Reise

Umwelt Knappheit und Strandwüste: Probleme wie Sand am Meer

Denkendorf/Berlin (dpa) - Sonne, Strand, Meer: die klassische Mindestanforderung vieler Touristen an ihren Urlaubsort. Doch auch wenn es Sprüche wie «Sand am Meer» gibt, ist Sand nicht gleich Sand und erst recht keine Selbstverständlichkeit. Ganze Strände sind bedroht.

Echte Sandmänner können in den kleinsten Körnchen riesige Gebirge oder endlose Strände sehen. Sie kennen das Weiß der Copacabana genauso wie den Staub des Mount Everest. In ihren Gläsern und Döschen haben Sandkundige die ganze Welt versammelt. Einer dieser Arénophilen ist Daniel Helber. Sandkörnchen aus 243 Ländern und Regionen hat er in seinem Haus im schwäbischen Denkendorf zusammengetragen, von Flüssen und Seen, von Höhlen und Gebirgen, Wüsten, Dünen und sogar aus der Tiefsee.

Fast 5000 Sandproben hat er in den Behältern aus dem Chemielabor-Großhandel verstaut: Grasgrünen Sand aus Olivin-Kristallen von der Südspitze von Hawaii genauso wie blauen Sodalith aus Namibia. Was ihm jedoch fehlt, sind Körner aus dem Südsudan. Sandproben von der Nordsee braucht ihm Freunde und Verwandte aber nicht mehr mitzubringen. Davon hat er bereits reichlich. Kiloweise hat Helber ihn aber nicht weggetragen, er sammelt seine Mitbringsel in kleinen Fläschchen.

Zum Glück. Denn nähme jeder Tourist Sand vom Urlaubsstrand mit, könnte das in einigen Gegenden ein bereits vorhandenes Problem verschärfen. So auf der Nordseeinsel Sylt: Die Ferieninsel verliert ständig an Substanz, unerbittlich nagen die Wellen an der Küste. Jedes Jahr muss das Eiland mit Sandvorspülungen geschützt werden. Doch Rettung naht: Über die Aktion « Sand für Sylt » sollen Besucher einen Kilo Industriesand kaufen und diesen bei ihrem nächsten Besuch auf der Insel verstreuen. Auf Föhr gibt man sich mit solchen Kleckereien nicht ab. Die Nordseeinsel wird gerade mit Hilfe von schwimmenden Baggern um 325 000 Kubikmeter Sand aufgespült. Der Sand aus der Fahrrinne zum Fähranleger Wittdün/Amrum wird auf knapp 2,5 Kilometern über eine Rohrleitung im Watt verteilt. Alle zehn bis zwölf Jahre ist er allerdings wieder weg, dann rücken die Bagger erneut an.

In den großen Weltmeeren suchen einige Inseln ihre immer dünner werdenden Strände mit Verboten zu retten: Auf den Kanarischen Inseln etwa ist es strengstens untersagt, einige Körnchen mitzunehmen. Auch an Mallorcas berühmtem Strand Es Trenc wird der Besucheransturm dafür verantwortlich gemacht, dass die Liegefläche nur noch wenige Meter breit ist. Das und die regelmäßigen Hurrikane sind auch das Problem des Karibikstrandes an der «Riviera Maya» auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán. Die Gäste in Cancún und anderen Badeorten buchen teure Urlaube für das Karibikfeeling weißer Puderstrände. Doch das Meer trägt bei Unwetter den Sand unablässig davon, legt klaffende Felsen frei, verringert die Strandfläche.

Das Land muss die gewünschten Bedingungen mittlerweile teuer erkaufen, Sand von nahegelegenen Inseln herbeischaffen. Umweltschützer beklagen hier vor allem die Baustrategie der Hotels, die der Umwelt langfristig schaden: Was fehle, seien Strandnarben mit Pflanzenwuchs, welche die Erosion aufhalten. Solange für neue Hotels weiter Palmenwälder gerodet und die Gebäude fast bis an die erste Welle heran gebaut werden, schrumpften die Strände weiter.

Das Sandproblem zeigt sich an anderer Stelle im extremen Gegenteil: So klagt man an der Ostsee nicht über Knappheit, sondern über Versandung. Wind und Wellen bringen zu viel Nachschub in die «polnische Sahara». Im Seebad Leba verschlucken bis zu 50 Meter hohe Wanderdünen Wälder, der Hafen droht zu versanden. Deswegen der Aufruf des Fremdenverkehrsamtes an die Touristen: Nehmt den Sand mit! Für Sammlungen und Sandbars, gerne auch gleich Anhängerweise für ganze Spielplätze und Beachvolleyballfelder. Über Anrufe aus Sylt, Föhr oder gar Yucatán würde man sich in Leba sicher nicht wundern.

Quelle: ntv.de, dpa

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