Sachsen-Anhalt Friedrich-Loeffler-Institut: Vogelgrippe bleibt akut
02.11.2025, 14:02 Uhr
(Foto: Heiko Rebsch/dpa)
In Niedersachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein gibt es landesweit derzeit die meisten Fälle von Geflügelpest. Auch in Sachsen-Anhalt spitzt sich die Lage immer weiter zu.
Sangerhausen/Greifswald (dpa/sa) - Wie in den anderen Bundesländern bleibt die Vogelgrippe auch in Sachsen-Anhalt weiter akut. "Wir sehen weiterhin stetig steigende Zahlen, eine Beruhigung der Lage ist nicht in Sicht", sagte die Präsidentin des Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), Christa Kühn. Wahrscheinlich sei aber, dass sich das Infektionsgeschehen Richtung Süden verlagert.
Die Geflügelpest, auch Vogelgrippe genannt, ist eine bei vielen Vogel- und Geflügelarten häufig tödlich verlaufende Infektionskrankheit. Um die Einschleppung des unter Wildvögeln grassierenden, hochansteckenden Virus H5N1 in große Geflügelbetriebe möglichst zu verhindern, seien weiterhin höchste Aufmerksamkeit und die strikte Einhaltung der Hygienevorschriften sowie Schutzmaßnahmen erforderlich, mahnte Kühn.
Sperrzone in Mansfeld-Südharz
In Sachsen-Anhalt gilt derzeit in vielen Landkreisen eine Stallpflicht. Außerdem sind Halterinnen und Halter von Geflügel dazu aufgefordert worden, zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen, damit sich das Virus nicht weiter ausbreitet. Im Landkreis Mansfeld-Südharz gibt es seit Samstag eine Sperrzone. Dort war die Vogelgrippe in einem Betrieb nachgewiesen worden. Die 40.000 Tiere des Legehennenbetriebs wurden getötet.
Bundesweit hat das Loeffler-Institut für Tiergesundheit mit Sitz in Greifswald von Anfang September bis Ende Oktober etwa 50 Vogelgrippe-Ausbrüche in kommerziellen Geflügelhaltungen registriert. Binnen einer Woche habe sich die Zahl fast verdoppelt, hieß es. Weit mehr als 500.000 Hühner, Enten, Gänse und Puten seien vorsorglich getötet und entsorgt worden, um die Ausbreitung der Seuche einzudämmen. Besonders betroffen sind bislang die Bundesländer Niedersachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.
Dritthöchste Ausbreitung der Geflügelpest in Deutschland
Schon jetzt liegt die Gesamtzahl der 2025 erfassten Betriebe mit 85 über dem Wert des Jahres 2017, in dem die bislang dritthöchste Ausbreitung der Geflügelpest in Deutschland registriert worden war. Die schlimmsten Seuchenzüge hatte es 2021 und 2022 gegeben.
In Mansfeld-Südharz waren Mitte Oktober Kraniche gefunden worden, die an Geflügelpest gestorben waren. Seitdem wurden Hunderte weitere tote Tiere entdeckt. Das Areal um den Stausee an der Grenze zwischen Sachsen-Anhalt und Thüringen darf derzeit nicht betreten und befahren werden.
Hohe Infektionszahlen bei Wildvögeln - Viele tote Kraniche
Nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts fordert die Geflügelpest weiterhin viele Opfer unter Wildvögeln. Bei rund 250 eingesandten Tierkadavern sei im Referenzlabor das Virus H5N1 festgestellt worden. Aufgrund des dynamischen Geschehens seien die Daten aber lediglich Momentaufnahmen, die Zahl der verendeten Tiere um ein Vielfaches höher. Auch wenn die örtlichen Veterinärbehörden bereits stark ausgelastet seien, bleibe die Bergung toter Wildvögel wichtig, betonte FLI-Chefin Kühn.
Auffällig sei in diesem Jahr, dass trotz der weiten Verbreitung des Virus bislang keine große Zahl verendeter Wildenten oder Wildgänse festgestellt wurde, hieß es weiter. Vor allem unter Kranichen hat die Vogelgrippe in diesem Herbst aber ein Massensterben ausgelöst. In dieser Form werde das in Deutschland erstmals beobachtet.
Quelle: dpa