die Christen zu Einheit und Harmonie auf. Sich in Parteilichkeiten zu verschließen, führe zu Spaltung und Konflikt, sagte Jorge Mario Bergoglio. Der Geist der Einheit bedeute, "in und mit der Kirche" zu leben. Für Franziskus war es das erste Pfingstfest an der Spitze der katholischen Kirche. Seit rund zwei Monaten ist er im Amt. Bei der Pfingstmesse präsentierte er sich der Menschenmenge in roten liturgischen Gewändern.
Der Papst dankte den kirchlichen Gruppen, die für die katholische Kirche "ein Gabe und Bereicherung" seien. In seiner Predigt kam der Papst auf seine Kernthemen Neuheit, Harmonie und Mission zurück. Das Neue mache immer ein wenig Angst. Deshalb folge man Gott oft "nur bis zu einem gewissen Punkt", denn man wolle alles selbst unter Kontrolle behalten. Es gehe aber darum, sich nicht ängstlich zu verschließen, sondern offen zu sein für die "Überraschungen Gottes".
Zollitsch verlangt mehr Verantwortungsbewusstsein
Bereits am Vorabend des Pfingstsonntag hatte Franziskus ein großes Glaubensfest auf dem Platz vor dem Petersdom gefeiert. Dabei rief er in einer langen und weitgehend freien Ansprache zu Mut und Geduld bei der Weitergabe des Glaubens und zu einer "Kultur der Begegnung" auf. Mit Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte er sich am Samstag zu einem Gespräch unter vier Augen getroffen.
Auch hohe deutsche Geistliche wandten sich anlässlich des Pfingstfestes an die Katholiken. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, rief zu mehr Verantwortungsbewusstsein in Zeiten der Globalisierung auf. "Wir erleben heute doch, wie notwendig das ist, wenn unsere Welt immer mehr zusammenrückt", sagte der Freiburger Erzbischof in seiner Pfingstpredigt im Benediktinerkloster Beuron.
Was Menschen auf der einen Seite des Planeten tun oder lassen, habe Auswirkungen auf die anderen, sagte Zollitsch. "Wenn in Bangladesch Fabriken einstürzen und Hunderte Menschen, die darin für einen Hungerlohn arbeiteten, sterben müssen, dann hat dies etwas mit uns zu tun. Solche Meldungen dürfen uns nicht kalt lassen."
Quelle: ntv.de, jtw/AFP/dpa