Nordrhein-Westfalen "Urban Arts Ensemble Ruhr" macht Hip-Hop-Kultur sichtbar
28.04.2023, 15:48 Uhr
(Foto: Thomas Banneyer/dpa)
Jung, urban und international: So präsentiert sich ein neu gegründetes Hip-Hop-Tanztheater in Herne. In den nächsten Jahren soll die Kompagnie ein Zeichen für urbane Kunst aus dem Ruhrgebiet setzen.
Herne (dpa/lnw) - Nur kurz allein lehnt Breakdancer Leo Vara an einer mit Blümchentapete beklebten Wand: Nacheinander erscheinen sechs weitere Tänzerinnen und Tänzer auf der Bühne. In den nächsten Minuten zeigen sie verschiedene Skills und Stile urbaner Tanzkunst - wie Hip-Hop, Breaking und das expressive Krumping. Es ist der erste gemeinsame Auftritt für das "Urban Arts Ensemble Ruhr", das nach eigenen Angaben erste professionelle Hip-Hop-Tanztheater in Deutschland.
Die Kompagnie setzt sich aus sieben Tänzerinnen und Tänzern zusammen. Sie kommen aus Deutschland, Belarus, Mexiko, Zypern und der Ukraine und wurden durch den Verein "Pottporus" für das Projekt gecastet. Geprobt wird in einem leerstehenden Kaufhaus im Herner Ortsteil Wanne-Eickel. Ziel sei es, mit wechselnden Choreografinnen und Choreografen mitten im Ruhrgebiet eine "neue Tanzästhetik" zu erarbeiten und sichtbar zu machen, sagt der künstlerische Leiter Zekai Fenerci.
Die Künstlerinnen und Künstler, alle im Alter zwischen Anfang 20 und Mitte 30, werden in der kommenden Zeit eng zusammenarbeiten. Über den Sommer soll ein erstes Stück mit dem Titel "Cracks" erarbeitet werden, das die Gruppe im Oktober aufführt. Einige Mitglieder werden auch zusammenleben: Es gebe eine Künstlerwohnung gleich gegenüber dem Proberaum, sagt Fenerci.
Im Castingprozess sei Wert darauf gelegt worden, dass die Ensemble-Mitglieder auch als Gruppe harmonieren, erzählt die Ukrainerin Gelya Andryushyna. Ihr erster Eindruck von ihrem neuen Probenort in Wanne-Eickel sei durchaus positiv gewesen. "Die Stadt ist nicht so groß, es gibt nicht so viel Ablenkung." Sie fühle hier Ruhe und eine Verbundenheit mit der Kunst.
"Wir sind uns sehr bewusst darüber, dass hier etwas ganz Neues entsteht", sagt die deutsche Tänzerin Wenta Ghebrehiwet. "Und wir hoffen, dass wir auch eine Tür für andere öffnen können." Mit dem festen Ensemble werde Pionierarbeit in Deutschland geleistet, betonte Kulturministerin Ina Brandes (CDU). "Wir schaffen berufliche Entwicklungsperspektiven für die Tänzerinnen und Tänzer, die es in dieser jungen Kunstform so noch nicht gab."
Das nordrhein-westfälische Ministerium für Kultur und Wissenschaft fördert die Arbeit des Tanztheaters zunächst bis Mitte 2025 mit
936 000 Euro. Weitere 482 000 Euro gehen an das ebenfalls neu gegründete Koordinierungsbüro "Urban Arts Ruhr", das kreative Menschen aus der Szene miteinander vernetzen und neue Projekte begleiten soll.
Die Erwartungen an das Tanz-Ensemble sind hoch: "Drei Jahre Hip-Hop auf höchstem internationalen Niveau" kündigte der Herner Oberbürgermeister Frank Dudda an. Das Ruhrgebiet solle sich zu einer "ersten Adresse in Sachen Hip-Hop" entwickeln.
Quelle: dpa