Land plant ab 2033 mit Atomstrom Polen will erstmals Kernkraftwerke bauen
29.11.2018, 02:20 Uhr
Atomkraftwerke wie hier im belgischen Doel will nun offenbar auch die polnische Regierung errichten.
(Foto: picture alliance/dpa)
Polen gilt als einer der größten Klimasünder Europas. Nun plant die Regierung in Warschau den Bau von Atomkraftwerken. Auch an der Kohleproduktion soll vorerst festgehalten werden. Die europäischen Ziele beim CO2-Ausstoß will das Land trotzdem erfüllen.
Wenige Tage vor Beginn der UN-Klimakonferenz in Kattowitz hat das Gastgeberland Polen Pläne zum Bau von Kernkraftwerken vorgestellt. Warschau wolle seinen zusätzlichen Energiebedarf ab 2033 unter anderem mit Atomstrom decken, berichtete die "Märkische Oderzeitung". Als mögliche Standorte des Landes für das erste Kernkraftwerk würden in Energiestrategie-Plänen des Landes die Orte Zarnowiec und Kopalino nordwestlich von Danzig genannt, hieß es.
Bisher gibt es in Polen keine Atomkraftwerke; auch zu den nun vorgestellten Plänen steht eine endgültige Entscheidung der Warschauer Regierung noch aus, wie die polnische Agentur PAP das Energieministerium zitierte. Polens Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) greift damit Pläne der Vorgängerregierung auf, die letztendlich wegen hoher Kosten und der ungeklärten Frage eines Endlagers für Atommüll verschoben wurden. Sie hatten erhebliche Proteste bei Umweltaktivisten ausgelöst.
Bauen auf die Kohleindustrie
Polen gehört zu den am stärksten verschmutzten Ländern in der EU. Seine Energie gewinnt es zu rund 80 Prozent aus der Kohleproduktion. In einem Strategiepapier der rechtsnationalistischen PiS-Regierung aus dieser Woche heißt es, dass die Energiegewinnung aus Kohle bis 2030 auf 60 Prozent reduziert werden solle, indem erneuerbare Energien und die Atomkraft ausgebaut werden sollen. Energieminister Krzysztof Tchorzewski gab sich zuversichtlich, so europäische Ziele beim CO2-Ausstoß erfüllen zu können.
Nicht nur bei der Energiegewinnung setzt Polen auf Kohle: Der polnische Umweltminister Henryk Kowalczyk baut auch bei der Wahl der offiziellen Partner für die UN-Klimakonferenz auf die Kohleindustrie. Er gab bekannt, dass sich unter den Partnern neben anderen Kohleunternehmen auch der größte Kokskohleproduzent der EU befindet.
Ziel der internationalen Klimakonferenz in Kattowitz ist es, über die konkrete Umsetzung des Pariser Klimaabkommens zu beraten und die Erderwärmung auf deutlich weniger als zwei Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu reduzieren. Die Konferenz startet am Sonntag.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa/AFP