Fußball

Die bestmögliche Pokalschmach Fans feiern MSV trotz Debakel

Trotz der Niederlage feierten die MSV-Fans ihre Spieler.

Trotz der Niederlage feierten die MSV-Fans ihre Spieler.

(Foto: REUTERS)

Die überragende Unterstützung der Fans reicht nicht, um den MSV Duisburg in Berlin zur Sensation zu peitschen und den großen Rivalen aus dem Ruhrpott in die Knie zu zwingen. Doch selbst beim Stand von 0:5 feiert vor allem die Kurve des MSV lautstark und enthusiastisch. Eine große Geste, die selbst den knurrigen Trainer Milan Sasic rührt.

Fast 80 Minuten waren im Berliner Olympiastadion gespielt, MSV Duisburg - FC Schalke 0:5, so stand es auf der Anzeigetafel, als die Fankurve hinter dem Tor von S04-Keeper Manuel Neuer mit Macht zum Leben erwachte. Es wurde gesungen, skandiert, es wurde geklatscht und Tausende Hände streckten plötzlich Schals in den Berliner Himmel, bis die ganze vibrierende Westkurve wohlig weiß-blau wogte, während die Ostkurve angesichts der Feierlichkeiten betreten schwieg. Nur eine Frage blieb offen: Warum überließen die Schalke-Fans dem Anhang des MSV Duisburg einfach so akustisch und optisch das Feld?

"Heute Geschichte schreiben"

Milan Sasic hat diese Frage auch nicht beantwortet. Aber der Duisburger Trainer hat zu verstehen gegeben, wie sehr ihn die überragende Unterstützung der MSV-Fans gerührt hat. "Das war ein großartiges Gefühl, nach einer Niederlage solche Anerkennung zu bekommen", sagte der stets knurrig wirkende Sasic mit viel Wärme und Dankbarkeit in der Stimme. Sie galt dem Umstand, dass die MSV-Fans ihre famosen Feierlichkeiten nicht nur auf die 80. Minute beschränkt, sondern trotzig bis zum Schlusspfiff und noch weit darüber hinaus ausgedehnt hatten, als den Spielern die Silbermedaillen für den zweiten Sieger im Finale schon bleischwer vor der Brust baumelten.

Milan Sasic war von der Unterstützung der MSV-Anhänger sehr gerührt.

Milan Sasic war von der Unterstützung der MSV-Anhänger sehr gerührt.

(Foto: picture alliance / dpa)

In den letzten Minuten der regulären Spielzeit sah die Duisburger Kurve deshalb wieder aus wie kurz vor dem Anpfiff, als noch Hoffnung auf den Cup-Coup gegen die übermächtigen Schalker bestanden hatte und überall blaue und silberne Fahnen wehten. "Heute Geschichte schreiben" stand auf den Pappkronen, die viele MSV-Fans zusammen mit ihrer Hoffnung auf den ersten großen Titel der Vereinsgeschichte ins Stadion getragen hatten.

Nach 70 Minuten stand dann endgültig fest, was sich nach 45 Minuten schon angedeutet hatte: Dass die Duisburger im Olympiastadion ohne Nachwuchsstar Julian Koch, Kapitän Srdjan Baljak und Torjäger Stefan Maierhofer tatsächlich Geschichte schreiben würden. Nur eben anders als erträumt.

Besonderer Draht zwischen Fans und Sasic

Mit dem Zwischenstand von 0:5 war die höchste Finalniederlage im DFB-Pokal bei noch 20 verbleibenden Minuten bereits eingestellt, weitere Gegentreffer drohten. Nicht mehr abzuwenden war da bereits, dass der MSV zum alleinigen Rekordhalter in einer anderen Pokal-Negativ-Statistik aufsteigen würde: Mit nun vier Finalniederlagen ist Duisburg ab sofort der Verein, der die meisten DFB-Pokalendspiele bestritten hat, ohne ein einziges zu gewinnen.

Ivica Grlic wollte sein Karrierende mit dem Pokalsieg krönen.

Ivica Grlic wollte sein Karrierende mit dem Pokalsieg krönen.

(Foto: REUTERS)

Und trotzdem: Die Fans des MSV sangen und feierten ab der 80. Minute so inbrünstig, als würde ihr Team mit fünf Toren in Führung liegen, was die Vermutung nahelegt, dass zwischen Trainer und Fans womöglich ein besonderer Draht besteht. Denn Sasic erzählte später, dass auch er sich just "eine Viertelstunde vor Schluss von der Enttäuschung befreit" habe. Gedankenübertragung? "Die Zuschauer haben heute verstanden, dass leider nicht mehr drin war."

Vom Bauarbeiter zum Vize-Pokalsieger

In der Kabine, gestand Sasic aber, seien dann trotzdem Tränen geflossen, "auch aus meinen Augen". Dennoch beharrte der Serbe, von dem gesagt wird, er kommuniziere so sensibel mit seinen Spielern wie er einst als Bauarbeiter per Presslufthammer Beton bearbeitet habe, darauf: "Es war eine großartige Saison. Das war ein Tick mehr als eine Einheit. Das war hundertprozentige Identifikation mit dem MSV Duisburg."

Am positiven Gesamteindruck werde auch die Finalklatsche gegen Schalke nichts ändern, davon ist Sasic überzeugt. Sein Fazit des Finals lautet: "Wir haben dieses Spiel klar und deutlich verloren, aber keiner wird diese Mannschaft Verlierer nennen."

Quelle: ntv.de

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