Sport

Lasche Schwimm-Dopingkontrollen WADA wundert sich - auf Anfrage

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Schwimmer werden mit ernsthaften Dopingkontrollen kaum behelligt.

(Foto: AP)

Auf Bluttests wird bei der EM gänzlich verzichtet, auf Epo nur bei Rekorden getestet, die es ohne die Superanzüge aber kaum noch gibt. Die Welt-Anti-Doping-Agentur will nun über verpflichtende Bluttests nachdenken - nachdem sie von der ARD auf die inakzeptable Kontrollpraxis hingewiesen wurde.

Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) will nach ARD-Angaben als Reaktion auf laxe Doping-Kontrollen die internationalen Sport-Verbände zu Bluttests verpflichten. Bei der Schwimm-WM 2009 in Rom war bekanntgeworden, dass keine Blutkontrollen während der Wettkämpfe genommen wurden. Auch bei der EM in Budapest soll es keine Bluttests geben.

"Wir finden das sehr enttäuschend. Wir hätten gedacht, dass der Schwimmsport Blutkontrollen nun ernster nimmt. Wir werden darüber nachdenken, ob wir Blutkontrollen bei internationalen Sportveranstaltungen verpflichtend machen", schrieb WADA-Generaldirektor David Howman dem Sender. Das könnte dann in den "International Standards for Testing" vorgeschrieben werden.

Tests auf Epo sollen nach ARD-Informationen vom europäischen Schwimm-Verband LEN nur bei Rekorden genommen werden, die nach dem Verbot der High-Tech-Anzüge allerdings selten geworden sind. "Es scheint mir so, dass es vielleicht wünschenswert wäre, dass diese Bluttests durchgeführt werden", sagte LEN-Präsident Nory Kruchten. "Ich werde sehen, wie wir das in der Zukunft abstellen können und dann auch die Bluttests bei unseren wichtigen Veranstaltungen durchführen können."

Die Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes, Christa Thiel, will in ihrer Funktion als LEN-Funktionärin (Schatzmeisterin) das Vorhaben unterstützen. "Ich werde mich da mit meinen Kollegen beraten, inwieweit man doch sagt, okay wir wollen das aber."

Gnade vor Regeln für Munoz

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Der Spanier Rafael Munoz gewann in Budapest die Gold-Medaille über 50 Meter Schmetterling - eigentlich hätte er nach drei versäumten Dopingtests gar nicht starten dürfen.

(Foto: dpa)

Für Aufsehen hatte vergangene Woche eine Entscheidung des Weltverbandes FINA gesorgt, die den verheerenden Anti-Doping-Kampf versinnbildlicht. So durfte der Spanier Rafael Munoz in Budapest starten, obwohl er drei unangemeldete Dopingtests in Serie verpasst hatte. Dafür ist normalerweise eine Sperre zwischen zwei Monaten und zwei Jahren vorgesehen. Das Doping-Panel der FINA "erließ" dem Schmetterlings-Weltrekordler eine verpasste Kontrolle wegen einer durch dessen Arzt attestierten "psychischen Ausnahmesituation". Munoz durfte starten und siegte über 50 Meter.

Diese Entscheidung rief Kritik der Sportler hervor. "Ich finde, egal welche Hintergründe so was hat, dann ist Schluss mit lustig. Das geht gar nicht. Da muss ein Machtwort gesprochen werden und dann kann man einfach nicht hier mitschwimmen", sagte Olympiasiegerin Britta Steffen. "Der Fairness halber hätte man nach den drei verpassten Test eine Sperre aussprechen sollen", kommentierte Doppel-Weltmeister Paul Biedermann. "Man nimmt es möglicherweise zu sehr auf die leichte Schulter. Es ist für mich schon grenzwertig. Es ist eine Respektlosigkeit den anderen Athleten gegenüber", sagte ARD-Expertin Franziska van Almsick.

Bei den Schwimmverbänden sieht man das anders. Dort wird die geringe Trefferdichte nicht als logische Folge der inkonsequenten Kontrollen angesehen, sondern als Erfolg. Entsprechend stolz verkündete Cornel Marculescu, Generalsekretär des Schwimm-Weltverbandes Fina, jüngst in der "Neuen Zürcher Zeitung": "Der Schwimmsport ist auf einem guten Weg. Es gibt ab und zu einen Unfall, aber im Großen und Ganzen haben wir kein Dopingproblem."

Quelle: ntv.de, cwo/dpa

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