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Telefonnummern der Nutzer, Schwächung der Konkurrenz So kann Facebook von Whatsapp profitieren

Was hat Facebook mit Whatsapp vor?

Was hat Facebook mit Whatsapp vor?

(Foto: REUTERS)

Noch ist nicht klar, was Facebook im Detail mit dem Kauf von Whatsapp bezweckt, aber viele Nutzer des Messengers haben dabei kein gutes Gefühl. Doch was das Unternehmen mit dem riesigen Deal deutlich zeigt: Es macht mit seinen Ankündigungen ernst.

Die Nachricht war ein Paukenschlag: Facebook übernimmt Whatsapp für insgesamt 19 Milliarden Dollar. Eine gigantische Summe, die das soziale Netzwerk nicht ohne Grund investiert. Weltweit hat der Messenger rund 450 Millionen Nutzer und ist vor allem bei jungen Menschen beliebt. Was ist die Strategie hinter diesem Kauf? Warum legt Mark Zuckerberg eine Mondsumme auf den Tisch, um eine Firma mit rund 50 Mitarbeitern zu kaufen?

Whatsapp beteuert in einem Blogeintrag, dass sich für seine Nutzer nichts ändern werde. Der Dienst arbeite weiter unabhängig von Facebook und Nutzer müssten auch keine Werbeeinblendungen fürchten, steht dort. Auch Facebook schreibt in seinem Newsroom, Whatsapp bleibe wie das ebenfalls aufgekaufte Foto-Netzwerk Instagram unabhängig, Facebooks eigener Messenger und Whatsapp würden nicht zusammengeführt.

Es läppert sich

Wie aber profitiert Facebook von dem Deal? Die direkten Einnahmen alleine können es kaum sein. Einen Dollar kostet das Abo ab dem zweiten Nutzungsjahr. "Whatsapp ist auf dem Weg, eine Milliarde Leute miteinander zu verbinden", sagte Facebook-Chef Mark Zuckerberg. Und mit der Unterstützung seines Unternehmens könnten es noch weit mehr werden. Die Masse macht's.

In der Vergangenheit hatte Facebook immer wieder betont, dass es vor allem im mobilen Bereich noch enormes Wachstumspotenzial sieht. Das Unternehmen sieht dort einen Teil ihres Kerngeschäfts, weil die Nutzung von Online-Diensten über Smartphones noch lange nicht ausgereizt ist, besonders in Ländern abseits der USA. Es ist ein Markt, den Zuckerberg und Co. nicht kampflos der schlanken, aber sehr populären Konkurrenz überlassen wollen. Denn der Name Facebook steht vor allem für einen Strom öffentlicher Nachrichten - und dafür, sich für alle sichtbar zu äußern. Dass das Unternehmen seit ein paar Monaten besonders penetrant Werbung zwischen die Neuigkeiten der Freunde und abonnierten Seiten streut, passt zu diesem Konzept.

Facebook geht es also auch um die Nachwuchsarbeit. Viele junge Menschen, die ein Smartphone haben, nutzen Whatsapp, aber nicht Facebook und werden dies vielleicht auch nie tun. Selbst wenn der Messenger unabhängig bleibt, könnte Facebook beispielsweise in der Whatsapp-App die Möglichkeit anbieten, ein Nutzerkonto anzulegen. Ebenso könnte das Netzwerk für Jugendliche attraktiver werden, wenn sie dort nicht nur die Möglichkeit haben, Nachrichten direkt per Facebook-Messenger, sondern auch über Whatsapp zu verschicken.

Die Übernahme des Dienstes mutet an wie eine Aktion à la FC Bayern in der Fußball-Bundesliga: Erstarkt die Konkurrenz zu sehr, wird sie gezielt geschwächt. Messenger-Dienste sind ein Teil des Kerngeschäfts, und Whatsapp ist trotz Alternativen mit Abstand der erfolgreichste Vertreter.

Adressbücher auf Whatsapp-Servern

Facebook wird vermutlich früher oder später auch Zugriff auf die Adressbücher der Whatsapp-Nutzer erhalten, die zum Abgleich der Mobilfunknummern auf den Servern des Dienstes in den USA zwischengespeichert werden. Facebook selbst versucht schon seit längerem, seinen Nutzern die Mobilfunknummern zu entlocken. Einen Grund gab es dafür nicht - denn die Handynummer des Telefonanbieters ist unabhängig von der Internetfunktion des Gerätes. Durch die Verzahnung des Netzwerkes mit Whatsapp wird Facebook seine Datenbanken bedeutend vergrößern können.

Nutzer, die auf Datenschutz Wert legen, waren zwar wegen der lange Zeit fehlenden Verschlüsselung sowie Sicherheitslücken mit Whatapp noch nie gut beraten - sollten sich aber nun umso mehr Sorgen machen. Denn Facebook gehört zu den Unternehmen, die eng mit der dem US-Geheimdienst National Security Agency zusammenarbeiten, unter anderem im Prism-Programm.

Chat-Verläufe speichert Whatsapp für Datensicherung 30 Tage lang. Ganz am Ende der nur auf Englisch erhältlichen AGB steht, dass Whatsapp die Nutzerdaten im Falle eines Verkaufs des Unternehmens an den neuen Eigentümer weitergeben kann. Außerdem darf Whatsapp die Datenschutzerklärung jederzeit ändern, ohne die Nutzer direkt zu informieren. Sie werden dazu aufgefordert, dies regelmäßig selbst anhand des Datums unter den AGB selbst zu überprüfen. Im harmlosesten Fall könnte Facebook mit den Daten seine Kontaktvorschläge verbessern. Wahrscheinlich nutzt das Netzwerk die neuen Details aber für gezielte Werbung.

Whatsapp-Nutzer, die durch den Facebook-Deal ein ungutes Gefühl haben und vielleicht schon vorher misstrauisch waren, suchen jetzt vielleicht nach Alternativen, von denen es zahlreiche gibt. Das Problem ist, dass man Whatsapp nicht so leicht ersetzen kann. Andere Messenger mögen vielleicht sogar besser und sicherer sein -  aber wenn man darüber niemanden erreicht, sind sie nutzlos. Whatsapp ist in westlichen Ländern so weit verbreitet und etabliert, dass es nur sehr schwer von Konkurrenten verdrängt werden kann.

Quelle: ntv.de

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