Electronic Arts erbost PC-Spieler Battlefield 3 im Spionage-Modus
31.10.2011, 12:29 Uhr
(Foto: Electronic Arts)
Das heiß ersehnte Videospiel "Battlefield 3" gerät mächtig unter Beschuss. PC-Spieler müssen eine Software installieren, die nicht nur den Computer nach Raubkopien durchforstet, sondern auch persönliche Nutzerdaten ausspioniert. Außerdem schießt sich Publisher Electronic Arts mit den Nutzungsbedingungen ins Knie.
Welcher Teufel hat Electronic Arts (EA) geritten, dass es sein bei der Gamescom gefeierte Kriegsspiel "Battlefield 3" durch einen datenschutzrechtlichen Amoklauf selbst in Grund und Boden schießt? Der Publisher vertreibt die PC-Version des Shooters über die Plattform Origin, wofür die Nutzer eine gleichnamige Software auf ihrem Rechner installieren müssen, ohne die Battlefield 3 nicht läuft. Diese Vertriebsart soll unter anderen verhindern, dass sich Spieler mit Raubkopien die rund 54 Euro für das Spiel sparen können.
Das an sich ist nicht verwerflich, so lange Origin nur die Installation von geklauten Spielen unterbindet. Doch das Tool schießt weit übers Ziel hinaus, wie unter anderem Videos von Origin-Nutzern auf Youtube zeigen. Denn sobald es installiert ist, scannt es offenbar die komplette Festplatte des Nutzers nach Raubkopien von EA-Produkten. Dazu zeichnet Origin aber auch auf, welche weitere Software auf dem Rechner installiert ist. Und der EA-Spion dringt sogar noch tiefer in private Daten vor. Youtube-Nutzer "Lukethetiger" zeigt in seinem Video, dass das Tool offenbar auch sein Steuerprogramm und seine synchronisierten SMS gescannt hat.
Wenn die Angaben in den Videos korrekt sind, schnüffelt Origin sogar schon los, bevor Käufer den Nutzungsbestimmungen zugestimmt haben. Dies aber sollten sich Käufer der PC-Version gut überlegen. Rechtsanwalt Thomas Schwenke hat für das Spieleportal "Gamestar" die Endbenutzer-Lizenzvereinbarung (EULA) analysiert und mehrere eklatante Rechtsverstöße festgestellt. Für ihn ist Origin ein "Kopierschutz durch die Hintertür", den man "auch als Spyware bezeichnen" könne.
EA fordert Datenschutz-Kapitulation
Klauseln, mit denen Nutzer bestätigen und zustimmen, "dass die Anwendung automatisch Lizenzrechte für einige oder alle EA-Produkte prüfen kann, ohne dich separat darüber zu benachrichtigen" und "dass die Anwendung Informationen über deinen Computer, Hardware, Medien, Software und deine Nutzung der Anwendung benutzen kann, um deine Lizenzrechte zu prüfen", sind für den Rechtsanwalt widerrechtlich und damit unwirksam.

Wer eine Konsolen-Version von Battlefield 3 hat, kann sorglos in den virtuellen Krieg ziehen.
(Foto: Electronic Arts)
Thomas Schwenke hält auch für rechtswidrig, dass EA vom Nutzer fordert, zu akzeptieren, dass gesammelte Informationen über Software, Software-Nutzung und Hardware-Peripherie "in Verbindung mit personenbezogenen Informationen zu Marketingzwecken und zur Verbesserung seiner Produkte und Dienste" genutzt werden können.
Geradezu unverschämt war die Klausel, wonach EA sich das Recht vorbehält, "die über die Anwendung stattfindende Kommunikation zu überwachen und jegliche Information zu veröffentlich, die EA für nötig hält". Nach heftigen Protesten von Nutzern, katastrophalen Bewertungen auf Amazon.de und weiterer öffentlicher Schelte, hat EA diese Klausel angeblich gestrichen und andere angepasst. Bisher stehen die oben genannten Passagen immer noch in der online zu lesenden EULA. Und EA ist offenbar weiter der Meinung, es sei rechtens, deutsches Recht auszuhebeln und zu bestimmen, dass englische Gesetze gelten und auch die Gerichtsbarkeit im Falle einer Rechtsstreitigkeit auf der Insel liegen.
Spieler erhalten Geld zurück
Laut Rechtsanwalt Schwenke haben Käufer das Recht, das Spiel gegen Erstattung des Kaufpreises zurückzugeben, da sie ein rechtlich mangelhaftes Spiel erworben hätten.
Offenbar hat sich auch der NRW-Datenschutzbeauftragte des Falls angenommen. Electronic Arts hat aber bisher keine Stellungnahme veröffentlicht. Inzwischen mehren sich Gerüchte, dass Battlefield 3 auch über die Plattform Steam vertrieben werden könnte. Spieler, die wegen Origin schweren Herzens auf das Spiel verzichten und das Entwicklerstudio Dice würden dies sicher begrüßen.
Quelle: ntv.de