Fußball

Posse um den Bayern-Trainer Das respektlose Spiel mit Niko Kovac

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Wie lange arbeiten Niko Kovac und Hasan Salihamidzic beim FC Bayern noch zusammen?

(Foto: imago/Sven Simon)

Womöglich gewinnt Niko Kovac mit dem FC Bayern das Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal und muss sich danach als Trainer der Münchener verabschieden. Nach dem Remis bei RB Leipzig lassen gleich zwei Bayern-Verantwortliche die Zukunft des Trainers offen.

Es ist gerade einmal etwas mehr als einen Monat her, dass Uli Hoeneß mal wieder nicht einverstanden war mit dem, was die deutschen Medien so treiben. "Wie soll ich denn mit jemandem zusammenarbeiten, den ich bei jeder Gelegenheit infrage stelle", schimpfte der Präsident des FC Bayern im Interview mit dem "Kicker". Er schimpfte allerdings deutlich weniger als noch am 13. Oktober, als er die Medien gemeinsam mit Klubchef Karl-Heinz Rummenigge und Sportdirektor Hasan Salihamidzic an den Pranger eskalierte. "In so einem Spannungsfeld", so sagte Hoeneß vor gerade einmal etwas mehr als einem Monat auch, "wie unser Trainer in den vergangenen Wochen gelebt hat, kann man auf Dauer nicht vernünftig arbeiten."

Tatsächlich hat Niko Kovac, den sie im vergangenen Sommer noch voller gesprochener Überzeugung und offenbar auch auf Drängen von Hoeneß als Wunschtrainer und Nachfolger von Jupp Heynckes verpflichtet hatten, dennoch vernünftig, keineswegs aber überragend gearbeitet - zumindest ist das eine zulässige Lesart der Ergebnisse. Er hat die Münchener über ein absurdes Viertelfinale gegen Zweitligist Heidenheim und ein viel diskutiertes Halbfinale gegen Werder Bremen ins Endspiel um den DFB-Pokal geführt. Und in der Bundesliga hat er sich und seinen nicht immer zufriedenen Fußballern nach einem zwischenzeitlich kolossalen Rückstand auf Borussia Dortmund und einigen Korrekturen seines Coaching-Stils zwei Titel-Matchbälle erarbeitet - den ersten vergaben die Münchner gestern bei RB Leipzig.

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Vor seinem Scherenschlag-Tor stand Leon Goretzka tatsächlich knapp im Abseits. Auch wenn Uli Hoeneß mit der Entscheidung des Videoschiedsrichters nichts anfangen konnte.

(Foto: imago images / Annegret Hilse)

Nicht schön, aber auch nicht schlimm. So urteilte Uli Hoeneß nach dieser Partie des 33. Spieltags. Seine einzige Empörung richtete sich gegen den Kölner Videoschiedsrichter, der vor dem Treffer von Leon Goretzka eine Abseitsstellung von Robert Lewandowski erkannte und das womögliche Tor zur siebten Meisterschaft in Serie verweigerte. Es war übrigens derselbe Hoeneß, der da sprach, der den mindestens mal sehr umstrittenen Elfmeter, den die Bayern vor zweieinhalb Wochen im Pokal-Halbfinale in Bremen zugesprochen bekamen, als hundertprozentig berechtigt fand. Das "sogenannte Abseits", polterte Hoeneß nun, "ist ja der Witz des Jahres. Das war keine klare Fehlentscheidung. Der Videobeweis ist dafür da, klare Fehlentscheidungen zu korrigieren. Es war gleiche Höhe". Nun, er irrte. Wieder. Der Schiedsrichter hatte recht - auch wenn's knapp war.

Uli Hoeneß ist "ganz entspannt"

Sonst aber war die Welt beim FC Bayern in Ordnung, wenn die Welt des FC Bayern denn die Welt von Uli Hoeneß ist: "Ich bin ganz entspannt. Wenn die Mannschaft so spielt (Anmerk. d. Red.: am 34. Spieltag gegen Eintracht Frankfurt) wie heute, werden wir kein Problem kriegen. Ich werde wunderbar schlafen, weil ich weiß, dass, wenn sie so kämpfen und sich so reinhängen wie heute, sind wir nächsten Samstag Deutscher Meister." Zum dann bereits 29. Mal.

