Sport

Lösung für Rangnick-Problem Ausstieg zum Saisonende

Der Abschied von Trainer Ralf Rangnick beim Fußball-Bundesligisten Hannover 96 scheint unmittelbar bevorzustehen. Am Mittwochmittag nach der Rückkehr aus dem Trainingslager im türkischen Side wird es beim Krisengipfel mit 96-Präsident Martin Kind und Sportchef Ricardo Moar voraussichtlich so richtig krachen. Diverse Tischtücher sind zerschnitten, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit der drei Hauptdarsteller im niedersächsischen Bundesliga-Theater scheint nicht mehr möglich.

"Mir reicht es jetzt langsam", erklärte Kind, nachdem er von Rangnicks neuesten Ausbrüchen an der türkischen Riviera informiert wurde, "wenn Rangnick will, kann er gehen." Damit beschreibt der hannoversche Geschäftsmann allerdings nur das geltende Vertragswerk, in dem Rangnick eine Ausstiegsklausel zum Saisonende hat, die er bis zum 31. März ziehen muss. Doch Kind scheint inzwischen bereit zu sein, den Fußballlehrer auch sofort von der Leine zu lassen.

An der Ausstiegsklausel hat sich der neueste Zoff entzündet. Rangnick will sie weghaben und sich erst am 31. Mai erklären müssen, ob er seinen Vertrag bis 30. Juni 2005 zu erfüllen gedenkt. Das lehnt Kind kategorisch ab: "Wir brauchen auch Planungssicherheit, der Vertrag wird nicht geändert." Der Trainer hat inzwischen angeboten, die Vertragslaufzeit um ein Jahr zu verkürzen - Ausstieg zum Saisonende also: "Dann ist doch Planungssicherheit gegeben." Und es klingt wie ein Ultimatum, wenn er fordert: "Ich schließe aus, dass ich mit dieser Klausel in die Rückrunde gehe."

Im Hintergrund spukt dabei immer auch das Interesse von Hertha BSC Berlin herum, wo Interimscoach Hans Meyer zunächst nur bis Saisonende unter Vertrag steht. Sowohl Rangnick als auch Hertha-Manager Dieter Hoeneß bestreiten allerdings energisch, jemals miteinander gesprochen zu haben - aber man versteht und schätzt sich schon seit den Zeiten, als der eine Jugendtrainer und der andere Manager beim VfB Stuttgart war.

In Hannover findet der ausgewiesene Fußball-Fachmann mit dem Auftreten eines Studienrats dagegen niemand Gleichgesinnten vor. Mit dem impulsiven "Straßenfußballer" Moar, der schnell beleidigt ist, sich aber auch rasch wieder versöhnt, funkt Rangnick auf völlig unterschiedlicher Wellenlänge. Schon vor Reiseantritt nach Side stritten sich die beiden Sportverantwortlichen über geplatzte Transfers.

Auch das Verhältnis zum eher hemdsärmeligen Selfmade-Millionär Kind ist seit langem angespannt. Bereits im Herbst letzten Jahres stand Rangnick kurz vor dem Rauswurf, als 96 drei Mal in Folge verlor. Bei den Fans allerdings ist der Coach, der die Niedersachsen im Sommer 2002 nach 13 Jahren wieder ins Oberhaus geführt hatte, sehr beliebt. Hörgeräte-Kaufmann Kind verlängerte deshalb im Herbst 2002 den Vertrag mit bereits gestaffelten Abfindungszahlungen im Falle der Trennung. Im Gegenzug kam die Ausstiegsklausel in den Kontrakt, die nun offenbar den Abschied des Trainers einleitet.

Quelle: ntv.de

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