Fußball-Europaliga ohne den BVB Dortmund reagiert trotzig
16.12.2010, 10:41 UhrAusgerechnet der souveräne Bundesliga-Herbstmeister aus Dortmund scheitert als einziger deutscher Verein in der Gruppenphase der Europaliga. Doch das kurze Abenteuer auf internationalem Terrain hat dem Revierklub Lust auf mehr gemacht.

Aus und vorbei: die Dortmunder Spieler und ihr Trainer Jürgen Klopp nach der Partie in Sevilla.
(Foto: dpa)
Kaum war das Abschied besiegelt, schworen sich alle Beteiligten für eine baldige Rückkehr auf Europas Fußball-Bühne ein. "Das war unser erster richtiger internationaler Auftritt seit Jahren und ich hoffe, dass es nicht unser letzter war", kommentierte Trainer Jürgen Klopp das 2:2 (1:2) von Borussia Dortmund beim FC Sevilla. Der große Vorsprung des Herbstmeisters in der Bundesliga tröstete ein Stück weit über das frühe Aus in der Europaliga hinweg. Nach Einschätzung von Manndecker Mats Hummels hält sich der Schaden in Grenzen: "Wir müssen uns nicht grämen. Das wird für uns keinen schlechten Einfluss auf den Liga-Alltag haben."
Zum zweiten Mal in dieser Saison verabschiedete sich der BVB vorzeitig aus einem Wettbewerb. Knapp zwei Monate nach dem verlorenen Elfmeterschießen im DFB-Pokal bei Kickers Offenbach gab es für die zuletzt vom Erfolg verwöhnten Himmelstürmer erneut ein böses Erwachen. Die jugendliche Unbekümmertheit, von der sie in den vorigen Bundesliga-Monaten oft profitierten, erwies sich im internationalen Vergleich als Nachteil. "Heute mussten wir unserer Altersstruktur Tribut zollen", befand Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.
"Haben uns aus der Ruhe bringen lassen"
Weder die frühe 1:0-Führung durch Shinji Kagawa (4.) noch der Ausgleich zum 2:2 von Neven Subotic (49.) sorgten für Sicherheit. Ein ums andere Mal ließen sich die Borussen vom laut Klopp "exorbitanten Zeitspiel" der Spanier provozieren und verloren in der zerfahrenen Schlussphase vollends die spielerische Linie. Zum Leidwesen des Dortmunder Fußball-Lehrers: "Wir haben uns aus der Ruhe bringen lassen. Das müssen wir uns vorwerfen lassen."
Dennoch hielt der Trainer all jene Kommentare, sein Team habe in der Europaliga Lehrgeld bezahlt und internationale Erfahrung vermissen lassen, für überzogen: "Sevilla hat deutscher gespielt als alle Teams in den 70er, 80er, 90er Jahren und die Bälle nur lang nach vorn gedroschen. Wenn das internationale Erfahrung ist, will ich die gar nicht haben."
Immerhin sechs Millionen Euro in der Kasse
Klopps anschließender Verweis auf fehlendes Glück ist nachvollziehbar. Schließlich musste kein anderes Team mit neun Punkten in der Europaliga nach der Gruppenphase die Segel streichen. Es passt ins Bild von einem verwunschenen Wettbewerb, dass der BVB in seinem eigentlich besten Spiel Ende September das Aus einleitete. Denn die einzige Niederlage - das überflüssige 0:1 im Heimspiel gegen Sevilla - erwies sich als zu schwere Hypothek. Torschütze Kagawa hofft, dass die junge Mannschaft daraus die richtigen Schlüsse für den nächsten Versuch zieht: "Das war sehr ärgerlich, aber auch eine gute Lehre."
Erfreulicher als die sportliche fiel die finanzielle Bilanz aus. Dank der TV- und Zuschauereinnahmen konnte sich Geschäftsführer Watzke über Zusatzeinnahmen in Höhe von gut sechs Millionen Euro freuen. Das ist wenig im Vergleich zur möglichen Rendite in der Champions League, auf die der BVB aufgrund der komfortablen Ausgangslage in der Bundesliga hoffen darf. Ein Sieg am letzten Hinrundenspieltag bei Eintracht Frankfurt soll helfen, damit der Geldsegen in der kommenden Saison noch üppiger ausfällt. "Wir wollen in Frankfurt unbedingt gewinnen. Dann können wir entspannt in die Winterpause gehen und auch das Spiel in Sevilla in Ruhe sacken lassen", sagte Mittelfeldspieler Nuri Sahin.
Quelle: ntv.de, Heinz Büse, dpa