Erfolgreich anonym bewerben Ohne Name und Foto zum Job
12.04.2013, 10:27 UhrBewerbungen ohne Namen, Geschlecht, Foto und Nationalität erhöhen die Chancen für Migranten und Frauen auf dem Arbeitsmarkt, zeigt ein Modellprojekt der Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Doch was ist bei dieser Form der Bewerbung zu beachten?

Standardmäßig sind anonymisierte Bewerbungen bisher nicht. Aber der Trend geht dahin, vor allem Informationen zur Qualifikation und weniger zur Herkunft und Privatem einzureichen.
Die Stadtverwaltung von Celle hat den neuen Chef ihrer Stadtwerke mit einem anonymisierten Bewerbungsverfahren ausgesucht. Dass vor allem Ältere, Frauen mit Kindern und Bewerber mit Migrationshintergr und auf dem Arbeitsmarkt Diskriminierungen ausgesetzt sind, belegen laut der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) und des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) einschlägige Studien. Anonymisierte Bewerbungsverfahren gelten als eine Chance für Benachteiligte.
Weshalb anonymisierte Verfahren?
Nach Einschätzung der Antidiskriminierungsstelle besteht die Gefahr einer Benachteiligung vor allem in der ersten Phase der Bewerbung, also wenn es darum geht, zu einem persönlichen Gespräch überhaupt eingeladen zu werden. Demnach nimmt die Benachteiligung im Verlauf des Auswahlprozesses ab. In der ersten Phase der Bewerbung setzen daher die anonymisierten Verfahren an, die den Fokus allein auf Qualifikation für die Stelle lenken sollen. Einblick in die persönlichen Daten einer Bewerberin oder eines Bewerbers soll das Personalmanagement erst dann erhalten, wenn die Einladung zum Vorstellungsgespräch erfolgt ist.
Was sind anonymisierte Bewerbungen?
Die ADS, die das Pilotprojekt für anonymisierte Bewerbungen auf Bundesebene initiiert hatte, rät dazu, dass auf Name, Adresse, Alter, Geburtsort, Nationalität und Familienstand sowie auf ein Bewerbungsfoto verzichtet wird. Die Stelle rät außerdem von Angaben zu Wehrdienst, Elternzeit und Sprachkenntnissen ab - sofern diese nicht für den Beruf nötig sind. Zudem sollte die Dauer vorheriger Jobs in Monaten angegeben und nicht konkreten Jahren zugeordnet werden, um Rückschlüsse auf das Alter zu verhindern. Zudem werden neutrale Bezeichnungen wie Bürokaufmann/-frau empfohlen.
Welche Formen solcher Bewerbungen gibt es?
Möglich sind anonymisierte Formulare, die online auszufüllen oder ausgefüllt an den Arbeitgeber zurückzuschicken sind. Unternehmen können die Bewerbungen auch durch eine vorgeschaltete Stelle, etwa das Sekretariat, nach Eingang durch Schwärzen der betreffenden Stellen oder Eintragen der Daten in eine gesonderte Tabelle anonymisieren. Für Initiativbewerbungen wird geraten, etwa auf der Internetseite eines Unternehmens auf die Vorgaben grundsätzlich hinzuweisen. Die Daten müssen aber zugänglich bleiben, da das Management sie einsehen darf, sobald die erste Bewerbungsphase abgeschlossen ist.
Wie ist die Lage in Deutschland und anderen Ländern?
In Ländern wie den USA, Kanada und Großbritannien sind solche Bewerbungen seit Längerem Praxis, in Ländern wie Schweden, Frankreich und der Schweiz wurden sie in den vergangenen Jahren erprobt. An dem 2010 gestarteten Pilotprojekt in Deutschland beteiligten sich fünf Unternehmen und drei öffentliche Arbeitgeber. In Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz laufen seit Beginn dieses Jahres eigene Pilotprojekte, andere Länder und Städte prüfen solche Verfahren.
Welche Probleme gibt es bei anonymisierten Bewerbungen?
Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt hatte vor dem Start des Pilotprojekts auf die seiner Ansicht nach schwere Umsetzbarkeit der Bewerbungen in der Praxis und einen erhöhten Bürokratieaufwand verwiesen. Kritiker solcher Verfahren geben außerdem zu bedenken, dass sich das Problem der Diskriminierung lediglich in die nächste Phase verschiebe. Spätestens beim Gespräch sei es mit der Anonymität vorbei.
Quelle: ntv.de, AFP