Sal. Oppenheim geht an Deutsche Bank Chronik eines Niedergangs
28.10.2009, 16:48 UhrNach 220 Jahren muss die Privatbank Sal. Oppenheim ihre Unabhängigkeit aufgeben. Die vergangenen Jahre waren durch eine Kette von Fehlentscheidungen und riskanten Geschäften geprägt.
1. Januar 2005: Sal. Oppenheim übernimmt für 600 Millionen Euro die Frankfurter BHF-Bank von ING.
2005: Arcandor-Großaktionärin Madeleine Schickedanz erhält einen Kredit über 300 Millionen Euro von ihrer Hausbank Sal. Oppenheim. Mehrere Gesellschafter bürgen Kreisen zufolge.
August 2007: Sal. Oppenheim stockt die Beteiligung an der Düsseldorfer IKB auf fünf Prozent auf - wenige Wochen, nachdem die Mittelstandsbank durch Fehlspekulationen als erstes deutsches Institut in den Strudel der Finanzkrise geraten ist. Am Ende steht ein Verlust von 35 Millionen für Sal. Oppenheim.
29. September 2008: Sal. Oppenheim steigt für 59 Millionen Euro bei Arcandor ein und räumt dem Handels- und Reisekonzern eine Kreditlinie über 50 Millionen Euro ein. Oppenheim kauft Schickedanz zusätzlich einen Teil ihres Aktienpakets ab.
19. Februar 2009: Die Beteiligungen an Arcandor und an dem Immobilienkonzern IVG werden in eine Holding der Familiengesellschafter ausgelagert. Sal. Oppenheim verliert mit den IVG-Aktien 40 Millionen Euro.
1. März: Der neue Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick tritt sein Amt an. Sal. Oppenheim garantiert dem früheren Finanzchef der Telekom dafür 15 Millionen Euro.
April: Die Finanzaufsicht BaFin nimmt die Bilanzen der Bank in einer Sonderprüfung unter die Lupe.
22. April: Der Verkauf der BHF-Bank wird mangels lukrativer Angebote abgeblasen.
28. April: Sal. Oppenheim weist erstmals in der Nachkriegszeit einen Verlust aus und zwar von 117 Millionen Euro. Grund sind Fehlspekulationen im Aktienhandel. Das Investmentbanking soll umgebaut werden. Die Familiengesellschafter stellen 200 Millionen Euro als Kapitalerhöhung zur Verfügung.
9. Juni: Arcandor meldet Insolvenz an, nachdem der Staat Bürgschaften verweigert. Die Aktie bricht ein. Sal. Oppenheim drohen Abschreibungen von bis zu 167 Millionen Euro, was die Bank als "absolut verkraftbar" bezeichnet.
8. Juli: In einem Interview im "Handelsblatt" erklären die Gesellschafter Graf von Krockow und Friedrich Carl Janssen, dass Sal. Oppenheim die Krise ohne fremde Hilfe überstehen könne. Den Einstieg eines Investors schließt Krockow aus. Kreisen zufolge laufen aber bereits Gespräche mit anderen Banken.
5. August: Die Deutsche Bank erklärt, dass sie bei Sal. Oppenheim einsteigen will. Zunächst ist die Rede von einer Minderheitsbeteiligung, schnell wird aber klar, dass es um eine Mehrheit geht.
10. August: Die Deutsche Bank finanziert eine dringend nötige Kapitalerhöhung bei Sal. Oppenheim um 300 Millionen Euro.
11. August: Das Investmentbanking von Sal. Oppenheim soll separat verkauft werden, da sich die Deutsche Bank nur für die vermögenden Privatkunden der Bank interessiert. Favorisierter Bieter ist zunächst die italienische Mediobanca.
1. Oktober: Mediobanca zieht sich aus dem Prozess zurück. Als neuer Interessent für das Investmentbanking kristallisiert sich die australische Macquarie Bank heraus.
27. Oktober: Die Deutsche Bank und Sal. Oppenheim sind sich über die Struktur der Transaktion einig: Die Alteigentümer sollen weniger als 25 Prozent an der Kölner Vermögensverwaltung behalten, die Luxemburger Holding geht ganz an Deutsche Bank. Die Deutsche Bank übernimmt 100 Prozent und zahlt dafür 1,0 Mrd. Euro.
Quelle: ntv.de, rts