Technik

Watson kann uns verstehen Computer gewinnt Jeopardy

Computer können Schach-Weltmeister besiegen, Raumschiffe steuern und 3D-Welten simulieren. Wenn es aber darum geht, ihre Schöpfer zu verstehen, stellen sich die Superhirne immer noch ziemlich dämlich an. "Watson" ist da anders. Der IBM-Rechner versteht Menschen so gut, dass er als "ganz normaler" Kandidat den TV-Quiz "Jeopardy" gewinnt.

Die Hirnwindungen waren nicht so schnell wie die Schaltkreise: Bei dem US-Spielshowklassiker "Jeopardy" hat der Supercomputer "Watson" zwei menschliche Champions geschlagen. In der dritten und letzten Partie brachte der Rechner es vor der Endrunde auf etwa 18.000 Dollar (12 600 Euro), sein schärfster menschlicher Konkurrent nur auf gut 12.000 Dollar.

"Jeopardy" ist ein Fernsehquiz mit drei Kandidaten. Wer zuerst drückt und richtig antwortet, gewinnt mehrere hundert Dollar. In der ersten Runde hatten "Watson" und sein menschlicher Gegenspieler Brad Rutter noch gleichauf gelegen. In der zweiten führte die Maschine dann die beiden Menschen vor und erspielte 35 754 Dollar - weit mehr als das doppelte von dem, was beide Männer mit 10.000 beziehungsweise 4800 Dollar zusammen einspielten. In der dritten Runde war Rutter bald abgeschlagen, dafür lag aber Ken Jennings lange deutlich vorn. Nach zwei Dritteln der Sendezeit hatte er etwa 17.000, "Watson" nur gut 12.000 Dollar.

In den letzten Minuten startete der Computer aber seinen Durchmarsch und ließ den beiden Menschen keine Chance mehr. Zuletzt standen 35 754 Dollar auf seiner Anzeige, bei Jennings waren es 10.000 Dollar und bei Rutter 4800 Dollar. Durch den Spielmodus katapultierte sich der Gewinn für "Watson" sogar auf 77.000 Dollar und letztlich auf eine runde Million.

Europa ist kompliziert

"Watson" antwortete zwar ein paar Mal falsch, letztlich drückte er mit seinem Roboterarm aber schneller und hatte sehr oft auch die richtigen Fakten parat. Schwach war er beim Themenkomplex Europäische Union. So wusste er nicht, dass die frühere jugoslawische Republik Slowenien zur EU gehört. Als gefragt wurde, was wegen des Schengener Abkommens nicht mehr kontrolliert wird, war er sich zu 33 Prozent sicher, dass "Reisepässe" die richtige Antwort ist; die tatsächlich richtige Antwort "Grenzen" erwog er nur mit 14 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit für der seine drei Favoriten wurde jeweils angezeigt.

Die menschlichen Herausforderer Ken Jennings und Brad Buttler links und rechts von "Watson".

Die menschlichen Herausforderer Ken Jennings und Brad Buttler links und rechts von "Watson".

(Foto: IBM)

"Jeopardy" gibt es seit 1964 und die Rateshow ist eine der populärsten Sendungen im amerikanischen Fernsehen. Die etwas ungewöhnliche Quizshow war auch lange in Deutschland erfolgreich.

"Ja, Dave"

Das Duell erinnerte an die Schachpartie zwischen dem Computer "Deep Blue", ebenfalls von IBM, und Garri Kasparow. Der Maschine war es 1996 gelungen, den damaligen Schachweltmeister zu schlagen. Ein Jahr später besiegte er Kasparow auch in einem ganzen Turnier. "Watson" kann aber etwas, was "Deep Blue" niemals geschafft hätte: Er versteht und spricht natürliche menschliche Sprache. Was das bedeutet, weiß jeder, der schon mal mit einer Spracherkennungs-Software gearbeitet hat.

"Watson" kann nicht nur einzelne Wörter oder deutlich gesprochene einfache Sätze verstehen. Wie ein menschlicher Gesprächspartner ist er in der Lage, Wörter und deren Kontext zu analysieren. Selbst Ironie und Wortspiele sind ihm nicht fremd.  Der Rechner verarbeitet diese Informationen, gleicht sie mit seinen Datenspeichern ab und findet passende Antworten oder im Fall von "Jeopardy" Fragen. Und zwar in einer unglaublichen Geschwindigkeit, wie die menschlichen Kandidaten erfahren mussten.

Für IBM war "Jeopardy" nur ein Test. Das Unternehmen will lernende Computersysteme entwickeln, die in der Lage sind, selbstständig Informationen aus Daten zu gewinnen und Schlüsse zu ziehen. Und damit macht die Wissenschaft einen weiteren großen Schritt in Richtung echter künstlicher Intelligenz.

Wer mehr über das Projekt "Watson" erfahren möchte, findet auf der entsprechenden IBM-Webseite viele Informationen und ein englischsprachiges Video.

Quelle: ntv.de, kwe/dpa

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