Empörung über Clement Ehrlich parteischädigend
20.01.2008, 18:01 UhrIn der Sache ist sein Einwand berechtigt. Weshalb sollten die Bürger einer Kandidatin ihre Stimme geben, deren Vorstellungen auf einem Feld von zentraler wirtschaftspolitischer Bedeutung im Wolkenkuckucksheim angesiedelt sind. Die Empörung über ihn ist auch berechtigt. Weshalb sollte ein Politiker in einer Partei bleiben, gegen deren Spitzenkandidatin - auch wenn sie nur die eines Landesverbandes ist - er öffentlich Stellung nimmt. Wolfgang Clements kaum verhüllte Warnung vor der hessischen Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti, ausgesprochen eine Woche vor der Landtagswahl, ist parteischädigend.
Die Verdächtigung, Clement habe sich von seiner Rolle als Aufsichtsrat im Energiekonzern RWE leiten lassen, wird man als miese Ehrabschneidung abtun können. Clement hat seine Überzeugungen nie verborgen. Nur hat sich die SPD von dem entfernt, wofür Clement eingestanden ist. An die Hartz-Gesetze erinnert zu werden, empfinden viele in der SPD inzwischen als peinlich. Der Widerspruch gegen diese Politik der Regierung Schröder war Ypsilantis politische Hühnerleiter. Nun täuscht sie darüber hinweg, dass jede Art der Energieerzeugung mit Risiken verbunden ist, mit technischen, ökologischen, politischen oder wirtschaftlichen. Es ist ein anderer Populismus als der, mit dem ihr Konkurrent Roland Koch Stimmen fangen will, aber Populismus ist es auch.
Ob die FDP aus solchen Auseinandersetzungen Gewinn ziehen kann, bleibt abzuwarten. Friedrich Merz, dessen Partei sich von früheren Positionen entfernt hat, hat sie schon angeboten, zu ihr zu kommen. Jetzt hat sie für Wolfgang Clement die Arme ausgebreitet. Die FDP braucht gute Leute.
Quelle: ntv.de