Politik

Sunniten verlassen Regierung Tanklaster in Bagdad gesprengt

Bei mehreren Bombenanschlägen sind in Bagdad über 70 Menschen getötet worden. Die Polizei berichtete, allein bei einem Selbstmordanschlag mit einem Tanklastzug habe es 50 Tote gegeben.

Der Attentäter habe im Westen der Hauptstadt auf Benzin wartende Autofahrer zu seinem bombenbestückten Lkw gelockt. Zunächst hatte es geheißen, der Attentäter habe sein Fahrzeug an einer Tankstelle in eine Reihe wartender Autos gesteuert.

Der zweite Anschlag, bei dem laut Polizei 20 Menschen starben, galt einer Tankstelle, verfehlte jedoch das Ziel: Das Fahrzeug detonierte stattdessen vor einer Eisdiele in einem belebten Geschäftsviertel. Bei einem weiteren Anschlag im Süden der Hauptstadt habe es drei Tote gegeben.

Regierung fast ohne Sunniten

Unterdessen erklärten sechs sunnitische Minister und der stellvertretende Ministerpräsident Salam al-Saubai ihren Rücktritt. Damit gehören der Regierung von Ministerpräsident Nuri al-Maliki jetzt fast nur noch Schiiten und Kurden an.

Die zurückgetretenen Minister sind Mitglieder der Irakischen Einheitsfront, die mit 44 Abgeordneten der größte Sunniten-Block im irakischen Parlament ist. Ein Sprecher der Front betonte jedoch, die Abgeordneten hätten ihre Mandate nicht niedergelegt und auch der sunnitische Vizepräsident Tarek al-Haschimi werde im Amt bleiben. Die Minister würden ihre Arbeit erst wieder aufnehmen, wenn Maliki auf die Forderungen der Fraktion eingehe.

Die Einigungsfront forderte unter anderem mehr Mitsprache in Sicherheitsfragen und warf der schiitischen Kabinettsmehrheit vor, sie nicht hinreichend an Entscheidungen zu beteiligen. Die Front hatte ihre Mitarbeit in der Regierung bereits in der vorigen Woche eingestellt. Der Austritt der Einigungsfront dürfte Malikis Bemühungen erschweren, die sunnitische Minderheit stärker in die politische Willensbildung einzubinden und so die Gewalt unter den Glaubensrichtungen einzudämmen.

Irak-Krieg immer teurer

Das Weiße Haus beantragte beim US-Kongress zusätzlich 5,3 Milliarden Dollar (3,9 Milliarden Euro) für die Anschaffung neuer Militärfahrzeuge, die die Soldaten im Irak besser gegen Bomben schützen sollen. Bereits bewilligt sind 5,6 Milliarden Dollar (4,1 Milliarden Euro) für den Kauf von 6.400 minensicheren Fahrzeugen. Die neue Forderung ist nicht in den 141,7 Milliarden Dollar (103 Milliarden Euro) enthalten, die das Pentagon für die Militäreinsätze in Irak und Afghanistan für das am 1. Oktober beginnende Haushaltsjahr veranschlagt.

Vize-Verteidigungsminister Gordon England räumte vor dem Haushaltsausschuss des Repräsentantenhauses ein, dass der Irak-Krieg in kommenden Jahr teurer werde als geplant. Die von der Regierung beantragte Summe von knapp 142 Milliarden Dollar werde überschritten.

Über 2000 Tote im Juli

Mindestens 2.024 Iraker sind im Juli bei Bombenanschlägen und Überfällen ums Leben gekommen. Das waren 23 Prozent mehr als im Juni, wie aus einer Zählung der Nachrichtenagentur AP hervorgeht. Der Juli war damit nach dem Mai der Monat mit der zweithöchsten Zahl von Toten im Irak.

Hingegen sank die Zahl der im Juli getöteten US-Soldaten mit 73 auf den niedrigsten Stand seit November 2006. Zwischen April und Juni wurden jeweils mehr als 100 amerikanische Soldaten getötet. Den Rückgang führten Offiziere auf eine offensivere Strategie zurück, die von General David Petraeus eingeführt wurde. Seit Beginn des Krieges im März 2003 kamen mindestens 3.652 Angehörige der US-Streitkräfte im Irak ums Leben.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen