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Sachsen Pudrige Kunst: Gemäldegalerie feiert Pastellmalerin Carriera

Dresden (dpa/sn) - Fünf Jahre nach dem berühmtesten Pastell der Dresdner Gemäldegalerie Alte Meister rückt das weltbekannte Museum die "Meisterin des Genres" in den Fokus. Zu deren 350. Geburtstag gibt eine Ausstellung Einblick ins Oeuvre der bekanntesten Pastellkünstlerin des 18. Jahrhunderts, Rosalba Carriera (1673-1757). Im Semperbau des Zwingers sind für gut ein Vierteljahr rund 150 Arbeiten der Venezianerin versammelt, aus dem Bestand sowie Leihgaben aus Museen und Privatsammlungen im In- und Ausland.

"Dresden ist der beste Ort, wo man ihr Werk betrachten kann", sagte Kurator Roland Enke am Mittwoch, einen Tag vor Eröffnung der Schau. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden bewahrten mit 73 Arbeiten das weltweit größte Konvolut an Schöpfungen der Porträtistin, die als eine der ersten Künstlerinnen europaweit Erfolge feierte. Für Carriera war "Das Schokoladenmädchen" von Jean-Étienne Liotard "das schönste Pastell, das man je gesehen hat". Das berühmte Meisterwerk der Dresdner Sammlung hatte 2018 eine eigene Präsentation.

Carriera schuf laut Enke sehr viele Porträts, auch ihre Musen oder Allegorien hatten oft reale Vorbilder. Sie sei ein "Celebrity-Artist" gewesen, von dem man gemalt werden oder ein Bild haben wollte, und mit Aufträgen und Anfragen überhäuft worden. Sie habe die Schönheitsideale des Rokoko "mehr oder weniger 1:1" mit Pigmenten auf raues Papier gebracht: blasse, ebenmäßige Haut, rosé geschminkte Lippen, bestäubte Haare und Perücken. Die "pudrige Erscheinung" ihrer fragilen Pastelle gleiche einem 3D-Druck.

In der Schau zeugen viele Bildnisse von Fürsten regierender Herrscherhäuser Europas wie König Ludwig XV. von Frankreich oder Erzherzogin Maria Theresia von Habsburg. "Ein Besuch bei ihr zählte zum festen Programm der "Grand Tour" in Italien", sagte Enke. Sachsens Kurfürst August III. hatte eine Sammlung von 157 Pastellen und richtete ein nach ihr benanntes Kabinett dafür ein. 84 der Werke wurden nach 1920 verkauft - etwa für ein Pastell von Degas -, gestohlen, im Zweiten Weltkrieg zerstört oder sie verschwanden - wie 15 kleine Miniaturen.

Quelle: dpa

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