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"Grauzone für Ausbeutung"Kontroverse um neue Kategorisierung von Sex-Arbeitern in Italien

11.04.2025, 16:07 Uhr
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(Foto: picture alliance / Photoshot)

Eine neue Kategorisierung von Sex-Arbeitern sorgt in Italien für Kontroversen. "Wer hat das entschieden?", fragte Senatorin Alessandra Maiorino von der oppositionellen Fünf-Sterne-Bewegung. Die Regierung habe mit ihrer Regelung "eine Grauzone geschaffen, die Raum für Ausbeutung und Menschenhandel lässt". Auch andere Parlamentarier äußerten die Sorge, die Neuregelung erhöhe die Gefährdung von Frauen durch kriminelle Netzwerke für Sexhandel.

In Italien erhalten Berufsgruppen im Rahmen eines Systems namens Ateco jeweils einen eigenen Code, der für administrative Aufgaben wie die Steuererklärung oder das Registrieren eines Unternehmens genutzt wird.

Diesen Monat führte die zuständige Behörde, das Nationale Institut für Statistik (Istat), einen neuen Code für Berufe aus dem Bereich "persönliche Dienste" ein. Er umfasst Eskort-Dienste sowie die "Lieferung und Organisation sexueller Dienste, die Organisation von Prostitionsveranstaltungen oder die Organisation von Prostitutionsorten". Auch Partnervermittlungen fallen in die neue Kategorie.

Vize-Regierungschef Matteo Salvini von der rechtspopulistischen Lega-Partei sprach am Freitag von einem "Schritt in Richtung gesundem Menschenverstand und Legalität". Sex-Arbeit wird in Italien von der Mafia und anderen kriminellen Organisationen dominiert. Das Anbieten sexueller Dienste ist in dem katholisch geprägten Land nicht per se verboten, Kuppelei und das Betreiben von Prostitutionsnetzwerken hingegen schon. Mit dem neuen Ateco-Code werden aber nun sowohl die legalen als auch die illegalen Bereiche berücksichtigt.

Das zuständige Istat begründete dies mit der Anforderung, EU-konforme Regelungen zu formulieren. Die neue Code-Kategorie sei so weit gefasst, um eine "volle Vergleichbarkeit der Daten zwischen EU-Ländern" zu erreichen.

Quelle: ntv.de, AFP