Was bei Energiesparlampen zählt Auch warmes Licht ist machbar
27.08.2011, 06:50 UhrAm 1. September werden die 60 Watt-Glühbirnen aus dem Handel verbannt. Hamstern ist blöd, denn inzwischen gibt es vollwertigen Ersatz für die klassische Glühlampe. Dass Energiesparlampen grundsätzlich kaltes Licht verströmen würden, ist jedenfalls ein Vorurteil.

Wie hell eine Energiesparlampe leuchtet, ist eine Frage der Lumenzahl.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Es ist ein Abschied auf Raten - und er fällt vielen nicht ganz leicht: Die Glühbirne verschwindet. Nach den 100- und den 75-Watt-Birnen werden ab 1. September auch die klassischen 60-Watt-Glühlampen aus den Läden verbannt. Danach dürfen nur noch Restbestände abverkauft werden. Die Zeit läuft also für alle, die sich noch bevorraten wollen – in einer Umfrage des Herstellers Osram hat immerhin jeder Zehnte vor, sich einzudecken. Dabei zeigt eine kurze Ebay-Recherche, dass Bunkern gar nicht nötig ist: Auf dem Online-Marktplatz werden immer noch Glühbirnen aller Stärken angeboten, keine 15 Euro kostet das 100 Watt-Zehnerpack.
Nach Deutschland einführen und verkaufen darf man die Leuchtmittel aber nicht. Das hat unlängst das Verwaltungsgericht Aachen klargestellt. Zwei Ingenieure hatten 100 Watt-Birnen im großen Stil importiert, um sie als Miniheizungen zu verkaufen, sogenannte "Heatballs". Damit machten sie nochmal auf das größte Defizit der Glühbirne aufmerksam: ihre Ineffizienz. Gerade mal 5 Prozent der aufgenommenen Energie werden zu Licht, der Rest wird als Wärme abgegeben. Wenig besser sind Halogenlampen mit 90 Prozent Wärmeverlust. Sie sollen ab 2016 aus den Läden verbannt werden. Was bleibt, sind Energiesparlampen und LEDs, die 25 Prozent der Energie in Licht umwandeln und damit eine weit höhere Ausbeute haben.
Wattangabe hilft nicht weiter
An der Wattzahl kann man sich da kaum noch orientieren, in absehbarer Zeit wird die Watt-Angabe auf den Packungen ohnehin verschwinden. "Für ausreichend helles und gleichzeitig gemütliches Licht muss man heute die für den jeweiligen Zweck passende Energiesparlampe auswählen", sagt Anika Sauer von der Verbraucherzentrale Hessen. Über die Helligkeit entscheidet nicht etwa die Wattzahl, sondern die Einheit Lumen (lm). "Wer die 60-Watt-Birne adäquat ersetzen will, sollte zu einer Energiesparlampe mit 700 Lumen und - wie derzeit noch angegeben -15 Watt greifen", erklärt Ulrich Kleemann, Energieberater der Verbraucherzentrale Berlin. Die 100-Watt-Lampe wird mit einer Lichtleistung von 1400 Lumen (23 Watt) ersetzt, die 75-Watt-Birne mit 1000 Lumen (20 Watt).
Kritiker bemängeln das angeblich kalte Licht der Energiesparlampen. Doch inzwischen können die Käufer auch bei Energiesparlampen die Lichtfarbe nach Bedarf wählen. Sie wird als Farbtemperatur in Kelvin (K) angegeben. Je niedriger der Wert, desto wärmer die Lichtfarbe. 2700 bis 3300 Kelvin schaffen ein warmes Weiß, das dem der Glühbirne entspricht. Mit Osrams "Comfort light" mit 2500 Kelvin fand die Stiftung Warentest im aktuellen Energiesparlampen-Test sogar ein Modell, das wärmeres Licht als eine Glühlampe verströmt. Wer ein neutrales Weiß braucht, etwa für die Küche, wählt 4000 Kelvin. Mit 6000 Kelvin wird der Raum in Tageslichtweiß getaucht. "Für einen Arbeitsplatz bevorzugen viele ein helles Weiß bei etwa 5000 Kelvin", sagt Kleemann. Das Wohnzimmer beleuchte man gerne mit 3300 Kelvin.
Startprobleme nicht behoben
Zusätzlich rät der Experte, auf die Angaben zur Start- und Anlaufzeit der Lampe zu achten. Auf der Packung steht, wie lange die Lampe braucht, um 60 Prozent der Helligkeit zu erreichen. Richtig schnell sind allerdings nur wenige Energiesparlampen, auch das zeigte sich im Prüflabor der Warentester. Verlängert wird die Erleuchtungszeit, wenn die Hersteller das flüssige Quecksilber im Inneren durch festes Amalgam ersetzen, was aus Sicherheitsgründen auch zu begrüßen ist.
Ein Manko der klassischen Energiesparlampen bleibt: Sie sind in der Regel nicht dimmbar. Für gemütliche Atmosphäre muss man auf Halogenlampen zurückgreifen oder noch besser auf LEDs. Gute Modelle vereinen die Vorteile der Glühbirne mit denen der Energiesparlampen. Der einzige Nachteil: ihr Preis. Der Warentest-Testsieger von Osram kostet satte 45 Euro. Doch wenn die Nachfrage erstmal ins Rollen kommt, dürfte da noch viel Luft nach unten sein.
Quelle: ntv.de, ino/AFP/dpa