Es wäre der erste von zwei noch möglichen Titeln in dieser Saison für den FC Bayern. Nur eine Woche nach dem Liga-Finale steht das Pokalendspiel an - dann erneut gegen RB Leipzig. Und der Ausgang dieser beiden Entscheidungen wird wohl auch die Zukunft von Kovac beeinflussen. Der wird ja seit Wochen von Rummenigge mit Jobgarantieverweigerungsaussagen konfrontiert. Zwar milderte der Klubchef erst am Mittwoch in einem gemeinsamen Interview mit mehreren Münchner Zeitungen ab, "dass er überhaupt kein Problem" mit dem Trainer habe, bekräftigte dann aber erneut, dass für den Trainer aber natürlich weiter das Prinzip der Leistung gelte. Und er liefern müsse. Denn beim FC Bayern ist es so: "Das ganze System bei uns ist auf dem Faktor Erfolg aufgebaut."

Nun, ein Erfolg war das 0:0 bei RB Leipzig nur bedingt. Zwar waren die Bayern das bessere Team mit den besseren Chancen, aber nach dem Abpfiff steht nicht die Meisterschaft, sondern das Nervenkitzelfinale "dahoam" gegen Eintracht Frankfurt am nächsten Samstag (ab 15.30 Uhr im Liveticker bei ntv.de) bevor. Auf zwei Punkte allerdings inklusive des besseren Torverhältnisses hat sich der Vorsprung auf Borussia Dortmund, das sich zu einem 3:2 gegen Fortuna Düsseldorf gewackelt hatte, verzwergt.

"Ich bin kein Freund dieser Garantie"

Und so war Rummenigge direkt wieder im Angriffsmodus, bekräftigte sein Mantra: "Ich habe überhaupt kein Problem mit Niko Kovac, aber ich höre immer Jobgarantie. Bei Bayern München müssen Spieler, Management und Trainer erfolgreich abliefern, das gilt für alle. Ich bin kein Freund dieser Garantien und auch nicht davon, die Spieler und den Trainer nur zu loben. Ich habe festgestellt: manchmal wird das mit Bequemlichkeit bezahlt und das ist bei Bayern München nicht der richtige Weg", sagte er bei Sky.

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Hasan Salihamidzic sagt: "Der Trainer hat volle Unterstützung. Die Fakten sprechen für Niko Kovac." Wie es am Saisonende weitergehe, "das werden wir sehen".

(Foto: imago images / Bernd König)

Das Spannungsfeld um Kovac, es wirkt immer kräftiger. Nun aber vor allem intern. Auch weil Salihamidzic im ZDF-Sportstudio überraschend nachlegte. Auf die Frage, ob Kovac auch in der nächsten Saison Trainer bleibe, sagte der Sportdirektor: "Der Trainer hat volle Unterstützung. Die Fakten sprechen für ihn." Wie es am Saisonende weitergehe, "das werden wir sehen". Im Moment sei es aber vor allem erstmal so: "In diesen Zeiten, wo wir Vieles erreichen und Titel gewinnen können, sind wir gut beraten, unsere Energie nicht auf Personalüberlegungen zu verlieren." Er mache sich jetzt keine Gedanken über den Trainer. Allerdings könne er nur für sich sprechen, erklärte Salihamidzic angesichts der maßgeblichen Bayern-Entscheider Hoeneß und Rummenigge. Auch habe er sich in Madrid nicht, wie Medien berichteten, mit Reals Ex-Coach Julen Lopetegui getroffen. "So etwas würde ich nicht machen", betonte Salihamidzic. Er arbeite jeden Tag mit Kovac zusammen: "Ich würde ihn nicht hintergehen."

In München, so scheint es dennoch, sind sie weiterhin uneins, ob sie Kovac den Umbruch der im Sommer stark aufgerüsteten und vermutlich auch noch stark aufzurüstenden Mannschaft zutrauen. Ob Kovac dieser Mannschaft dann eine mutige, eine dominante Spielidee verpassen kann, die nicht nur Erfolge, vor allem in der Champions League - das Achtelfinal-Aus gegen den FC Liverpool werfen sie dem Trainer und dessen mutlosem Konzept im Rückspiel vor - bringen kann, sondern auch der tiefverwurzelten Macht- und Ästhetik-DNA des Klubs entspricht. Vieles wenn nicht gar alles von der Zukunft hängt tatsächlich vom Ausgang der Saison ab. So urteilte Salihamidzic dann auch: "Wenn wir Meister werden, dann wird diese Saison eine Zwei plus. Wenn nicht, dann war das eine Scheiß-Saison."

Uli Hoeneß übrigens, der in den vergangenen Wochen zum kämpferischen Pflichtverteidiger des Trainers geworden war, hatte vor gerade einmal etwas mehr als einem Monat ganz anders gesprochen. "Und selbst wenn wir Zweiter werden", hatte er gesagt, "ist das doch kein Desaster."

Quelle: ntv.de

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