Deals mit EU, USA und Japan Biontech soll 570 Millionen Impfdosen liefern
10.11.2020, 17:57 Uhr
Ab der kommenden Woche wollen Biontech und Pfizer die Zulassung ihres Impfstoffs bei der US-Arzneimittelbehörde beantragen.
(Foto: imago images/onemorepicture)
Für 2020 und 2021 haben Biontech und Pfizer bereits Liefervereinbarungen mit mehreren Ländern für ihren Impfstoff festgezurrt. Sollte der Impfstoff zugelassen werden, wäre das ein wirtschaftlicher Wendepunkt. Im dritten Quartal verzeichnet Biontech allerdings wegen der Forschung ein dickes Minus.
Das Mainzer Pharmaunternehmen Biontech hat nach eigenen Angaben mit seinem US-Partner Pfizer Liefervereinbarungen mit mehreren Ländern und der EU für insgesamt 570 Millionen Dosen seines Corona-Impfstoffs für dieses und das nächste Jahr geschlossen. Darüber hinaus gebe es Kaufoptionen für weitere 600 Millionen Dosen, teilte Biontech nun mit. Das bedeutet nicht, dass ebenso viele Menschen geimpft werden können. Denn für jede Impfung sind über einen bestimmten Zeitraum zwei Dosen des Impfstoffs notwendig.
Alle Vereinbarungen sind den Angaben zufolge abhängig vom klinischen Erfolg und der Zulassung. Das Unternehmen hatte zuvor ermutigende Zwischenergebnisse zur Wirksamkeit seines Corona-Impfstoffs vorgelegt und angekündigt, voraussichtlich schon ab der kommenden Woche mit Pfizer die Zulassung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA zu beantragen.
Neben der EU gibt es laut Biontech auch Liefervereinbarungen unter anderem mit den USA, Kanada und Japan. Biontech-Vorstandschef und -Mitgründer Ugur Sahin sprach nun mit Blick auf das am Montag präsentierte Zwischenergebnis einer 90-prozentigen Wirksamkeit des Impfstoffs von einem "Wendepunkt, sowohl für unser Unternehmen als auch für die Innovation in der Wissenschaft. Diese Daten bringen uns einer möglichen Lösung für die aktuelle globale Pandemie einen Schritt näher."
Auf der Grundlage von Lieferprognosen geht Biontech davon aus, dass in diesem Jahr weltweit bis zu 50 Millionen Impfstoffdosen geliefert und im nächsten Jahr bis zu 1,3 Milliarden Dosen hergestellt werden. Eine wichtige Rolle bei der Herstellung soll die Produktionsanlage im hessischen Marburg spielen. Die Übernahme des Werks von dem Schweizer Pharmariesen Novartis wurde laut Biontech im Oktober abgeschlossen.
Forschung drückt Biontech tiefer in rote Zahlen
Die intensiven Forschungen an Corona-Impfstoffen haben das Unternehmen allerdings tiefer in die Verlustzone gedrückt. Von Juli bis September belief sich der Nettoverlust auf 210 Millionen Euro, wie Biontech auf einer virtuellen Pressekonferenz bekannt gab. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres hatte das Minus 30,1 Millionen Euro betragen. Insgesamt beträgt der Verlust demnach in diesem Jahr bis September 351,7 Millionen Euro. Biontech-Chef Sahin zeigte sich wegen der aktuellen Entwicklungen aber zuversichtlich für die weitere Geschäftsentwicklung.
An der US-Börse erhielt die Biontech-Aktie vor dem Hintergrund der Studienergebnisse heute weiter starken Auftrieb. Der Kurs stieg im New Yorker Technologie-Index Nasdaq nach Handelsbeginn zunächst um mehr als fünf Prozent zum Schlusskurs vom Vortag. Am Montag hatte die Aktie infolge der Impfstoff-Ankündigung bereits einen massiven Kurssprung verzeichnet.
Biontech war im Jahr 2008 gegründet worden. Vor zwei Jahren schloss das Mainzer Unternehmen eine Kooperationsvereinbarung mit Pfizer, die im März dieses Jahres angesichts der Corona-Pandemie auf die Suche nach einem Impfstoff ausgeweitet wurde. Für die Forschungen erhielt Biontech Hilfen der Bundesregierung in Höhe von 375 Millionen Euro.
Quelle: ntv.de, ysc/dpa/AFP