Politik

Auftragsmord in Moskau Ranghoher Richter erschossen

Ein für sein Engagement gegen Neonazis bekannter russischer Richter wird in Moskau vor seiner Wohnungstür erschossen. Die Ermittler gehen davon aus, dass der 47 Jahre alte Eduard Tschuwaschow von Auftragskillern ermordet wurde.

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Tschuwaschow hatte Personenschutz abgelehnt.

(Foto: AP)

Der Moskauer Richter Eduard Tschuwaschow, der für seinen Einsatz gegen Rechtsradikale bekannt ist, ist in der russischen  Hauptstadt vor seiner Haustür erschossen worden. Tschuwaschow war nach Schüssen in Kopf und Brust auf der Stelle tot, wie die Ermittler mitteilten. Der 47-Jährige war nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Sowa Center wegen seiner Urteile für rassistisch motivierte Verbrechen auf radikalen Internetseiten bedroht worden.

Der Moskauer Richter sei von Unbekannten erschossen worden, als er am Morgen sein Wohnhaus in der russischen Hauptstadt verlassen habe, teilten die Ermittler mit. Tschuwaschow hatte Personenschutz abgelehnt. Die Angreifer seien geflohen. Nach Auswertung von Überwachungskameras feuerte ein Mann im Alter zwischen 25 und 30 Jahren die Schüsse auf Tschuwaschow ab, wie die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti unter Berufung auf Polizeikreise berichtete. Der Verdächtige sei mit einem schwarzen Hut, einer Jeans und einem schwarzen T-Shirt bekleidet gewesen. Medien in Moskau veröffentlichten Fotos einer Überwachungskamera im Treppenhaus, auf denen der Täter sein Gesicht verdeckt hielt.

Hinweise auf Auftragsmord

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Eduard Tschuwaschow wurde vor seiner Wohnungstür in einem Moskauer Haus ermordet.

(Foto: AP)

Den Angaben zufolge trug das Verbrechen Züge eines Auftragsmordes: Es gebe Hinweise darauf, dass der Täter einen Schalldämpfer verwendet habe, erfuhr RIA Nowosti aus Polizeikreisen. Die Moskauer Justiz sprach von einem "eiskalten Verbrechen". Der Mörder habe dem sterbenden Richter mit einem "Kontrollschuss" noch in den Kopf geschossen um sicherzugehen, dass Tschuwaschow tot sei, und anschließend die Patronenhülsen aufgesammelt.

Die Ermittler schlossen Vergeltung für eine Verurteilung als Motiv für die Tat nicht aus. Gerichtssprecherin Anna Usatschewa sagte dem Radiosender Moskauer Echo, Tschuwaschow sei mit "schwierigen Kriminalfällen" betraut gewesen. Er hatte unter anderem im Februar mehrere junge Mitglieder der nationalistischen Gruppe der "Weißen Wölfe" wegen einer Reihe rassistisch motivierter Morde zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

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Olga Jegorowa, Vorsitzende des Moskauer Stadtgerichts, will in Begleitung ihrer Bodyguards eine Blume am Tatord niederlegen.

(Foto: AP)

Nach ähnlichen Verfahren im vergangenen Jahr sei Tschuwaschow auf mehreren radikalen Internetseiten bedroht worden, sagte Galina Koschewnikowa von der Menschenrechtsorganisation Sowa Center. Von ihm seien Fotos und Tonmitschnitte aus dem Gerichtssaal veröffentlicht worden. Nach Gerichtsangaben brachte Tschuwaschow zuletzt in der vergangenen Woche erneut drei Rechtsradikale für rassistisch motivierte Morde hinter Gitter.

Im Januar 2009 hatte die Ermordung des Menschenrechtsanwalts Stanislaw Markelow für Aufsehen gesorgt. Er wurde mit der Journalisten Anastasija Baburowa von der kremlkritischen Zeitung "Nowaja Gaseta" auf offener Straße in Moskau erschossen. In dem Fall wurde inzwischen Anklage gegen zwei Rechtsradikale erhoben.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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