Donald Trump Ein Horrorclown als Sicherheitsrisiko
10.11.2016, 18:40 Uhr
Donald Trump wird der bei Amtsantritt älteste US-Präsident der Geschichte sein. Wenige Monate später wird Trump 71 Jahre alt.
(Foto: REUTERS)
Die USA werden die Rolle des globalen Polizisten unter Donald Trump endgültig aufgeben. Macht das die Welt friedlicher? Mitnichten. Der Mann wird sein Land in keinen heißen Krieg führen – eine Gefahr ist er dennoch
Wenige Tage vor der US-Wahl besuchte der schwarze CNN-Kolumnist Van Jones eine mit Donald Trump sympathisierende Familie in Gettysburg in Pennsylvania. Die Kleinstadt war im Juli 1863 Schauplatz einer der Entscheidungsschlachten im amerikanischen Bürgerkrieg. Jones, ein Vertrauter von Barack Obama, gestand, Angst vor einem neuen Bürgerkrieg zu haben. Ein Mann der Familie befeuerte die Befürchtungen: Er berichtete, Leute zu kennen, die im Falle eines Sieges von Hillary Clinton zur Waffe greifen wollten. "Schafft es Hillary, könnte es sehr wohl zum Bürgerkrieg kommen."
Sarkastisch könnte man nun feststellen: Die Amerikaner hatten Glück, dass es Trump anstatt Clinton geschafft hat. Ein Bürgerkrieg bleibt ihnen (vorerst) erspart. Die unterlegene Seite akzeptiert die Niederlage. Vor allem aber ist sie nicht so potenziell gewaltbereit wie Teile von Trumps waffenstarrender Anhängerschaft. Den Friedensnobelpreis wird Obamas Nachfolger jedenfalls nicht so schnell erhalten. Von einem Ende der Polarisierung und Versöhnung sind die USA Lichtjahre entfernt. Nach all der Hetze gegen Migranten, Muslime, Mexikaner und Schwarze droht den USA ein Flächenbrand, sollte Trump seine Rhetorik nicht herunterfahren.
Der nach Obama nächste Messias der Amerikaner hat den Verlierern der Globalisierung versprochen, Amerika wieder "großartig" zu machen. Doch auch Super-Trump wird Detroit nicht in eine blühende Landschaft verwandeln und die USA mit neuen Stahlwerken überfluten. Milliardenschwere Steuersenkungen und Abbau der Staatsverschuldung bei gleichzeitiger Nullzinspolitik – das wird extrem schwierig.
Zölle auf Importe aus China von 45 Prozent, damit US-Firmen wieder in Amerika produzieren? Das würde gerade Billigwaren verteuern und damit die armen Landsleute treffen, die der Heilsbringer doch beglücken will. China ist der wichtigste Geldgeber Amerikas. Ein Handels- und Währungskrieg mit der asiatischen Supermacht ist damit überaus riskant. Abbrüche im Welthandel würden in anderen Ländern, denen es nicht so gut geht wie den Vereinigten Staaten, Wohlstand kosten und zu sozialen Verwerfungen führen. Das macht die Welt nicht besser.
Doch was tun, wenn es innenpolitisch nicht läuft, um die Vereinigten Staaten wieder "großartig" zu machen? Dann bleibt nur das Prinzip Putin: hübsche Fotos, Rabulistik sowie außenpolitische Abenteuer, damit das Volk weiter an den Heilsbringer glaubt. Trump wird die USA nicht in einen heißen Krieg führen, zumal der Kongress militärische Alleingänge des Landes absegnen müsste. Aber er wird – nimmt man ihn beim Wort – die Kriegsgefahr schon allein dadurch erhöhen, dass er alles infrage stellt, was das transatlantische Bündnis bislang ausmachte und den Frieden in Europa mit zu sichern half.
Jedes einzelne alliierte Land der USA wird Trump auf den Prüfstand heben und nach dem Motto bemessen: Wer nicht für mich ist, ist gegen mich. Das ist seine Denke, die weniger vom Kopf als vielmehr vom Bauch gelenkt wird. Sätze wie "Folter lohnt sich" oder Überlegungen, nicht nur Terroristen zu töten, sondern auch "ihre Familien auszuschalten", sind verbaler Verrat an den Werten westlicher Demokratien.
Es wäre gut, wenn sich Moskau und Washington wieder zusammenraufen würden. Aber um welchen Preis für den Rest der Welt? Putin wird alles tun, einen Keil zwischen Amerika und Europa zu treiben, schon deshalb, damit die Wirtschaftssanktionen gegen Russland aufgehoben werden. Die USA können nicht einfach auf Nato-Verträge pfeifen. Oder doch? Jeder – Putin allen voran – weiß, dass die Nato ohne die militärische Schlagkraft der Amerikaner nicht mal die Hälfte wert ist. Wenn Trump sich hier nicht klar und ohne Wenn und Aber zum transatlantischen Bündnis bekennt, wird Putin jubeln vor Glück.
Die Anerkennung der Annexion der Krim durch Russland wäre fatal, sogar schon Gedankenspiele dazu sind es. Trump würde ein Signal senden: Nehmt euch, was ihr wollt, wir mischen uns nicht (mehr) ein. Darf sich Erdogan dann ein neues Osmanisches Reich basteln? Darf China seine Gebietsansprüche im Ost- und Südchinesischen Meer militärisch geltend machen, ohne dass die USA protestieren? Was wird aus dem Iran-Deal, den der neue US-Präsident aufkündigen und nachverhandeln will? Dabei ist die arabische Welt schon ein Pulverfass. Putin wird alles tun, den Westen weiter zu destabilisieren. Er wird es gerne sehen, wenn sich neue Flüchtlingsströme nach Europa ergießen und der Kontinent sich darüber heillos zerstreitet.
Die Frage ist auch: Durchblickt Trump überhaupt die Weltlage? In TV-Auftritten hat der Mann gezeigt, dass er sich der Verantwortung, das größte Atomwaffenarsenal der Welt unter seiner Kontrolle zu haben, nicht bewusst ist. Es ist für ihn eine Spielwiese wie die Rockschlitze von Frauen. Was Trump so überaus gefährlich macht, ist sein Wahnsinn. Zugegeben, man sollte auf Pathologisierung besser verzichten. Aber wie es ist, wenn ein Narzisst regiert, erleben wir gerade in der Türkei, wo Herr Erdogan jeden, der auch nur in seine Richtung hustet, wegen Beleidigung inhaftieren lässt.
Die Rolle des Weltpolizisten hat die USA unter Obama faktisch schon aufgegeben. Trump wird daran nichts ändern. Sein "America first", sein lautes Pfeifen auf den Rest der Welt, ist ein Schlag ins Gesicht derer, die auf die Vereinigten Staaten als Verbündeten nicht verzichten wollen. Wenn kein Wunder geschieht, steht die Welt vor einer neuen Sicherheitsordnung. Dass sie dadurch friedlicher und freundlicher wird, ist sehr unwahrscheinlich.
Quelle: ntv.de