Wenn der Urlaub platzt Reise verkaufen statt stornieren
13.07.2015, 14:29 UhrEine Reise bezahlen, die man dann nicht antreten kann? Ärgerlich. Auch wenn man Monate im Voraus storniert, bleibt man auf einem Teil der Kosten sitzen. Hilfe versprechen Vermittler, die Käufer für den Reisevertrag suchen. Sie stoßen jedoch an Grenzen.
Reisen bucht man meist mit mehreren Wochen oder Monaten Vorlauf. So bleibt mehr Zeit für Vorfreude, allerdings ist auch das Risiko höher, dass etwas dazwischen kommt. Eine Trennung vom Partner etwa, ein Notfall in der Familie, eine Krankheit oder ganz einfach andere Pläne. Das ist nicht nur schade, sondern auch teuer. Die Stornokosten können Wochen vor dem Reiseantritt schon 30 Prozent des Reisepreises betragen und erhöhen sich schrittweise bis zum Reiseantritt auf 95 oder gar 100 Prozent.
Internetportale wie Stornopool.de oder Jumpflight.de sehen darin ihre Chance. Sie vermitteln stornogefährdete Pauschalreisen oder Flüge weiter - gegen eine Provision bei Erfolg (bei Stornopool) oder gegen eine Gebühr für ein Inserat (bei Jumpflight). Die Alternative wäre eine Reiserücktrittsversicherung, doch erstens hat nicht jeder eine und zweitens springt sie auch nur in bestimmten Fällen ein. Etwa bei einem Unfall, einer schweren Erkrankung des Versicherten oder wenn ein naher Angehöriger stirbt.
Ohne Versicherung bleibt nur die Möglichkeit, die Reise weiterzuverkaufen. "Bis zum Reisebeginn kann der Reisende verlangen, dass statt seiner ein Dritter in die Rechte und Pflichten aus dem Reisevertrag eintritt", heißt es dazu im Gesetz. Das Potenzial für diesen Zweitmarkt ist eigentlich groß. Im vergangenen Jahr wurden fast 30 Millionen Reisen in einem Reisebüro oder direkt beim Veranstalter gebucht, so die jüngste Analyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR). Offizielle Branchenangaben zur Stornoquote gibt es dabei nicht. Die Firma Stornopool geht davon aus, dass zehn bis zwölf Prozent aller gebuchten Reisen storniert werden.
Nicht abwimmeln lassen
Meistens erweist es sich als schwierig, Ersatzreisende zu finden. Denn nicht nur das Ziel muss passen, sondern auch die Reisezeit und die Zahl der Gäste. "Doch es gibt zu viele, die sich in ihr Schicksal ergeben", sagt Stornopool-Inhaber Volker Bornhauser. Sie akzeptierten einfach die Stornogebühren, weil sie von ihrem Recht auf Weiterverkauf nichts wüssten oder sich von komplizierten Geschäftsbedingungen abschrecken ließen. Die Vermittlung werde beispielsweise durch Preisaufschläge erschwert, die einige Veranstalter dem Reiseverkäufer aufbrummten. Die Unternehmen verlangten etwa eine "Differenz zum tagesaktuellen Preis", die für den Kunden kaum nachvollziehbar sei, erzählt Bornhauser. Bei Reisen nach dem Baukastenprinzip bedeute das unter Umständen Nachzahlungen für alle Bestandteile - Flug, Hotel und sonstiges Programm. Unter solchen Bedingungen sei eine Übertragung des Reisevertrages kaum möglich.
Auch für Beate Wagner, Reiserechtsexpertin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, sind solche Praktiken "hochumstritten". Bei Pauschalreisen müsse der Veranstalter "in aller Regel einen Ersatzreisenden akzeptieren" und dürfe nur Kosten für den Umbuchungsvorgang geltend machen. Stornopool arbeitet auch mit Reisebüros zusammen. Diese müssen nämlich bei einer Stornierung ihre Provision an den Veranstalter zurückzahlen. Werden Reiserücktritt und Stornierung vermieden, behalten sie dagegen das Geld.
Klappt der Weiterverkauf, kassiert der Vermittler Stornopool eine Provision von 23,8 Prozent der gesparten Stornogebühren. Wie viel dem Verkäufer unterm Strich bleibt, kann er selbst durch den Preisnachlass bestimmen, den er gewährt: Je günstiger er seine Reise auf dem Portal anbietet, desto größer die Verkaufschancen, desto geringer ist aber auch sein Vorteil im Vergleich zu einer Stornierung.
Quelle: ntv.de, ino/dpa