Hamburg & Schleswig-Holstein Aufstiegs-Party geplatzt: HSV muss in die Relegation
27.05.2023, 18:55 Uhr
(Foto: Uwe Anspach/dpa)
Durch zwei Heidenheimer Tore in der Nachspielzeit verpasst der HSV den direkten Aufstieg in die Bundesliga. Das 1:0 in Sandhausen bleibt wirkungslos. In der Relegation wartet jetzt Stuttgart.
Hamburg (dpa/lno) - Die Fans strömten schon auf den Platz, nach dem Schlusspfiff waren die Spieler und das Trainerteam außer Rand und Band - aber es war umsonst. Statt einer großen Aufstiegsparty hieß es für den Hamburger SV durch zwei späte Treffer des 1. FC Heidenheim in der Nachspielzeit: Relegation statt direkter Bundesliga-Rückkehr. Der 1:0 (1:0)-Sieg bei Absteiger SV Sandhausen nutzte dem HSV am letzten Spieltags nichts, da auch Heidenheim seine Partie bei Jahn Regensburg nach einem 0:2-Rückstand noch denkbar knapp mit 3:2 gewann und sich damit sogar zum Zweitliga-Meister krönte.
Um wieder im fußballerischen Oberhaus mitzumischen, tritt Trainer Tim Walter mit dem HSV nun gegen seinen Ex-Club VfB Stuttgart in der Relegation an. Damit muss der HSV am 1. und 5. Juni eine zusätzliche Hürde für den ersehnten Bundesliga-Aufstieg überwinden.
Sandhausens Stadionsprecher, der dem Gegner bereits zum Aufstieg gratuliert hatte, reichte HSV-Sportvorstand Jonas Boldt das Mikrofon weiter und der richtete einen Appell an die enttäuschten Fans auf dem Rasen. "Das ist bitter gelaufen heute", sagte Boldt: "Bündelt alle Kräfte. Das Ding ist noch nicht zu Ende. Wenn wir das alles noch mal in die Waagschale legen nächste Woche, dann ziehen wir das halt mit einer Extra-Runde durch."
Trainer Tim Walter versuchte ebenso, positiv zu bleiben: "Einfach kann jeder. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, am Ende hat es Heidenheim auch gemacht. Von daher: Glückwunsch an Heidenheim", sagte er bei Sky. "Trotzdem geht es weiter. Wir werden morgen wieder aufstehen und werden morgen wieder angreifen." Der gefasst wirkender Kapitän Sebastian Schonlau meinte: "Es hilft doch alles nichts. Was sollen wir jetzt machen? Sollen wir jetzt herumheulen?"
Die Tränen bei vielen HSV-Fans nach den wenigen Minuten Glückseligkeit blieben nicht aus. Tausende Anhänger hatten den Weg in das mit 12.320 Zuschauern besetzte Stadion am Hardtwald auf sich genommen und das Auswärtsspiel - zumindest atmosphärisch - in ein Heimspiel verwandelt. Jean-Luc Dompé (3. Minute) sorgte mit seinem spektakulären Volley-Treffer für den Sieg gegen den Tabellenletzten.
Seit Samstag wusste der HSV bereits: In der Relegation hieße der Gegner in einem Hin- und Rückspiel VfB Stuttgart. Besonders pikant: Walter war 2019 für ein halbes Jahr Trainer der Schwaben. Kurz vor Weihnachten trennte sich der Club damals vom 47-Jährigen. Im Sommer darauf stieg der Club auf - ohne ihn.
Dass Walter den direkten Aufstieg unbedingt wollte, daran ließ er auch vor der Partie keine Zweifel - und setzte auf die Unberechenbarkeit des Sports. "Da passieren die verrücktesten Dinge, und darauf hoffen wir natürlich", sagte er dem Bezahlsender Sky. Das Glück war nicht auf Seiten der Gäste.
Der HSV kam schnell in die Partie: Ransford Königsdörffer flankte an den zweiten Pfosten, wo Dompé den Ball traumhaft per Volley-Abnahme traf. Die Hamburger kamen zu mehreren Möglichkeiten, um zu erhöhen, doch Robert Glatzel (21.) und HSV-Kapitän Sebastian Schonlau (28.) konnte ihre Kopfballchancen nicht nutzen.
In der zweiten Halbzeit fielen zwar die Fans der Gäste durch Jubel nach den Regensburger Toren auf, die Hamburger aber weniger durch spielerische Glanzleistungen. Die größte Chance hatte Hamburgs Moritz Heyer, der aus knapp 18 Metern lediglich den Pfosten traf. So blieb es bis zum Schlusspfiff beim knappen 1:0.
Den direkten Aufstieg verspielte der HSV allerdings nicht an diesem letzten Spieltag. Bis Anfang März überzeugten die Hamburger mit ordentlichen Leistungen und blieben dicht hinter Tabellenführer Darmstadt 98. Danach folgten Niederlagen in Karlsruhe (2:4), Kaiserslautern (0:2) und Magdeburg (2:3). Dabei hatte der HSV in der Saison nicht nur Probleme auf, sondern immer wieder neben dem Platz. Innenverteidiger Mario Vuskovic wurde wegen Dopings gesperrt, der Flügelspieler Dompé und der Verteidiger William Mikelbrencis waren Anfang Februar in einen Autounfall verwickelt. Und genau diese nervenaufreibende Saison geht jetzt noch in eine Verlängerung.
Quelle: dpa