Mecklenburg-Vorpommern 75 Jahre nach Lagerschließung: Gedenken mit Gauck
23.09.2023, 03:03 Uhr
In den Lagern Fünfeichen bei Neubrandenburg waren im Zweiten Weltkrieg und auch danach Tausende Menschen eingesperrt. Das letzte Lager, vom Sowjet-Geheimdienst NKWD, wurde vor 75 Jahren geschlossen. Daran soll mit Alt-Bundespräsident Gauck erinnert werden.
Neubrandenburg (dpa/mv) - In Fünfeichen bei Neubrandenburg wird am Samstag (12.30 Uhr) feierlich der endgültigen Schließung der Internierungslager vor 75 Jahren gedacht. Als Ehrengast soll der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck eine Gedenkrede am Gestützten Kreuz halten, wie ein Sprecher der Stadt im Vorfeld sagte.
Fünfeichen war ab 1939 Gefangenenlager der Wehrmacht mit insgesamt rund 120.000 Häftlingen aus elf Nationen. Während ihrer Internierung kamen rund 5600 Gefangene aus vielen Ländern Europas ums Leben, darunter allein etwa 5200 Soldaten der Roten Armee. Das riesige Gestützte Kreuz steht als Symbol der gemeinsamen Mahn- und Gedenkstätte für alle Häftlinge und Opfer dieser Zeit in der Region Neubrandenburg.
Ab 1945 sperrte der Sowjet-Geheimdienst NKWD etwa 15.000 Deutsche dort ein, von denen die meisten inzwischen rehabilitiert wurden. Im "Speziallager Nr. 9", nach der Deportation in andere Lager oder nach Sibirien kamen etwa 4900 dieser Häftlinge ums Leben. Das NKWD-Lager wurde im Herbst 1948 geschlossen. Über ihr Schicksal in dem Internierungslager mussten diese Häftlinge in der DDR schweigen.
Seit 1990 hat die Arbeitsgemeinschaft Fünfeichen die Schicksale der NKWD-Häftlinge erforscht. Sie hat rund 600 Mitglieder und setzt sich für gemeinsames Gedenken für alle Opfer ein. Am Samstag sind zudem Kranzniederlegungen und ein Benefizkonzert mit dem Heeresmusikkorps anlässlich des 75. Jahrestages der Schließung geplant.
Quelle: dpa