Trend Downshifting Warum die Karriere vielen unwichtiger wird
13.04.2020, 13:15 Uhr
Für Downshifter ist das Privatleben wichtiger als die Arbeit.
(Foto: imago images / Panthermedia)
Eigentlich paradox: Trotz der heutigen Leistungsgesellschaft entscheiden sich immer mehr Menschen dazu, auf den Nine-to-five-Job zu verzichten. Stattdessen widmen sie sich lieber dem sozialen Umfeld, den Hobbys und der persönlichen Weiterentwicklung.
Lange galt fleißige und harte Arbeit als besonders erstrebenswert. Die Karriere stand bei nicht wenigen an allererster Stelle. Schließlich wollte man viel Geld verdienen und berufliche Erfolge feiern. Das scheint jedoch immer mehr der Vergangenheit anzugehören. Downshifting - so heißt der neue Trend - führt dazu, dass der Job bei Arbeitnehmern zunehmend in den Hintergrund rückt. Stattdessen wird auf ganz andere Dinge Wert gelegt.
Downshifter haben es satt, jeden Tag wie in einem Hamsterrad gefangen zu sein. Von morgens bis abends unter der Woche im Büro zu hocken und die Sonne nur aus dem Fenster heraus zu sehen, ist für diese Menschen keine Option. Sie sehnen sich nach mehr Zeit für Familie, Freunde und für sich selbst. Deswegen treten die meisten beruflich kürzer.
Doch wer sind diese Menschen, denen Karriere und Geld anscheinend weniger wichtig ist? Nun, einerseits handelt es sich bei Downshiftern gar nicht mal so selten um Menschen, die bereits ordentlich berufliche Erfolge gefeiert haben. Leider blieben dabei oft die Familie oder die Gesundheit auf der Strecke. Die "verlorene" Zeit wollen sie jetzt nachholen. Andererseits finden sich auch auffällig viele junge Leute der Generation Y und Z unter den Downshiftern.Obwohl sie sich häufig erst am Anfang ihres Berufslebens befinden, wollen sie nicht das gleiche Leben wie ihre Eltern in einem gewöhnlichen Nine-to-five-Job leben. Arbeit ist ihnen generell viel weniger wichtig, als ihre persönliche Zufriedenheit und Freizeit. Doch es gibt noch einen weiteren Grund für das Zurücktreten im Beruf: Menschen, die unter einem Burn-out- oder Bore-out-Syndrom leiden, entscheiden sich ebenso häufig dafür, den Job erst einmal hinten anzustellen. Das betrifft auch Eltern und Menschen, die sich entschieden haben, ein krankes Familienmitglied zu pflegen.
Eine österreichische Studie von mkam Research zeigt, dass auch viele Arbeitgeber diesen Trend bereits wahrgenommen haben. Es handelt sich also nicht mehr um einzelne Aussteiger, sondern viel mehr Menschen entscheiden sich mittlerweile bewusst gegen einen normalen Vollzeitjob.
Wie geht Downshifting in der Praxis?
Wenn man nun mit dem Gedanken spielt, im Job kürzerzutreten, gibt es einige Dinge zu beachten. Zunächst einmal sollte man sich über seine persönlichen Motive bewusst werden. Geht es nämlich lediglich darum, dass einem die Arbeit nicht gefällt, ist vielleicht ein Jobwechsel oder gar der Einstieg mittels Umschulung in eine völlig neue Berufsbranche die bessere Lösung. Weiterhin ist es wichtig, sich darüber klar zu werden, was man mit der neu gewonnenen Zeit eigentlich machen möchte. Will man sie produktiv nutzen für eventuell neue Projekte oder mehr Zeit mit der Familie verbringen? Oder geht es nur darum, faul vor dem Fernseher abzuhängen? Letztere Option wird langfristig ebenso für Frust und Reue sorgen. Ebenso sollte man sich gut überlegen, wie man trotz weniger Arbeit finanziell über die Runden kommt. Ist das geklärt, stehen viele Optionen offen.
Zunächst einmal entscheiden sich viele Downshifter für 6-Stunden-Tage oder Teilzeitarbeit. Wer sich lediglich mehr Flexibilität wünscht, kann seinen Arbeitgeber nach Gleitzeit fragen. Ebenso ist es unter Umständen möglich, den Aufgabenbereich zu reduzieren oder sich eine Position herunterstufen zu lassen (zum Beispiel von der Führungskraft zur Fachkraft). In manchen Jobs gibt es auch die Option zum Homeoffice, die immerhin den Arbeitsweg erspart. Hier hat man außerdem keinen finanziellen Nachteil. Auch die Selbstständigkeit wird für viele Menschen zunehmend attraktiver, da man hier nicht nur der eigene Chef ist, sondern auch die Möglichkeit hat, sich die Arbeitszeit frei einzuteilen.
Quelle: ntv.de, imi