Reise

Hoffnung nach der Zerstörung Erste Buga gabs vor 60 Jahren

Tipps für den Gemüseanbau gab es, vor allem aber sollte das Gute und Schöne wieder sichtbar werden: Mitten im Wiederaufbau nach dem Krieg eröffnete 1951 in Hannover die erste Bundesgartenschau. Was damals eher klein begann, ist heute eine große deutsche Marke geworden.

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Besucher des Stadtparks in Hannover: Mitten im Wiederaufbau nach dem Krieg ...

(Foto: dpa)

Die deutschen Blumenfans strömen in diesem Jahr nach Koblenz an Rhein und Mosel, wo die Bundesgartenschau kürzlich ihre Tore geöffnet hat. Doch die Ursprünge dieser in vieler Hinsicht sehr deutschen Leistungsschau liegen viel weiter im Norden: In Niedersachsens Landeshauptstadt Hannover wurde vor 60 Jahren, am 28. April, offiziell die erste Bundesgartenschau eröffnet. Daran erinnerte nicht ganz zufällig Bundespräsident Christian Wulff, der Ex-Ministerpräsident des Landes, beim Festakt zum Start der Buga 2011 am Deutschen Eck. 2008 war hier der erste Spatenstich getan worden. Zum Vergleich: In Hannover wurde damals nur wenige Monate gebaut.

Schach und Sonnenbad

Heute ist auf dem Gelände in unmittelbarer Nähe des Zoos hinter dem Congress-Centrum der Stadtpark Hannover immer noch ganz im Stil der 50er Jahre gehalten. Rentner spielen Boden-Schach, ältere Damen genießen zwischen Hornveilchen und Osterglocken die Frühlingssonne.

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... eröffnete 1951 hier die erste Buga.

(Foto: dpa)

Auch Ronald Clark liebt diese Anlage, die früher unter seiner Regie gepflegt wurde. "Es war besonders wichtig, dass es 1951 in der Zeit des Wiederaufbaus neben dem Nützlichen auch das Schöne wieder gab", sagt Clark, heute Direktor der barocken Herrenhäuser Gärten in Hannover. Dieser Park ist weltberühmt, ein echter Touristen-Magnet. Das Gelände der früheren Bundesgartenschau in Hannover hingegen ist längst kein überregionales Ausflugsziel mehr, auch wenn Clark betont: "Der Stadtpark ist ein Gartendenkmal von nationaler Bedeutung, weil alle anderen Gartenschauen dieser Zeit so nicht mehr erhalten sind."

"Es geht wieder aufwärts"

Bundespräsident Theodor Heuss und seine Gattin eröffneten die erste Blümchenschau nach dem Kriegsende, ein sichtbares Zeichen für das "Es geht wieder aufwärts"-Gefühl. Bunt bemalte Straßenbahnen fuhren während der sechs Monate der Schau durch Hannover, Höhepunkt war ein großer Blumenkorso mit 400.000 Schaulustigen in der Stadt.

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Ort der Ruhe: Schachspieler im Stadtpark in Hannover.

(Foto: dpa)

Für die Präsidenten-Gattin gehörte der Garten "zur Hoffnung nach der Zerstörung, zur Ruhe trotz aller Arbeit", wie sie in ihrer Eröffnungsansprache sagte. Der Wille zum Neubeginn wurde aber auch in anderer Form gezeigt: "Die moderne Kunst war auch wichtig, es war eine Schau von verschiedensten Künstlern zu sehen, die im Dritten Reich verfolgt wurden", berichtet Clark. Aus dieser Idee entwickelte sich schon 1955 bei der Buga in Kassel die Documenta - heute eine der weltweit wichtigsten Ausstellungen für zeitgenössische Kunst.

Tipps zur Nahrungsmittelproduktion

Auch für den Nutzgarten gab es damals viele Anregungen, denn der Gartenbau hatte für die Nahrungsmittelproduktion 1951 noch eine ganze andere Bedeutung als heute, obwohl Magazine wie "Landlust" die neuen Renner am Zeitschriftenkiosk sind. "Heute ist das Lifestyle. Keiner hat es nötig, Gemüse anzubauen", sagt Clark.

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Unverkennbar: der Stil der 1950er Jahre.

(Foto: dpa)

Im "Kompetenzzentrum Grün" der Gartenschau in Koblenz gibt es Anschauungsunterricht für Hobbygärtner: Dabei zählt neben Hausgärten und Gemüsenanbau heute auch Artenvielfalt zu den Themen. Wie viele andere Blumenschauen zuvor wurde die Buga in Koblenz zudem für die Stadtentwicklung eingesetzt. Wo vorher Parkplätze in der Innenstadt waren, bieten jetzt Grünflächen Erholung. Uferpromenaden wurden zu Flaniermeilen. Am Kurfürstlichen Schloss ließ man historische Anlagen des preußischen Gartenbaumeisters Peter Josef Lenné neu gestalten.

"Wir sagen nicht, dass Gartenbau und Landschaftsarchitektur eine deutsche Erfindung sind, aber wir können mit Fug und Recht behaupten, dass wir mit viel Begeisterung viel daraus gemacht haben", sagte Bundespräsident Wulff in Koblenz. Bei einer Bundesgartenschau gehe es um eine Kunst, "die über den Tag hinaus in die Zukunft weist".

Quelle: ntv.de, Sigrun Stock und Tobias Goerke, dpa

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