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Hormonelle Stoffe in Sonnencreme, Shampoo und Co. Jedes dritte Produkt ist belastet

Sie schützen vor UV-Strahlen oder sorgen für längere Haltbarkeit, aber auch für gesundheitliche Probleme: hormonell wirksame Chemikalien. Eine neue Studie zeigt, dass die kritischen Stoffe in großem Stil von der Kosmetikindustrie verwendet werden.

Sonnencreme ist besonders oft mit Schadstoffen angereichert.

Sonnencreme ist besonders oft mit Schadstoffen angereichert.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Ob Sonnenschutzmittel, Zahnpasta oder Baby-Shampoo: Fast jedes d ritte Kosmetikprodukt in Deutschland enthält hormonell wirksame Chemikalien. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die der Bund für Umwelt und  Naturschutz (BUND), heute vorgestellt hat. Geprüft wurden die Inhaltsangaben von insgesamt mehr als 60.000 Körperpflegemitteln. Die Verwendung der Chemikalien ist legal, obwohl sie das menschliche Hormonsystem stören können.

Besonders stark mit den gefährlichen Chemikalien belastet sind demnach Haarwachs (36 Prozent), Sonnenschutzmittel (33 Prozent) sowie Rasierschaum und -creme (30 Prozent). Auch bei den geprüften Lippenstiften und Gloss-Produkten enthalten 27 Prozent hormonell wirksame Stoffe, bei Zahnpasta ist es jedes fünfte Produkt. Auch Babyshampoos sind nicht frei von bedenklichen Chemikalien, der BUND fand sie in neun Prozent der untersuchten Erzeugnisse.

Die einzelnen Produkte enthalten den Experten zufolge zwar nur sehr geringe Mengen von hormonell wirksamen Stoffen, die allein noch nicht krank machten. Allerdings finden sich in jedem fünften Kosmetikprodukt gleich mehrere dieser Chemikalien. Zudem enthalten auch andere Alltagsprodukte Substanzen mit hormoneller Wirkung wie Weichmacher, so dass laut BUND auf diese Weise "ein gefährlicher Hormoncocktail" zusammenkommen kann.

Hormonell wirksame Chemikalien werden in Kosmetika vor allem als Konservierungsmittel oder UV-Filter eingesetzt. Sie können das menschliche Hormonsystem beeinträchtigen: So werden die Stoffe mit gesundheitlichen Problemen wie reduzierter Spermienqualität und Unfruchtbarkeit, verfrühter Pubertät bei Mädchen und bestimmten, hormonbedingten Krebsarten wie Brustkrebs und Hodenkrebs in Verbindung gebracht. Besonders gefährdet seien Föten im Mutterleib, Kinder und Pubertierende, da sich deren Organe noch in sensiblen Entwicklungsphasen befinden.

Besonders stark belastet sind laut BUND gerade die höherpreisigen Produkte von Marktführern, wo fast jedes zweite untersuchte Produkt hormonell wirksame Stoffe enthält. Bei konventionellen Herstellern schnitten die Eigenmarken der Drogeriekette dm laut Studie mit 17 Prozent belasteten Produkten vergleichsweise gut ab. Naturkosmetik ist in der Regel unbelastet.

Der BUND forderte die Kosmetikhersteller auf, auf hormonell wirksame Chemikalien zu verzichten. "Wenn es um unsere Gesundheit und vor allem die Gesundheit der Kinder geht, sollten wir keine Experimente machen", erklärte BUND-Expertin Sarah Häuser.

Der BUND stellt ab sofort eine kostenlose iPhone-App zur Verfügung, mit der Verbraucher den Barcode von Kosmetikprodukten scannen können und sofort erkennen, ob hormonell wirksame Stoffe enthalten sind. Alternativ können Verbraucher die entsprechende Website nutzen. Bei belasteten Produkten können sie über die "ToxFox-App" außerdem eine Protestmail an den Hersteller senden. Dies solle "mehr Transparenz" schaffen und zu einem Umdenken bei den Herstellern führen, erklärte BUND-Experte Jurek Vengels.

Quelle: ntv.de, AFP

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