Helgoland Seit 50 Jahren wieder deutsch
28.02.2002, 16:15 UhrAm Freitag ist auf Helgoland der Höhepunkt des Jahres: "Welkoam ip lunn"-Willkommen auf der Insel heißt es dann auf helgoländisch. Höchste Prominenz wird auf Deutschlands einziger Hochseeinsel erwartet, darunter Bundespräsident Johannes Rau samt Gattin, die schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis und der britische Botschafter Paul Lever. Sie und 200 weitere Ehrengäste feiern mit den Insulanern ein ungewöhnliches Jubiläum - den 50. Jahrestag der Wiederbesiedlung des Eilands.
Zahlreiche Auseinandersetzungen um den Besitz des kleinen roten Felsens in der Nordsee kennzeichnen die Geschichte. So eroberten die Briten die Insel während der Napoleonischen Kriege von den Dänen, bevor sie sie 1890 an das Deutsche Reich abtraten. Deutschland gab damals dafür seine Ansprüche auf Oberherrschaft über die ostafrikanische Insel Sansibar und einige Küstenplätze in Kenia auf. Der Tausch stieß damals auf Kritik - viele meinten, die eingetauschte Insel sei zu hoch bezahlt worden.
Während des Zweiten Welkriegs litt die Helgoland unter starken Bombardierungen, da es schon kurz nach der Übernahme zu einem Seestützpunkt für Kriegsschiffe ausgebaut worden war. Nach der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht im Mai 1945 besetzten die Briten wieder die Insel und siedelten die 2.600 Einwohner auf das deutsche Festland um. Danach wurde Helgoland als Übungsziel für britische Bomber benutzt.
Der 18. April 1947 war für den schon ziemlich verwüsteten "roten Felsen" im wahrsten Sinne des Wortes der wohl erschütternste Tag: der des "Big Bang"! 7.000 Tonnen Sprengstoff , die in den Bunkern lagerten, wurden von den Briten zur Explosion gebracht. Die mögliche Zerstörung der Insel nahmen die Briten dabei bewusst in Kauf - ein bedrohlicher Stützpunkt vor der englischen Nordsee-Küste wäre verschwunden.
Doch die Insel hielt stand. Seit dieser Zeit kämpften die vertriebenen Insulaner, darunter der später weltbekannte Kinderbuchautor James Krüß, erbittert um ihre Heimat. In einer spektakulären Aktion besetzten zwei Heidelberger Studenten im Dezember 1950 die Insel trotz Verbots und hissten die deutsche Fahne zusammen mit der der Europa-Bewegung. Mit ihrer Forderung nach Aufgabe der Bombardierung der Insel und deren Rückgabe an ihre ursprünglichen Bewohner sorgten sie für weltweite Aufmerksamkeit.
Nach langem politischen Gezerre zwischen Bonn und London kam es dann schließlich zwei Jahre später, fast sieben Jahre nach Kriegsende, am 1.März 1952 zur Rückgabe Helgolands. Der Wiederaufbau der einem Trümmerfeld gleichenden Insel sollte noch 23 Jahre dauern.
Quelle: ntv.de