Sender schnitt Fernsehbeitrag um Platzeck-Sprecher rief RBB an
10.03.2013, 09:58 Uhr
Seit Monaten einer der Protagonisten in der Berichterstattung über den Flughafen BER: Matthias Platzeck.
(Foto: picture alliance / dpa)
Im Oktober 2012 stürzt Hans Michael Strepp über ein Telefonat. Gegenüber einem Fernsehsender versucht der CSU-Sprecher einen Bericht zu verhindern. Nun wird ein weiterer Fall bekannt. Die Hauptrolle spielt der Regierungssprecher von Matthias Platzeck.

Thomas Braune ist seit 2004 Sprecher der Landesregierung Brandenburg.
(Foto: www.stk.brandenburg.de)
Der Sprecher von Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck hat im Mai vergangenen Jahres beim RBB interveniert. Demnach schnitt der Sender einen Beitrag über die Großbaustelle des Flughafens BER um, nachdem Regierungssprecher Thomas Braune sich beschwert hatte. Das berichtet der "Spiegel".
Im Mai 2012, einige Tage nach der erneuten Verschiebung der Flughafeneröffnung, hatte ein Reporter Platzeck vor laufender Kamera angesprochen. Doch der SPD-Politiker reagierte unwirsch. Er habe schon alles gesagt, es reiche, blaffte er dem Journalisten entgegen. Am Abend wurde der Beitrag im RBB ausgestrahlt.
Das hatte jedoch ein Nachspiel: Demnach klingelte das Telefon zunächst bei dem verantwortlichen Redakteur und später auch bei Chefredakteur Christoph Singelnstein. Der Sender reagierte umgehend auf die Beschwerde von Platzeck-Sprecher Braune. In der Neufassung des Beitrags fehlte der Auslöser der Erregung: der miesgelaunte Ministerpräsident.
Der Überfall-Situation
Gegenüber dem "Spiegel" bestätigte Singlnstein jetzt die "Einwände des Regierungssprechers". Daraufhin habe man auf die "visuelle Darstellung der 'Überfall'-Situation des Interviews mit Ministerpräsident Platzeck" verzichtet. Interventionen der Landesregierung auf die Berichterstattung des RBB seien ansonsten allerdings nicht üblich, betonte Singlnstein.
Platzeck-Sprecher Braune dagegen steht auch heute zu seinem Anruf bei dem öffentlich-rechtlichen Sender. Für problematisch hält er jedoch nicht seine eigene Rolle, sondern die des RBB-Reporters. So sei Platzeck bei der Begegnung im Unklaren gelassen worden, dass die Kamera lief. Damit sei gegen Ziffer 4 des Pressekodex verstoßen worden. Demzufolge sind unlautere Methoden bei der Beschaffung von Nachrichten, Informationsmaterial und Bildern unzulässig. Platzeck, der seit dem 16. Januar diesen Jahres Aufsichtsratsvorsitzender der BER-Flughafengesellschaft ist, sitzt auch im ZDF-Verwaltungsrat.
Erst im Herbst hatte es Aufregung um einen ähnlichen Fall gegeben. Auslöser war der Anruf von CSU-Sprecher Hans Michael Strepp, der beim ZDF einen Bericht über die SPD verhindern wollte. Für Strepp war das Telefonat nicht folgenlos: Der Drohanruf bei dem diensthabenden Redakteur in Mainz kostete ihn schließlich den Posten.
Quelle: ntv.de, cro