Wie ein Babelfisch im Ohr Ohrstöpsel übersetzen simultan
20.05.2016, 19:14 Uhr
Die US-Firma Waverly Labs will den fiktiven Babelfisch in die Realität holen.
(Foto: Waverly Labs)
Eine US-Firma entwickelt Ohrhörer, die in der Lage sein sollen, Gespräche nahezu in Echtzeit zu übersetzen. Vorbestellungen werden bereits angenommen, die Auslieferung soll im Sommer beginnen.
Wer "Per Anhalter durch die Galaxis" von Douglas Adams gelesen hat, muss bei dem "Pilot" des Startup-Unternehmens Waverly Labs sofort an den Babelfisch denken, der in Ohren gesteckt wird und bewirkt, dass sich die verschiedenen Bewohner des Universums problemlos unterhalten können. Denn fast das Gleiche soll der Ohrhörer des New Yorker Unternehmens können. Zwar werden Nutzer nicht das Gefühl haben, sich ganz normal in einer Sprache zu unterhalten. Aber der "Pilot" soll in Verbindung mit einem Smartphone in der Lage sein, Gespräche zwischen zwei Personen simultan zu übersetzen, wenn beide Teilnehmer eins der drahtlos arbeitenden Geräte im Ohr stecken haben.
Um das zu gewährleisten, muss das Mikrofon in dem Ohrstöpsel die Sätze des Gegenübers auf normale Distanz klar erkennen und weitergeben, damit sie auf dem Smartphone korrekt in Text umgewandelt werden können. Danach müssen die Sätze übersetzt werden und zurück in Sprache verwandelt an den Lautsprecher des "Pilot" geschickt werden. Zur Not können auch Mikrofon und Lautsprecher des Smartphones eingesetzt werden.
Die Simultan-Übersetzung kann Waverly Labs natürlich nicht alleine bewerkstelligen. Vermutlich arbeitet der "Pilot" mit den Diensten von Microsoft oder Google, die mit Cloud-Rechenpower und künstlicher Intelligenz auf dem besten Weg sind, die Eigenarten von Sprache zu verstehen und natürliche Dialoge zu ermöglichen. Microsofts Skype Translator liefert bereits eine Art Simultan-Übersetzung am Bildschirm mit seinem Skype Translator. Auch Googles Übersetzer ist bei der Spracherkennung und der Umwandlung in Text schon sehr weit. Was bald in Verbindung mit einem neuen Assistenten-Bot möglich sein wird, hat das Unternehmen kürzlich bei seiner Entwicklerkonferenz I/O demonstriert.
Offline-Version geplant
Sowohl Google als auch Microsoft liegen aber noch zu oft falsch, um wirklich flüssige Unterhaltungen zu ermöglichen. Perfektion verspricht Waverly Labs auch noch nicht. Die New Yorker wissen aber, dass die Dienste dazulernen und immer besser werden, je häufiger sie genutzt werden. Und das Unternehmen hat sogar schon eine Offline-Version in Planung.
Die Vorbestellungen für den "Pilot" sollen am 24. Mai beginnen, die ersten Geräte werden ab 129 Dollar verkauft und voraussichtlich im Sommer ausgeliefert. Später soll der Preis für ein Paar Ohrhörer 250 bis 300 Dollar betragen. Deutsch übersetzen die Stöpsel zum Start noch nicht, zunächst werden Englisch und romanische Sprachen wie Französisch, Spanisch oder Italienisch unterstützt. Wahrscheinlich ist es aber auch ganz schlau, erst einmal abzuwarten, was die ersten Nutzer berichten.
Quelle: ntv.de, kwe