Einige wollen in die Heimat zurück Ukrainische Soldaten fliehen nach Russland
04.08.2014, 15:16 Uhr
Ukrainische Soldaten auf Patrouille in der Ostukraine.
(Foto: dpa)
Angeblich hunderte ukrainische Soldaten setzen sich nach Russland ab. Über ihre Motive gibt es unterschiedliche Darstellungen. Nach russischen Angaben wollen die meisten in Russland bleiben.
Mehr als 400 ukrainische Soldaten sind nach russischen Angaben desertiert und über die Grenze nach Russland geflohen. Das meldet der für die Grenzsicherung zuständige russische Geheimdienst FSB nach Angaben der russischen Agentur Interfax. Der ukrainischen Armee zufolge wurden die Soldaten durch Angriffe der prorussischen Milizen zum Grenzübertritt gezwungen.
Der FSB erklärte, 438 ukrainische Soldaten hätten am Montag russisches Territorium erreicht. Russland habe einen Sicherheitskorridor für sie eingerichtet. "Sie sind des Krieges müde und wollen nicht länger dabei mitmachen", sagte der Sprecher der Grenztruppen in der Region Rostow, Wasili Malajew. Die ukrainische Armee bestreitet, dass die Soldaten desertiert seien. Die Einheit sei bei Kämpfen lediglich ausgewichen, sagte Presseoffizier Alexej Dmitraschkowski. "Es wurde bis zur letzten Patrone gefeuert", betonte er.
Die russische Nachrichtenagentur Ria Novosti meldet, mehr als 180 der 438 Soldaten seien mit Verpflegung versorgt und zurück in die Ukraine geschickt worden. Ein Sprecher der Grenzschutzverwaltung im Gebiet Rostow habe gesagt, die Soldaten hätten den Wunsch geäußert, "in die Heimat zurückzukehren".
Außenminister Sergej Lawrow kündigte in mehreren Interviews an, Russland werde die Rückkehr der Soldaten in die Ukraine organisieren, warnte die Regierung in Kiew aber zugleich, sie nicht als Deserteure zu bestrafen: "Es ist absolut unakzeptabel, diejenigen wie Verräter an ihrem Heimatland zu behandeln, die sich weigern, gegen die eigenen Landsleute zu kämpfen", sagte Lawrow.
Ukrainische Soldaten eingekesselt
Weder die russischen noch die ukrainischen Angaben lassen sich überprüfen. Es wäre zwar nicht das erste Mal, dass ukrainische Soldaten nach Russland fliehen. Ende Juli hatte der ukrainische Präsident Petro Poroschenko allerdings erklärt, dass die Kampfmoral der ukrainischen Soldaten sich gebessert habe. Die Soldaten hätten neue Uniformen und besseres Schuhwerk sowie sichere Schutzwesten. "Sie sind ernährt und bereit, die Ukraine zu verteidigen", so Poroschenko.
In der umkämpften Ostukraine ist ein Teil der Regierungseinheiten zwischen den Grenzübergängen Iswarino und Marinowka von Aufständischen eingekesselt und von der Versorgung abgeschnitten. Zahlreiche bei den Kämpfen verletzte ukrainische Soldaten wurden bereits in russischen Krankenhäusern behandelt.
Ebenfalls Ende Juli teilten die Behörden in Moskau mit, dass rund 730.000 Ukrainer seit Beginn der Kämpfe im April die russische Grenze überquert hätten. Rund 50.000 von ihnen hätten ein Bleiberecht als Flüchtling beantragt.
Quelle: ntv.de, hvo/dpa