Berlin & Brandenburg Bauindustrieverband Ost: Vonovia ist kein Einzelfall
03.02.2023, 06:31 Uhr
(Foto: Monika Skolimowska/dpa/Symbolbil)
Die Stimmung in der Baubranche ist düster: Aufträge im Wohnungsbau werden gestrichen oder zurückgestellt. Auch die Bauindustrie in Ostdeutschland ist beunruhigt.
Potsdam (dpa/bb) - Der Bauindustrieverband Ost befürchtet nach dem angekündigten Wohnungsbau-Stopp des Immobilienkonzerns Vonovia, dass weitere Unternehmen wegen der Teuerung Bau-Projekte aussetzen. "Vonovia ist so kein Einzelfall, wenngleich der Konzern aufgrund der Größe mit seiner Entscheidung ein Zeichen in den Markt sendet", teilte der Verband in Potsdam der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit. Aufgrund hoher Baukosten und gestiegener Zinsen gebe es Auftragsstornierungen in Ostdeutschland. Für die bauausführenden Unternehmen könne es so zu Fällen von Kurzarbeit kommen, hieß es.
Die Bauindustrie blickt insgesamt wenig optimistisch auf die Entwicklung im Jahr 2023. Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia hatte vor einigen Tagen angekündigt, dieses Jahr keine Neubauvorhaben zu starten.
Der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Ost, Robert Momberg, befürchtet, dass sich die Belastung der Baubranche in diesem Jahr noch verfestige. "Das ist kein Strohfeuer-Effekt." Auch im Osten legten etwa Wohnungsbaugenossenschaften Projekte auf Eis. Eine Insolvenzwelle bei Bauunternehmen erwartet Momberg aber nicht.
Die Neubaupreise für Wohngebäude in Ostdeutschland stiegen dem Verband zufolge im Jahr 2022 um 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Als ein Grund werden hohe Materialpreise am Bau genannt, die als Folge des russischen Angriffsgriffs in der Ukraine weiter stiegen. Vor allem die Preise für energieintensive Produkte wie Stahl oder Glas legten laut Statistischem Bundesamt zu.
Nach aktuellen Konjunkturzahlen ging der Auftragseingang im Wohnungsbau in Ostdeutschland nach Verbandsangaben von Januar bis November 2022 um 3,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück. Dabei handele es sich um nominale, nicht preisbereinigte Zahlen. Insbesondere Berlin steche mit nominal minus 17,9 Prozent beim Auftragseingang im Wohnungsbau heraus, teilte der Verband mit. Der preisbereinigte Auftragseingang ging noch weit stärker zurück.
Die Bundesregierung hatte das Ziel, dass in Deutschland jährlich 400.000 Wohnungen gebaut werden sollen. Die Baubranche geht allerdings davon aus, dass es im vergangenen Jahr 280.000 Wohnungen waren und in diesem Jahr 245.000 werden dürften. Die Wohnungs- und Bauwirtschaft kritisierte zuletzt das neue Förderprogramm der Bundesregierung für klimafreundliche Neubauten als nicht ausreichend.
Der Bauindustrieverband Ost ist ein Wirtschafts- und Arbeitgeberverband, der nach eigenen Angaben die Interessen von 260 Unternehmen in den Ländern Berlin, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt vertritt.
Quelle: dpa