Schwerer Sturz eines Olympia-Mitfavoriten Sotschi entschärft Slopestyle-Parcours
03.02.2014, 20:05 Uhr
"Ich glaube die Zuschauer werden eine riesengroße Show erleben": Der deutsche Freestyler Benedikt Mayr ist beeindruckt vom Slopestyle-Parcours in Sotschi, den sich Skifahrer und Snowboarder teilen.
(Foto: REUTERS)
Zur großen Show soll Slopestyle bei seiner Olympia-Premiere werden. Schon beim ersten Training in Sotschi begeistern die Athleten mit irrwitzig hohen Sprüngen auf dem Parcours. Doch der Sturz eines Medaillenanwärters dämpft die Euphorie.

Gebrochenes Schlüsselbein und Prellungen: Für Torstein Horgmo aus Norwegen ist der Traum von einer olympischen Medaillen im Slopestyle früh geplatzt.
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Das Abenteuer Olympia, für Torstein Horgmo währte es nicht lange. Statt einer Medaille nimmt der norwegische Snowboarder von den Winterspielen in Sotschi einen Schlüsselbeinbruch mit nach Hause. Der Mitfavorit im Snowboard-Slopestyle, aktuell die Nr. 3 der Weltrangliste, kam auf der Strecke von Rosa Khutor spektakulär zu Fall. Laut Augenzeugen krachte er gleich zu Beginn des Parcours zu Boden und zog sich dabei neben einem Knochenbruch auch Prellungen im Gesicht zu. Nach einem Sturz im ersten Training sind die Winterspiele für ihn beendet, ehe sie offiziell begonnen haben.
Von zu großem Risiko oder gar einem unverantwortlichen Kurs wollten Athleten und Funktionäre aber nichts wissen. Nach längeren Beratungen wird der Schwierigkeitsgrad der Strecke trotzdem leicht reduziert. Die Slopestyler werden ihre Olympiapremiere damit auf einem entschärften Kurs erleben.
Horgmo selbst wertete das eigene Malheur lediglich als unangenehme Begleiterscheinung, er haderte mehr mit dem Zeitpunkt. "Stürze gehören ja zu diesem Sport, aber mein Timing war diesmal wirklich schlecht", sagte der Skandinavier enttäuscht. Die olympische Premiere der Slopestyler beginnt am Donnerstag (7.00 Uhr MEZ) mit der Qualifikation. Die Medaillen werden am Samstag und am Sonntag vergeben.
"Es ist wirklich, wirklich groß"
Die deutschen Ski-Freestyler sind auf der gleichen Strecke unterwegs. Nach Angaben des deutschen Bundestrainers Thomas Hlawitschka sollen jetzt am letzten der drei Kicker (Sprünge) etwa 40 Zentimeter weggenommen werden, am zweiten etwas weniger. "Wir haben noch eine Disziplin, das ist Big Air: eine große Schanze. Das jetzt sind drei Big-Air-Schanzen hintereinander. Es ist wirklich, wirklich groß", berichtete der deutsche Starter Benedikt Mayr. "Da muss man sich wirklich konzentrieren. Für Fehler ist da kein Platz."
Auch der Alpindirektor des Deutschen Skiverbands, Wolfgang Maier, war beeindruckt von der Strecke für das Olympia-Debüt der jungen Sportart. "Das ist schon extrem", sagte er nach seiner ersten Besichtigung bei strahlendem Sonnenschein. "So eine Strecke kann sich sonst keiner leisten."
"Eine riesengroße Show"
Mayr rauschte nach seiner ersten Fahrt euphorisiert und mit einem lauten "Oh mein Gott" auf dem Lippen durch den Auslauf vor den noch leeren Zuschauertribünen. "Ich glaube die Zuschauer werden eine riesengroße Show erleben", prophezeite Mayr. "Da fährt man richtig adrenalingeladen runter. Da gibt es keinen Augenblick, wo man nicht konzentriert ist." Der 24 Jahre alte Bayer ist neben Lisa Zimmermann, die wegen einer Fieberinfektion erst am Montag nach Russland reiste, der einzige deutsche Starter in der Disziplin und kann es kaum erwarten, bis es richtig los geht.
Österreichs Snowboard-Trainer Stefan Cerwenka war in der ersten Aufregung über Horgmos Sturz noch skeptisch. "Das erste Training war sehr ernüchternd. Die gesamte Weltspitze hat einmal zwei Stunden nur geschaut, das gibt es normal nicht", sagte er. "Es sieht gewaltig aus. Die Sprünge sind derzeit fünftes Stockwerk, beim letzten hast du einen Luftstand von 10, 11 Metern über dem Flat."
Nach einer längeren Diskussion unter den Athleten und Trainern einigten sich alle Beteiligten, die Strecke zu entschärfen. Das sei aber nicht nur wegen des Unfalls geschehen, sagte Hlawitschka. "Das ist ganz normal", sagte der deutsche Coach. "Im ersten Training wird der Kurs ausprobiert. Wenn was geändert werden muss, dann wird das geändert." Ein Spektakel bleibt es weiterhin - nur nicht für Torstein Horgmo.
Quelle: ntv.de, cwo/sid/dpa