Russische Soldaten in Debalzewe Welpen überführen Russland in Ukraine
13.03.2015, 14:07 Uhr
Diese Welpen überführten die russischen Soldaten.
(Foto: twitter.com/@bellingcat)
Russland bestreitet hartnäckig, sein Militär in der Ostukraine einzusetzen. In akribischer Kleinarbeit überführt ein Blogger eine russische Panzereinheit - unter anderem mit Hilfe von zwei süßen kleinen Husky-Welpen.
Der Vorwurf ist politisch brisant: Die unabhängige russische Zeitung Nowaja Gaseta veröffentlichte Anfang März ein Interview mit einem jungen russischen Soldaten. Der behauptete, er sei bei Kämpfen mit seiner russischen Panzerkompanie gegen ukrainische Soldaten am 19. Februar in der Nähe von Debalzewe verletzt worden. Diese Kämpfe hatten großes Aufsehen erregt. Denn die Separatisten, offenbar mit massiver Hilfe der russischen Armee, eroberten die Stadt trotz des Tage zuvor - unter anderem von Russland unterzeichneten - Waffenstillstandsabkommen von Minsk.
Bisher wies Russland allerdings alle Vorwürfe zurück, sein Militär werde in der Ostukraine eingesetzt. Den Tod oder die Verwundung russischer Bürger in den Kämpfen erklärte Moskau bisher immer damit, dass einzelne Russen sich den Separatisten als Freiwillige angeschlossen hätten.
Ein Blogger der britischen Internetseite "Bellingcat" jedoch überprüfte die Behauptungen des jungen Panzergrenadiers anhand im Internet zugänglicher Quellen in mühsamer Kleinarbeit. Er wertete zahllose Satellitenaufnahmen, Fotos und Augenzeugenberichte sowie Medien aus: Das Ergebnis, das er auf seinem Blog veröffentlichte: "Nahezu alle überprüfbaren Details in dem Interview können durch öffentlich zugängliche Quellen bestätigt werden." Das Interview müsse als "Schlüsselbeweis" für Russlands Verwicklung in der Ostukraine auch nach dem Minsker Waffenstillstand betrachtet werden.
Blogger überführten schon Assad und IS
Die Blogger von "Bellingcat" sind seit Jahren bekannt als Spezialisten für aufwändige Recherchen, mit denen sie unter anderem schon Syriens Präsident Baschar al-Assad den Einsatz von Chemiewaffen nachweisen konnten. Sie fanden auch heraus, wo genau die Terroristen vom Islamischen Staat einige ihrer Geiselmorde verübten. In der Regel sind es Fotos von Waffen, Fahrzeugen oder anderem Gerät sowie von andern unbeachtete Fotodetails im Hintergrund, mit denen die Blogger von ihren Laptops aus die Teilnehmer von Schlachten oder Urheber von Kriegsverbrechen lokalisieren und überführen können.
Bei dem russischen Panzerbatallion, das zumindest teilweise in Debalzewe eingesetzt wurde, kam dem Blogger Aric Toler jedoch etwas ganz anderes zu Hilfe: Soldaten der Einheit fotografierten sich immer wieder mit zwei süßen Hundewelpen und teilten die Bilder fleißig bei VK, dem russischen Pendant zu Facebook.
In seinem Blog erklärt Toler, die Bilder - viele davon waren automatisch mit Koordinaten versehen - hätten nicht nur durch die Zelte, Panzer und Fahrzeuge im Hintergrund Auskunft über die Einheit und ihre Ausrüstung gegeben. Die Fellzeichnungen von Huskys seien individuell "wie die Tarnlackierung von Panzern". Das ermöglichte in diesem Fall, Fotos aus einem Militärlager in Südrussland bestimmten Soldaten und Fahrzeugen der betroffenen Einheit zuzuordnen, deren Angehörige später in der Ostukraine kämpften.
Quelle: ntv.de, mbo