Der fränkische Hardliner Günther Beckstein
18.01.2007, 11:11 UhrWenn es um Kriminalität, Killerspiele oder Ausländerpolitik geht, stellt sich Günther Beckstein gerne mit markigen Worten an die Spitze der Union. Wenn es um persönliche Ambitionen geht, findet der 63-jährige Franke sanftere Formen und greift auch schon mal zu verbalen Nebelkerzen. So auch am Donnerstag, als er offenbar zum Sprung ins Amt des bayerischen Ministerpräsidenten ansetzte. "Es ist selten, dass alles aus der Luft gegriffen ist", sagte er zu Berichten, er werde Edmund Stoiber als Ministerpräsident ablösen. "Wer mit schnellen Entscheidungen in der ein oder anderen Weise rechnet oder meint, es seien bereits Entscheidungen gefallen, der liegt daneben", sagte er nur zwei Stunden, bevor Stoiber seinen Rückritt von allen politischen Spitzenämtern ankündigte.
Mit dieser Mischung aus Freundlichkeit im persönlichen und Härte im politischen Umgang ist Beckstein bis an die Schwelle der Staatskanzlei gekommen. Die harte Seite des konservativen Hardliners hat Beckstein bundesweit bekannt gemacht und ihm Vergleiche mit seinem früheren SPD-Kollegen im Bund, Otto Schily, eingebracht. Beide polarisierten und verschafften damit ihren Parteien kantige Profile bei öffentlichkeitswirksamen Themen. Beckstein führt das traditionell starke bayerische Innenressort seit 13 Jahren. Im Kampf gegen terroristische Bedrohungen setzt er sich wie kaum ein anderen Politiker für die Ausweitung staatlicher Überwachungsmittel ein. Seine restriktive Haltung in Fragen des Asyl-und Ausländerrechts brachte ihm bei Kritikern den Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit ein.
Die Kehrseite ist der freundliche, umgängliche Franke Beckstein mit dem weichen Dialekt, der sogar schüchtern wirken und durch ein breites verschmitztes Lächeln für sich einnehmen kann. Seit 1996 ist er Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), mit der er wegen seiner politischen Positionen aber immer wieder aneinander geriet. Als Protestant vertritt er eine Minderheit in Bayern, so dass seine Karriere immer auch im Konfessions-und Regionalproporz der CSU austariert werden muss. Mit dem katholischen Niederbayern Erwin Huber als möglichem neuen CSU-Chef wäre dies möglich.
Schon 2005 im Gespräch
Als Nachfolger Stoibers wurde Beckstein schon gehandelt, als Stoiber im Jahr 2005 auf dem Sprung nach Berlin war. Damals ließ Beckstein in der Rivalität mit Huber andere für sich werben. Als Stoiber dann kurzfristig nicht nach Berlin ging, murrte Beckstein nicht und fügte sich klaglos ins Kabinett. Zugleich vermittelte er den Eindruck, nun milder und ruhiger zu werden, so dass schon über seinen langsamen Rückzug aus der Politik spekuliert wurde. Doch jetzt scheint Beckstein, der Stoiber schon als Innenminister beerbte und Vize-Ministerpräsident ist, ein natürlicher Nachfolger.
Die Ämterteilung mit Huber würde die unterschiedliche Stellung der beiden Politiker spiegeln. Beckstein mied in der Vergangenheit ein allzu enges Verhältnis zur Partei, der Huber als Generalsekretär gedient hatte. Dagegen ist der Innenminister in der Fraktion, die den Ministerpräsidenten wählt, beliebter als der Wirtschaftsminister.
Jens Hack und Markus Krah, Reuters
Quelle: ntv.de