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Frauenfußball n-tv Interview

Gemeinsam haben Birgit Prinz und Steffi Jones mit dem 1. FFC Frankfurt den deutschen Frauen-Fußball in diesem Jahr dominiert. Ihre überragende Ausbeute: das Triple aus Meisterschaft, DFB-Pokal und UEFA-Cup. Nach ihrem Wechsel in die US-Profiliga WUSA stehen sich die beiden Frankfurterinnen nun erstmals als Gegnerinnen gegenüber. Im Endspiel um die US-Meisterschaft trifft Prinz mit ihrem Team von Carolina Courage auf die Washington Freedom mit Jones. n-tv.de-Mitarbeiter Oliver Gressieker hat in Atlanta mit Prinz und Jones gesprochen.

n-tv.de: Sie beide zusammen haben mit dem 1. FFC Frankfurt in der vergangenen Saison mit Meisterschaft, DFB-Pokal und UEFA-Cup bereits drei Titel geholt. Welchen Stellenwert hat die US-Meisterschaft im Vergleich dazu?

Jones: "Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich die Meisterschaft hier genauso hoch einschätze wie den UEFA-Cup. Als ich herkam waren wir Siebte von acht Teams und nun stehen wir im Endspiel. Das ist schon ziemlich unglaublich."

Prinz: "Das ist zwar hier in Amerika der wichtigste Titel, den man gewinnen kann. Aber ich finde es blöd zu sagen, "das ist der Beste, das ist der Tollste". Irgendwie sind das zwei verschiedene Paar Schuhe. Für uns in Deutschland war der Europacup unheimlich wichtig. Das war das Highlight der Saison, aber es ist einfach etwas ganz anderes hier und deshalb finde ich diese Vergleiche nicht so schön."

n-tv.de: Was ist das für ein Gefühl gegen Ihre ehemalige Mannschaftskameradin anzutreten?

Prinz: "Wir spielen ja Gott sei Dank nicht ganz direkt gegeneinander. Sie spielt im Mittelfeld und ich im Sturm, daher werden wir uns hoffentlich nicht zu oft begegnen. Ich mag sie und gerade dann ist es immer schwierig, gegeneinander zu spielen."

Jones: "Ich bin auch froh, dass wir keine direkten Gegenspielerinnen sind. Im Training in Frankfurt sind wir das oft, aber dann schalten wir uns immer nur aus und keine von uns beiden bekommt eine Chance. Es wäre schade, wenn wir uns decken müssten, denn dann würde nichts zustande kommen."

n-tv.de: Was macht den besonderen Reiz an der US-Profiliga WUSA aus?

Prinz: "Es ist einfach toll, dass die Spiele hier unheimlich ausgeglichen sind. Es muss wirklich gefightet werden, um zu gewinnen und man kann nie im Voraus sagen, wer als Sieger vom Platz gehen wird. Und es ist natürlich ein riesiger Unterschied, ob man vor 500 oder 8.000 Zuschauern spielt.

Jones: "Für mich ist das Reizvolle hier, dass ich Vollprofi sein kann und nicht mehr nebenher arbeiten muss. Außerdem macht es Spaß, dass ich mich jede Woche mit den besten Spielerinnen der Welt messen kann. In der Bundesliga sind die Leistungsunterschiede einfach zu groß.

n-tv.de: Was ist der gravierendste Unterschied im Vergleich zum Frauen-Fussball in Deutschland?

Prinz: "Der größte Unterschied ist, dass hier viel mehr Trainer für ein Team arbeiten und das Ganze somit viel professioneller abläuft."

Jones: "Die Amerikaner legen unheimlich viel Wert auf Lauf- und Krafttraining, während wir in Deutschland deutlich mehr mit dem Ball arbeiten. Hier in Amerika muss man erst noch begreifen, dass man auch mit Spielformen Kondition bekommen kann. Hier läuft man sich schon mal die ein oder andere Blutblase."

n-tv.de: Birgit, ist es für Sie als Stürmerin in den USA schwieriger, Tore zu erzielen?

Prinz: "Es ist niemals einfach, Tore zu machen, weder in Deutschland noch hier. Aber hier wird viel mehr Wert auf Athletik gelegt. Daher ist es für mich schwieriger einfach so durchzukommen. Die anderen Spielerinnen sind halt genauso schnell und athletisch wie ich."

n-tv.de: Steffi, Sie haben sowohl einen deutschen als auch eine amerikanischen Pass. Was bedeutet es speziell für Sie, in den USA spielen zu können?

Jones: "Es war schon immer mein Traum. Als kleines Mädchen fand ich die Hymne ganz toll, und wenn ich die vor dem Spiel jetzt höre, bekomme ich Gänsehaut. Es ist ein komisches Gefühl. Einerseits bin ich zwar stolz, auch Amerikanerin zu sein, aber andererseits bin ich stolz, dass ich für die deutsche Nationalmannschaft spielen konnte und Deutsche bin."

n-tv.de: Der deutsche Frauen-Fussball pflegt im Vergleich zu den Männern nur ein Schattendasein. Was müsste Ihrer Ansicht nach getan werden, damit Frauen-Fussball in Deutschland populärer wird?

Prinz: "Man müsste zunächst einmal aufhören, dauernd Vergleiche zwischen Männern und Frauen zu machen. Es ist überhaupt nicht in unserem Interesse, uns mit den Männern zu vergleichen. Wir sind eine eigene Marke, wir wollen eine eigene Marke verkaufen und ich denke, dass man unseren Sport mittlerweile auch ganz gut angucken kann. Wir müssen allerdings eine attraktivere Liga bekommen, in der die Spiele ausgeglichener sind und nicht schon im Winter der Meister feststeht."

Jones: "Die anderen Vereine dürften nicht so neidvoll auf den 1. FFC Frankfurt gucken, auf unseren Manager Sigi Dietrich, der einfach ein Vorreiter ist. Stattdessen sollten sich die anderen Vereine lieber ein Beispiel daran nehmen und auch mal Sponsoren rankriegen. Ansonsten bleiben wir in der Entwicklung stehen und das wäre kein gutes Zeichen für die Zukunft."

n-tv.de: "Wie sieht Ihre sportliche Zukunft für die nächsten Monate aus?

Prinz: "Ich werde auf jeden Fall erstmal drei Wochen Fußball-Pause machen und dann werde ich in Frankfurt wieder einsteigen und bis Ende Februar dort spielen und dann wieder hierher kommen."

Jones: "Ich denke, dass ich so schnell wie möglich wieder für Frankfurt antreten möchte. Ich vermisse die Mannschaft und das Umfeld und bin froh bald wieder zurück nach Hause fliegen zu können.

n.tv.de: Vielen Dank für das Gespräch.

Quelle: ntv.de

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