FC Bayern in der Superliga Dann haut doch bitte ab!
03.11.2018, 14:37 Uhr
Als alles begann: Zwei Jahre nach der Gründung der Fußball-Bundesliga war dann auch der FC Bayern dabei. Von links nach rechts: Rudi Nafziger, Rainer Ohlhauser, Gerd Müller, Dieter Koulmann, Dieter Brenninger und Trainer Tschik Cajkovski.
(Foto: imago/Horstmüller)
Der FC Bayern will noch mehr Geld verdienen und lässt prüfen, ob ein Ausstieg aus der Bundesliga möglich ist. Die Münchner dementieren, aber die Pläne für eine europäische Superliga gibt es längst. Dann sollen sie halt gehen.
Der FC Bayern will gehen, heißt es. Das wäre das Ende der Fußball-Bundesliga, wie wir sie kennen und mögen. Das klingt erst einmal schrecklich. Es wäre aber prima. Die Münchner wollen Geld verdienen, immer mehr Geld. Das unterscheidet sie nicht von anderen Klubs. Nun aber wollen sie offenbar in eine neue Dimension vorstoßen. Bitte, dann sollen sie sie doch. Wer soll sie aufhalten? Ja, die deutsche Liga wäre ohne ihre erfolgreichste Mannschaft, die polarisiert und mobilisiert wie keine zweite, zunächst nicht mehr so attraktiv. Wenn die Bayern kommen, ist das Stadion ausverkauft. Das ist nach all den Jahren immer noch so, auch wenn die Ergebnisse immer vorhersehbarer werden. Aber sonst?
Dann werden die Münchner eben in einer weitgehend geschlossenen europäischen Liga der Superreichen noch reicher, als sie es eh schon sind. Der Verband Uefa bleibt außen vor, die mächtigsten Klubs organisierten ihr exklusives Spektakel selbst. Alle anderen sind raus. Vielleicht darf Borussia Dortmund als Gast auch mitspielen. So etwas wie Solidarität bei der Verteilung des Fernsehgelds im Sinne eines einigermaßen fairen Wettbewerbs? Ach, geh! Wie sagte es Michael Gerlinger, der Chefjustiziars der Bayern, in der Tagesschau? "Das ist dann eine Vollvermarktung, die da stattfindet. Da kann man dann das letzte rausholen."
Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hat einem Verbund mit 14 weiteren Redaktionen in Europa aufgedeckt, dass diese Pläne konkreter sind, als sie bisher schienen. Und es lohnt sich, das Ergebnis Grundlage der Datensätze der Plattform Football Leaks im Detail zu lesen. Das Geld für den "Spiegel" ist gut investiert. Demnach ist vorgesehen, dass 16 der mächtigsten Klubs in Europa nach Beratungen in der Manier eines Geheimbundes noch in diesem Monat eine Absichtserklärung unterschreiben. Sollten die Pläne umgesetzt werden, wäre das 2021 das Aus für die von der Uefa getragene Champions League in ihrer jetzigen Form. Und das wäre nur der erste Schritt.
Wer braucht schon ein Sektfrühstück bei Real Madrid?
Der FC Bayern ruderte zwar fix zurück und erklärte, ihm sei "weder die Existenz noch der Inhalt" dieser Erklärung bekannt. "Das weise ich in aller Entschiedenheit und Klarheit zurück", ließ Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandschef der FC Bayern AG ausrichten. Auch der Abschied aus der Bundesliga sei momentan kein Thema. Die Quellen des "Spiegel" belegen aber, dass die Münchner die Bedingungen eines Ausstiegs prüfen ließen, und auch, ob es möglich sei, die Abstellung von Nationalspielern zu verweigern. Und immer geht es dabei darum, "das letzte rauszuholen". Es geht darum, möglichst viel Geld zu verdienen.
Die Pläne für eine Superliga gibt es seit Jahren, irgendwann wird sie kommen. Schon jetzt gibt es diese Superliga ja im Grunde, im Viertelfinale der Champions League stehen seit Jahren bis auf wenige Ausnahmen stets dieselben Klubs. Die Schere zwischen den Dauergästen in der Königsklasse und dem Rest ist jetzt schon größer, als sie es je war. Da wäre es letztlich nur konsequent, würde die Elite sich irgendwann nicht mehr mit dem gemeinen Fußvolk abgeben. Warum bei Hertha BSC in Berlin verlieren, wenn man es für viel mehr Geld bei Juventus Turin oder beim FC Barcelona tun kann?
Aber wäre eine Bundesliga ohne den FC Bayern vorstellbar? Selbstverständlich, auch wenn es schwer fällt. Und dann? In Deutschland würde es wieder einen echten Titelkampf geben. Es steht weiterhin jedem frei, sich seinen Lieblingsklub auszusuchen und zu unterstützen, weil es immer noch das Spiel ist, das wir lieben. Wer braucht schon ein Sektfrühstück bei Real Madrid, wenn es beim VfL Bochum die beste Currywurst der zweiten Liga gibt? Frei nach Uli Hoeneß, dem Präsidenten des FC Bayern, zum Schluss ein schöner Gruß: Für Eure scheiß Superliga seid Ihr doch selbst verantwortlich. Dann setzt Eure Pläne doch um.
Quelle: ntv.de