Pressestimmen

OECD-Bildungsbericht "Deutschland hat Nachholbedarf"

An deutschen Hochschulen studieren zurzeit so viele Menschen wie nie zuvor. Doch im internationalen Vergleich hinkt Deutschland im Bereich der Bildung hinterher. Es fehlen nicht nur Akademiker - sondern auch Meister und andere Fachkräfte. Deswegen sollten Bund und Länder bei den Bildungsausgaben nicht geizen. Oder kann man den OECD-Zahlen am Ende gar nicht trauen?

Bei den Bildungsausgaben schwächelt Deutschland.

Bei den Bildungsausgaben schwächelt Deutschland.

(Foto: dapd)

Jahr für Jahr bescheinigt die OECD Deutschland, dass der Weg "aus dem bildungspolitischen Mittelmaß in die Spitzengruppe der Industrienationen" weit ist, erinnert die Südwest-Presse: "Zwar haben sich Bund und Länder nach dem Pisa-Schock darauf besonnen, nicht weiter in einem fruchtlosen Streit um Ideologien zu verharren, sondern Geld in die Hand zu nehmen, um Schulen und Universitäten für den härter werdenden Wettbewerb um die besten Köpfe dieser Welt zu ertüchtigen." Aber die Anstrengungen sind noch nicht ausreichend, stellt die Zeitung aus Ulm fest: "Vor allem an den Grundschulen gibt es Nachholbedarf. Große Klassen, zu wenig Personal, ausfallender Unterricht - so macht sich bemerkbar, dass ausgerechnet bei den Jüngsten weiter gespart wird."

Der Trierische Volksfreund entschlüsselt die Botschaft, die sich hinter den OECD-Zahlen versteckt: "Bei allen notwendigen Strukturdebatten ist die entscheidende Frage nun mal, wie viel ein Land bereit ist, in Bildung zu investieren. In Personal, Ausstattung, Förderung, Qualität. Da hat Deutschland eben immer noch Nachholbedarf - und zwar nicht nur bei den Grundschulen."

Das sieht der Schwarzwälder Bote (Oberndorf) genauso: Deutschland geize noch immer bei Bildungsausgaben, "in keinem anderen Industriestaat ist das Bildungsniveau in den letzten 50 Jahren so langsam gestiegen. Uns fehlen Akademiker. Und Meister. Und Techniker. Und andere qualifizierte Fachkräfte. Zwar gibt es hier immer mehr Studierende - woanders aber gibt es deutlich mehr. Und zu wissen, dass man beim Ausbau des Bildungssystems 'noch nicht am Ziel ist', erhöht die im Länder-Vergleich knappen Ausgaben in dem Bereich auch nicht."

Warum höhere Kosten für die Vermittlung von Wissen notwendig sind, erklärt auch der Mannheimer Morgen: "Notwendig sind engagierte Lehrer, gut ausgestattete Schulen und Universitäten mit ausreichend Studienplätzen. In einer komplexer werdenden Welt wird der versierte Umgang mit Informationen immer wichtiger. Wer daher möglichst viele junge Menschen für ein Studium gewinnen will, muss auch begabte Kinder aus einfachen Verhältnissen motivieren und fördern. Noch gibt in Deutschland aber vor allem die soziale Herkunft den späteren Bildungsweg von Jungen und Mädchen vor."

Die Badische Zeitung aus Freiburg äußert aus mehreren Gründen Zweifel an der OECD-Studie: "Zum einen hält der OECD-Bericht Zahlen nebeneinander, die nur schwer vergleichbar sind. Um Krankenpfleger zu werden, müssen Schulabgänger in Frankreich und Neuseeland studieren - in Deutschland absolvieren sie dagegen eine berufliche Ausbildung. In manchen Ländern werden also Studienplätze gezählt, die es für diesen Beruf in Deutschland gar nicht gibt." Zum anderen müssten die "jeweiligen Bildungsausgaben der Länder" kritisch betrachtet werden. "In Deutschland geben Unternehmen viel Geld für die innerbetriebliche Ausbildung aus - das taucht im OECD-Bericht nicht auf."

Quelle: ntv.de, zusammengestellt von Katja Sembritzki

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