Thüringen Jugendweihefeiern beginnen: Tausende junge Leute dabei
31.03.2019, 09:29 Uhr
(Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa)
In Nordhausen wurde der Begriff Jugendweihe Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals geprägt. Gehalten hat sich das Ritual zum Abschluss der Kindheit bis heute. In den kommenden Wochen wird wieder gefeiert.
Erfurt (dpa/th) - In Thüringen feiert etwa jeder zweite Teenager eines Jahrgangs Jugendweihe. "Wir rechnen in diesem Jahr mit etwa 7500 jungen Leuten, die sich beteiligen", sagte Ute Töpfer-Rauchmaul vom Thüringer Landesverband der Interessenvereinigung Jugendweihe auf Anfrage. Der Start für die Feiern erfolge am 6. April unter anderem in Altenburg, Stadtroda und Königsee. Landesweit seien bis Ende Juni rund 150 Feiern vorgesehen. Sie bilden einen symbolischen Abschluss der Kindheit für Mädchen und Jungen im Alter von 14 und 15 Jahren.
Die Jugendweihe, die in der DDR fast ein Pflichtprogramm für Achtklässler war, hat eine lange Tradition bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Erstmals geprägt wurde der Begriff nach Angaben der Interessenvereinigung in Nordhausen. Inzwischen gibt es Jugendweihefeiern auch in Westdeutschland, unter anderem in Kassel, München oder Stuttgart. In Hamburg hätten sie eine lange Tradition, hieß es.
Die Zahl der Jugendweihe-Teilnehmer in Thüringen habe sich in den vergangenen Jahren bei etwa 7500 eingepegelt, sagte Töpfer-Rauchmaul. Das sei etwa die Hälfte der Jugendlichen eines Jahrgangs. "Den Tiefstand hatten wir 2005 mit nur 3700." Da habe sich der Geburtenknick nach der Wiedervereinigung ausgewirkt.
Darüber hinaus werden Jugendweihen noch von einigen lokalen Vereinigungen vor allem in Südthüringen angeboten. Dort war der Start örtlich bereits im März.
Auf die Feiern würden die Jugendlichen, aber auch die Eltern großen Wert legen, so die Sprecherin. Als Festredner werden Künstler, darunter Schriftsteller und Kabarettisten, aber auch Bürgermeister oder Landespolitiker gewonnen. Vielfach wird die Jugendweihe in Thüringen als großes Familienfest mit Geschenken für die Teenager begangen.
Jugendliche können sich auf das Ritual individuell vorbereiten: Angeboten werden Knigge-Kurse für Verhaltensregeln, Tagesexkursionen etwa in die KZ-Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar, aber auch Besuche im Thüringer Landtag oder im Bundestag in Berlin. Möglich ist nach Angaben der Vereinigung auch die Beteiligung an sozialen Projekten, an einem Anti-Mobbing-Seminar oder Erste-Hilfe-Kursen.
Mehr als 100 ehrenamtliche Mitglieder kümmern sich um die Betreuung der Jugendlichen - auch auf Ferienfreizeiten und Städtereisen, an denen etwa 1000 junge Leute jährlich teilnehmen.
Laut Interessenvereinigung gab es die erste Jugendweihe in Deutschland im Mai 1852. Ihr Gründungsvater war Eduard Baltzer, ein Theologe und Abgeordneter der ersten deutschen Nationalversammlung.
Interessenvereinigung Jugendweihe, Landesverband Thüringen
Geschichte der Jungendweihe begann Mitte des 19. Jahrhunderts