Wirtschaft

Die Kraft des Dalai Lama China bestraft Gastgeber

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Weltweite Popularität: In Neu Delhi nahm der Dalai Lama erst kürzlich den Mutter-Teresa-Gedächtnis-Preis für soziale Gerechtigkeit aus den Händen von Bollywood-Star Rani Mukherjee (links) entgegen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Das religiöse Oberhaupt der Tibeter genießt in vielen Teilen der Welt hohes Ansehen. Nur in Peking lösen die Auftritte des Dalai Lama große Verärgerung aus. Wer ihn empfängt, muss im Chinahandel offenbar mit empfindlichen Nachteilen rechnen. Deutsche Volkswirte können die Auswirkungen auf den Export jetzt erstmals mit Zahlen belegen. Der Westen muss sich entscheiden.

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Zahlreiche Besuche in Deutschland: Angela Merkel empfing den Dalai Lama (rechts) im September 2007 und ...

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Ein Empfang des Dalai Lamas hat für die Gastgeberländer einem Bericht zufolge in der Regel zweistellige Exporteinbußen nach China zur Folge. Wie die "Wirtschaftswoche" unter Berufung auf eine bislang unveröffentlichte Studie der Universität Göttingen berichtete, hält der Einbruch der Exporte in die Volksrepublik im Durchschnitt über einen Zeitraum von zwei Jahren an.

Die Wissenschaftler hatten dem Bericht zufolge die Auswirkungen der Auslandsbesuche des geistlichen Oberhauptes der Tibeter zwischen 1991 und 2008 untersucht. Vor allem seit dem Beginn der Präsidentschaft von Hu Jintao 2003 nutze die Regierung in Peking zunehmend ihre rapide anwachsende wirtschaftliche Macht, um politischen Druck auszuüben.

Empfängt ein Land den Dalai Lama, sinken die Exporte nach China in den folgenden Jahren um durchschnittlich 13 Prozent, errechneten die Ökonomen. Besonders empfindlich reagiere China, wenn ein hochrangiger Politiker den 75-Jährigen träfe. Unterschiede gibt es der Studie zufolge bei den betroffenen Branchen: Besonders stark gehe der Verkauf von Maschinen, Lokomotiven, Schiffen und Lastwagen zurück - also Produkte, die oft von Wirtschaftsdelegationen bei Besuchen verkauft würden. Weniger stark betroffen seien Konsumgüter und Chemikalien.

Angst vor geistiger Unabhängigkeit

Die chinesische Regierung wirft dem Dalai Lama separatistische Umtriebe vor. Der seit Jahrzehnten im Exil lebende buddhistische Mönch dagegen hat wiederholt erklärt, ihm gehe es nur um mehr Autonomie für die Tibeter. China betrachtet Tibet als Teil des Staates, während der Status der Region international umstritten ist.

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.. im Juni 2005, wenige Monate vor ihrer Wahl zur Bundeskanzlerin.

(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)

Die Studie der Göttinger Wissenschaftler gewinnt angesichts der anstehenden Nobelpreisverleihung besondere Brisanz. China hatte Diplomaten bereits Wochen vor dem festlichen Akt . In einem Brief der chinesischen Botschaft in Oslo an die Vertretungen weiterer Staaten hieß es, die Botschafter in Oslo sollten "nichts unternehmen, was China destabilisieren könnte". In diplomatischen Kreisen war das als kaum verhüllter Boykottaufruf verstanden worden.

Exporterfolg oder Menschenrechte?

Der diesjährige Friedensnobelpreis geht an den inhaftierten chinesischen Dissidenten Liu Xiaobo und soll am 10. Dezember verliehen werden. Liu wird den Preis voraussichtlich nicht persönlich entgegennehmen können. Eine kurzfristige Entlassung aus der Haft halten Beobachter für unwahrscheinlich.

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Wer in China offen für mehr Demokratie eintritt, muss mit Repressalien rechnen.

(Foto: REUTERS)

Das Nobelkomitee hatte die Vergabe des Friedensnobelpreises an Liu als "eine der wichtigsten" Entscheidungen in der Geschichte des Preises bezeichnet. Die Wahl Lius sei "klassisch" und stehe in der Tradition, Dissidenten auszuzeichnen, sagte der Sekretär des Preiskomitees, Geir Lundestad.

Als Beispiele nannte er die Verleihungen an den deutschen Pazifisten Carl von Ossietzky während des Nationalsozialismus 1935, den polnischen Gewerkschaftsführer Lech Walesa 1983 und die südafrikanischen Anti-Apartheid-Kämpfer Desmond Tutu (1984) und Nelson Mandela (1993).

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/rts

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