Hessen Was tun im heißen Sommer? Land stellt Hitzeaktionsplan vor
09.02.2023, 13:14 Uhr
(Foto: Christophe Gateau/dpa/Symbolbild)
Anhaltend heiße Tage im Sommer führen nicht nur zu vollen Schwimmbädern und Eisdielen. Gerade für viele ältere und gesundheitlich angeschlagene Menschen können Temperaturen weit über 30 Grad gefährliche Folgen haben. Mit einem umfassenden Plan soll Vorsorge getroffen werden.
Wiesbaden (dpa/lhe) - Hessen will seine Bürger vor den gefährlichen Folgen von lange anhaltenden Hitzeperioden schützen. Mit dem am Donnerstag in Wiesbaden vorgestellten Hitzeaktionsplan werden vor allem ältere, pflegebedürftige und chronisch kranke Menschen sowie kleine Kinder, Obdachlose und Berufstätige mit ihrer Arbeit im Freien in den Blick genommen. Hessen sei damit bundesweit das erste Bundesland, das über einen Hitzeaktionsplan verfügt, sagte Sozialminister Kai Klose (Grüne).
Der Hitzeaktionsplan beinhalte Empfehlungen unter anderem für die Pflege- und Betreuungseinrichtungen, Krankenhäuser, Kitas und Schulen sowie die Kommunen. Die konkrete Umsetzung sollte dann vor Ort geschehen, erklärte Klose. Unmittelbare Verpflichtungen sind nicht mit dem rund 50-seitigen Papier verbunden.
Der Sozialminister hatte die Erstellung des Hitzeaktionsplans mit der voranschreitenden Erdüberhitzung begründet. In Folge der anhaltenden Hitze im vergangenen Jahr habe es in Hessen eine Übersterblichkeit in einer Spanne von rund 270 bis 870 Menschen gegeben. Die Übersterblichkeit gibt laut Klose die Zahl der Todesopfer an, die über dem sonst üblichen statistischen Wert für einen bestimmten Zeitraum liegt. In Hessen war der Sommer im Jahr 2022 der zweitwärmste seit 1881 und erreichte den Angaben zufolge mit 56 Sommertagen über 25 Grad einen Rekord.
Der Plan ist in unterschiedliche Kernelemente aufgeteilt. Dabei geht es um die Koordinierung und interdisziplinäre Zusammenarbeit, die Nutzung eines Hitzewarnsystems, die Vorbereitung der Gesundheits- und Sozialsysteme sowie die Beachtung besonders gefährdeter Menschen. Der Hitzeaktionsplan orientiert sich an den Handlungsempfehlungen des Bundesumweltministeriums, die auf Empfehlungen der WHO basieren.
Künftig soll die Sicherheitsapp Hessenwarn auch über eine Funktion Hitzewarnung verfügen, kündigte der Minister an. Mit dem kostenlosen Angebot können sich die Bürger vor Gefahren wie Terroranschlägen, Bombenfunden, Großbränden oder Erdbeben warnen lassen. Wichtig sei auch, dass die Kommunen und Institutionen das Hitzewarnsystem des Deutschen Wetterdienstes (DWD) und des Landes nutzten.
Als Reaktion auf den extrem heißen Sommer 2003 war ein Jahr später gemeinsam mit dem DWD das hessische Hitzewarnsystem eingeführt worden, um gerade ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen in Einrichtungen vor Schäden durch Hitzeeinwirkung zu schützen.
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) sieht seine Pflegeeinrichtungen in Hessen derweil gut auf die Hitzeperioden im Sommer vorbereitet. Da es in den vergangenen Jahren bereits längere Zeiträume mit sehr hohen Temperaturen gab, gebe es einen routinierten Umgang mit den Maßnahmen, teilte der DRK-Landesverband auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Wiesbaden mit.
Die Warnmeldungen des Deutschen Wetterdienstes kämen per Newsletter in die Einrichtungen. Ab Hitzewarnstufe eins des DWD würden die Maßnahmen eingeleitet. Die Einrichtungen verfügten über entsprechende Konzepte: Die Raumtemperaturen werden laut DRK täglich gemessen, die Bewohner würden auf ihren Flüssigkeitsbedarf beobachtet. Es gebe eine ausreichende Trinkmenge und die Zufuhr von Elektrolyten. Aktivitäten im Freien fänden eher in den kühleren Abendstunden statt. Räume würden gekühlt, beispielsweise durch lüften am Morgen und Abend sowie Ventilatoren. Die Mitarbeitenden erhielten ausreichend Getränke.
Der hessische Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bezeichnete die Verabschiedung des Hitzeaktionsplans als einen wichtige Schritt, um die Folgen der Klimaerwärmung zu bewältigen. Für die Vorsorge habe der Schutz alter Stadtbäume dabei eine zentrale Bedeutung. "Dieser Gesichtspunkt fehlt aber leider im beschlossenen Plan, obwohl Städte und Kommunen immer noch leichtfertig alte Bäume für Baumaßnahmen fällen", kritisierte Geschäftsführer Thomas Norgall. "Hier sollte unbedingt nachgesteuert werden."
Quelle: dpa